V, Textsammlungen 1, Die Frau des Weisen. Novelletten, Seite 14

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des Neis
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Die Frau
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Ausschnitt
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Nr. 44
„OBSERVER
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Ausschnitt aus:
Hamhisge
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vom 6% 76.
Die Frau des Weisen.
Novelletten von Arthur Schnitzler.
Berlin. Fischer.
Wenn ich eine Novelle Arthur Schnitzler's lese, so ist es
## immer, als wandle ich an einem Novembertage einsam auf
stillen Waldeswegen. Kein Lüftchen regt sich, keines Vogels
Stimme erschallt. Es ist so still so still —
Nur die
dürren Blätter rascheln, wenn mein Fuß sie berührt. Da, für
Augenblicke bricht durch die grauen Wolken und das herbstlich
gefärbte Laubdach ein Sonnenstrahl. Aengstlich huscht er über
den Boden hin — kein Lachen, kein Fröhlichsein. Ein
verspäteter Schmetterling flattert vorüber, um sich in ihm zu
wärmen. Auch er ist müde ...
Solcher Art ist Schnitzler, der Novellist. Er ist wie die
Nähe des Winters und zugleich wie eine letzte melancholische
Erinnerung an sonnige leuchtende Sommertage.
Schnitzler spricht von heißem, stürmischem Liebesrausch.
Aber der liegt, ach, schon so weit zurück. Der Augenblick
bringt nur wehmüthiges Erinnern, trübes Entsagen, das
emelancholische Genießen einer letzten Menschenblume.
Schnitzler ist Décadent. Er hat das heitere natürliche
Lachen ursprünglicher Menschen verlernt. Oder hat er es am
Ende nie gekannt? Er hat keine Freude an echten natürlichen
Meuschen, er schildert sie selten. Und doch kann er sie malen,
wie kein zweiter; z. B. die „lieben süßen Mädel“ der Kaiser¬
stadt Wien. Er kann sie und die lieben philisterhaften Anver¬
wandten so wohl verstehen, so prächtig reden lassen: sein Schau¬
spiel „Liebelei“ verräth es uns ja. Warum führen uns denn
die Erzählungen nur in die Gesellschaft dieser müden empfind¬
samen Seelen, in diese schwüle ungesunde Atmosphäre des Hin¬
welkens? Wohl, weil Schnitzler, der Poet, im Innersten selbst
der Inichts Kraftvolles hat; weil ihm der echte goldige Humor des
melusive
Porto.
1(gesunden überlegenen Menschen fehlt; weil er es verlernt hat,
Zahlbar
Adie Schönheit der Erde ohne Deuteln und Spintisiren frisch¬
im Voraus
5(fröhlich zu genießen; weil er Sleptiker ist; weil er Sensationen
1
" 100nchiot, die ihm die Tiumiessen; des Genusses geben sollen
und ihm sinndes Dustes frischer Veilchen doch nur violette nitte ist das
steht es den
de Parme geben können.
Abom“
Schnitzler hat das zarte Empfindungsleben des echten ändern.
Abon Dichters. Er ist überaus sensitiv. Und er weiß seine Stim¬
Munge:
Peser witzutheilen.
Grouen und Verzweinung
Sehnuch und jute Mer#nchelte leben in unserer Seile auf,
wenn wir ihm lauschen. Seine Novelien sind mehr Stimmungs¬
bilder als nackte Schilderungen von Ereignissen. In Schnitzler
steckt ein ganzer Lyriker und nur ein halber Epiker.
Unter d## #n Erzahlungen find natürlich brei Ehebruchs¬
geschichten, oder sagen wir lichtiger zwei und halbe. Denn die
„Frau des Weisen, von der die erste N#r##e ertählt, sieht nur
# der Schwelle zur süßen Sünde Als die junge Frau der
Lehrers den scheibenden en#to###m Halse häugt, tritt ihr
Meum le### Himmer.
e
#### nur der Jungling
#nd stürzt davon. Nach lungen Jahren tressen die beiden
Liebenden wiede zusammen. Sie will sich ihm nah
merkt er aus ihren Reden, daß der Gotte nie ein Wori 7 chr
über die Liedesscene von damals gesagt hat, daß sie alle
nucht weiß, das ihr Menn sie an seinem Halse geseden. Der
junge Mann ist betroffen über die „Weisheit des Gatten.
Auch e
hweigt und verläßt die junge Frau, ohne sie noch
klamgl wiederzusehen.
der Erzöhl#ne Ein Abichr“ bebe#det

Smpnkbungen rins Mannes der von der Krankheit und ##
schließlich dem Tod seiner heimlich Geliedten vernimmt und i.
das Haus ihres
Vatien emnbringt. um von der Toten Abschiel
zu nehmen. Der Ehrentag“ schildert den Selbstmord ein¬
Schenspielers, der durch Spott und Hoh#
getrieber
###rd
„Blumen“ sind Tagebnchaufzeichnungen eines Mannes,
### sich schwer aus dem Bannkreis d## verstorbenen Geliebten
#e machen konn und erst spat zum Leben, zur Gegenwart#
zurügkkehrt. Die
letzte Numme
Die Toten
schweigen“, erzahn von einer jungen Frau. deren Lebnek.
einer heimlichen gemeinsamen Spazierfalt den Tod findel, die
aus Furcht vor der Entdeckung nicht bei dem Teien ausze
Farren wagt, dis Hülfe komml, aber nach ihrer Ritckkehr daheim
vom Schrecken so erregt bleibt, daß sie ihren. Ga###n. alle Schuld