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rau des Nei
sen
1.9ie
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
Nr. 52
„OBSERVER“
N105
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring ,31 a. —
Ausschnitt aus des Wiener Tagblatt
vom 2.40.1817.
Vom Teletische.
* Die Frau des Weisen. Noveletten von
Arthur Schnitzler. Berlin 8, Fischer's Verlag. — Die
Gesammköszeichnung der in dem hübschen Bande ge¬
sammelten Arbeiten als „Noveletten“ ist das allein Alt¬
modische, die Concession, die Schnitzler an das Ueber¬
kommene macht. Vielleicht geschah es nur deshalb, weil
eine der Darbietungen an französische Manier anklingt,
der „Ehrentag“. Und gerade diese Erzählung ist die minder¬
werthige; in ihr ist Schnitzler am wenigsten Schnitzler.
Denn er hat seine markante Eigenart, die sich am klarsten
in „Abschied" und „Die Todten schweigen“ zeigt, zwei
Gegenstücken feinsinniger, psychologischer Wahrheiten im
Geiste unserer Zeit, den Empfindungen unserer Tage ent¬
sprechend. Schnitzler läßt sich tragen von dem modernen
Liebesleben und Liebebeurtheilen, er schildert es aber, wie es
sich in seiner schwermüthig=weichen Seele widersviegelt. Der
melancholische Zug seines Charakters als Schriftsteller bringt
die schönsten, die zartesten und die sinnigsten Wendungen
und Betrachtungen. Die Poesie des Vergehens lockt ihn
immer und lohnt seine liebevolle Hingabe an die Schatten,
die auf den Lebensweg fallen, mit dichterischen Erfolgen.
Er weiß zu schildern und er weiß, etwas zu sagen. An
Allerseelenbemerkungen wie „Jedes Wesen ist erst dann
todt, wenn auch alle die gestorben sind, die es gekannt
haben“ oder „Was ist das Lebendige? Ich kann die
Vorhänge herablassen und die Sonne ist todt“ kann kein
Leser vorbeihasten, ohne eine Pause eintreten zu lassen.
Far 50 Zei Solche Pausen ehren den Schriftsteller. Die Gestalten,
100
die er zeichnet, sind der Reflexion verfallen, aus der inclusive
Porto.
200
Reflexion heraus erstehen die Conflicte. Die Accente der Zahlbar
500
Kraft findet Schnitzler fast ausschließlich für innere, m Voraus
„ 1000
schen
seelische Leiden; dem Brutalen geht er
Im Gaus dem Wege, er
zählt zu den „schämigen, ist das
Eine weichgestimmte Natur hegt er edie # es den
Abonnement Modernen.
Abonnenten Instincte. Frauen, die Chopin gerne spielen, müssen
ern.
Schnitzler gerne lesen. Daß er dem künstlerischen Ruhme
Wiens zur Ehre gereicht, das bezeugen auch diese
Noveletten. Mit Befriedigung darf constatirt werden, daß
er seine Gemeinde in Deutschland und auch in Frankreich
gefunden hat. Das ist begreiflich; Schnitzler bringt die
Note des deutschen Gemüthes in die „Moderne“.
rau des Nei
sen
1.9ie
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
Nr. 52
„OBSERVER“
N105
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring ,31 a. —
Ausschnitt aus des Wiener Tagblatt
vom 2.40.1817.
Vom Teletische.
* Die Frau des Weisen. Noveletten von
Arthur Schnitzler. Berlin 8, Fischer's Verlag. — Die
Gesammköszeichnung der in dem hübschen Bande ge¬
sammelten Arbeiten als „Noveletten“ ist das allein Alt¬
modische, die Concession, die Schnitzler an das Ueber¬
kommene macht. Vielleicht geschah es nur deshalb, weil
eine der Darbietungen an französische Manier anklingt,
der „Ehrentag“. Und gerade diese Erzählung ist die minder¬
werthige; in ihr ist Schnitzler am wenigsten Schnitzler.
Denn er hat seine markante Eigenart, die sich am klarsten
in „Abschied" und „Die Todten schweigen“ zeigt, zwei
Gegenstücken feinsinniger, psychologischer Wahrheiten im
Geiste unserer Zeit, den Empfindungen unserer Tage ent¬
sprechend. Schnitzler läßt sich tragen von dem modernen
Liebesleben und Liebebeurtheilen, er schildert es aber, wie es
sich in seiner schwermüthig=weichen Seele widersviegelt. Der
melancholische Zug seines Charakters als Schriftsteller bringt
die schönsten, die zartesten und die sinnigsten Wendungen
und Betrachtungen. Die Poesie des Vergehens lockt ihn
immer und lohnt seine liebevolle Hingabe an die Schatten,
die auf den Lebensweg fallen, mit dichterischen Erfolgen.
Er weiß zu schildern und er weiß, etwas zu sagen. An
Allerseelenbemerkungen wie „Jedes Wesen ist erst dann
todt, wenn auch alle die gestorben sind, die es gekannt
haben“ oder „Was ist das Lebendige? Ich kann die
Vorhänge herablassen und die Sonne ist todt“ kann kein
Leser vorbeihasten, ohne eine Pause eintreten zu lassen.
Far 50 Zei Solche Pausen ehren den Schriftsteller. Die Gestalten,
100
die er zeichnet, sind der Reflexion verfallen, aus der inclusive
Porto.
200
Reflexion heraus erstehen die Conflicte. Die Accente der Zahlbar
500
Kraft findet Schnitzler fast ausschließlich für innere, m Voraus
„ 1000
schen
seelische Leiden; dem Brutalen geht er
Im Gaus dem Wege, er
zählt zu den „schämigen, ist das
Eine weichgestimmte Natur hegt er edie # es den
Abonnement Modernen.
Abonnenten Instincte. Frauen, die Chopin gerne spielen, müssen
ern.
Schnitzler gerne lesen. Daß er dem künstlerischen Ruhme
Wiens zur Ehre gereicht, das bezeugen auch diese
Noveletten. Mit Befriedigung darf constatirt werden, daß
er seine Gemeinde in Deutschland und auch in Frankreich
gefunden hat. Das ist begreiflich; Schnitzler bringt die
Note des deutschen Gemüthes in die „Moderne“.