Wo
Der Geist in „Ariund der Geistin derlat
Dr. Max Goldschmict
Süro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 305!
RERLIN N4
Ausschnitt aus:
Berliner Tageblatt
27. März 1927
artnur Schnitzler. Der Geist im Wort und der
Geist#e
Fischer, Berlin.
Diese „vorläufigen Bemerkungen zu zwei Diagrammen“ erscheinen,
flüchtig betrachtet, tatsächlich kaum viel mehr als eine geistreiche
Spielerei zu sein — diesen Einwand sieht der Dichter auch voraus. Mit
Antithesen lässt sich’s leicht scharfsinnig sein. Sicht man aber genauer
hin, so offenbart sich dieser graphische Entwurf als eine tiefgründige,
metaphysisch unterbaute Weltschau, die an letzte Dinge rührt und Wirr¬
nisse der Wertung von Erscheinungen klären hilft, die besonders un¬
serer Zeit viel zu schaffen machen. Diese erkenntniskritische Studie
ist auf dem knappen Raum von sechzig Seiten nicht weniger als eine
gedankenreiche Untersuchung, welche Begabungen, Geistesverfassungen,
Seelenzustände Gottes und welche des Teufels sind. Keine theologische
Schrift — sonst würde Schnitzler in seiner Einleitung keinen Art-, son¬
dern einen Wertunterschied machen, keine rationalistische eines Auf¬
klärers —, sonst würde er sich mit der blossen Einleitung der Urtypen
begnügen, die die Menschheit repräsentieren, sie ist ein Werk, auf dem
Boden schnitzlerischen Dichtertums und schnitzlerischer Altersweisheit
gewachsen: sie geht den Beziehungen nach, die zwischen dem positiv,
ins Göttliche, und dem negativ, ins Teufliche gerichteten Gebiet des
menschlichen Geistes bestehen. Es sind keine unverrückbaren Pole,
die so fixiert werden, es sind Funktionen, die sich aufeinander zu¬
bewegen; denn die wenigen Menschen sind die Inkarnation eines der
gegensätzlichen Typen. Der Literat, der in einem Werke ein Dichter sein
" kann, der Politiker, der mit einer Tat als Staatsmann handelt, die 1
Feuilletonisten von Beruf und Begabung, die ihrem Scelenzustande
nach keineswegs Feuilletonisten sind, seien als glückliche Beispiele für
die wunder- und rätselvollen Mischungen der Menschenkinder aus dem
L. W.-a. „
wohlgegliederten Buche herausgegriffen.
box 35/4
Der Geist in „Ariund der Geistin derlat
Dr. Max Goldschmict
Süro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 305!
RERLIN N4
Ausschnitt aus:
Berliner Tageblatt
27. März 1927
artnur Schnitzler. Der Geist im Wort und der
Geist#e
Fischer, Berlin.
Diese „vorläufigen Bemerkungen zu zwei Diagrammen“ erscheinen,
flüchtig betrachtet, tatsächlich kaum viel mehr als eine geistreiche
Spielerei zu sein — diesen Einwand sieht der Dichter auch voraus. Mit
Antithesen lässt sich’s leicht scharfsinnig sein. Sicht man aber genauer
hin, so offenbart sich dieser graphische Entwurf als eine tiefgründige,
metaphysisch unterbaute Weltschau, die an letzte Dinge rührt und Wirr¬
nisse der Wertung von Erscheinungen klären hilft, die besonders un¬
serer Zeit viel zu schaffen machen. Diese erkenntniskritische Studie
ist auf dem knappen Raum von sechzig Seiten nicht weniger als eine
gedankenreiche Untersuchung, welche Begabungen, Geistesverfassungen,
Seelenzustände Gottes und welche des Teufels sind. Keine theologische
Schrift — sonst würde Schnitzler in seiner Einleitung keinen Art-, son¬
dern einen Wertunterschied machen, keine rationalistische eines Auf¬
klärers —, sonst würde er sich mit der blossen Einleitung der Urtypen
begnügen, die die Menschheit repräsentieren, sie ist ein Werk, auf dem
Boden schnitzlerischen Dichtertums und schnitzlerischer Altersweisheit
gewachsen: sie geht den Beziehungen nach, die zwischen dem positiv,
ins Göttliche, und dem negativ, ins Teufliche gerichteten Gebiet des
menschlichen Geistes bestehen. Es sind keine unverrückbaren Pole,
die so fixiert werden, es sind Funktionen, die sich aufeinander zu¬
bewegen; denn die wenigen Menschen sind die Inkarnation eines der
gegensätzlichen Typen. Der Literat, der in einem Werke ein Dichter sein
" kann, der Politiker, der mit einer Tat als Staatsmann handelt, die 1
Feuilletonisten von Beruf und Begabung, die ihrem Scelenzustande
nach keineswegs Feuilletonisten sind, seien als glückliche Beispiele für
die wunder- und rätselvollen Mischungen der Menschenkinder aus dem
L. W.-a. „
wohlgegliederten Buche herausgegriffen.
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