V, Textsammlungen 1, Die Frau des Weisen. Novelletten, Seite 16

box 35/6
Neis
d
Die Fran des bensen
Mee
has been intich el m..m Merest. „
the old naturalism, although it ersdled in failure, was quite as
interesting as if it had succcelled. The novel, on the other hand,
has fallen below the level of mang geurs past; nothing has
appeared that has a very pressing claim upon the attention ofa
non-German publie. But if one book rather than another is to
be singled out as the best novel of the gear, it will probably be
Frau Helene Böhlau's“ Halbtier, while in the domain of the
short story nothing better has recently been publishedl than the
collection bearing the title“ Die Fran des Weisen, hy the
Viennese author. Arthur Schnitzler. The irrie shows, on the
vhole, more freshness and originality; hardlg a season jasses
ut lyrie poctry in Germany seems to pass through some .
Ales
esrere

aber wohnt sein Gegensatz. Daher die stille, hohe Traurigkeit,Herkommen diese Menschen auch ph
1en (20, Feuilleton.
die sie zuletzt aus allem Süßen ihres Daseins ziehen, die letrennen und ihr Liebesverhältniß zehr
seltsame Melancholie der Verfeinerten.
erschweren. Und kommt die Geliebte ei
„Die Frau des Weisen.“
Stunde nicht, so sieht sich der
Unsere Wiener Cultur hat noch zu wenig Kraft, zu
Qual des nervenzerstörenden, vergeblich
wenig sichere Ruhe, um viele solcher Künstler hervorbringen
(Novelletten von Arthur Schnitzler. Berlin, bei S. Fischer.)
über; und dahinter lauern die vi
zu iinen. Wir haben heute nur zwei von dieser Art; und
Es ist schade um das Wort Lebemann. Enge Moral
die das Nichtkommen verursachen konnte
nur einer davon ist dem großen Publicum bekannt: Arthur
hat es in gehässiger Absicht geprägt und aus dem Begriff,
und inneren Hindernisse die sich oft um
Schnitzler. Er ist der künstlerische Schöpfer und Ausge¬
der eine freie und stolze Deutung haben könnte, wurde eine
zwei Menschen stellen. Schließlich wird
stalter des Wiener Viveurs, des beruflosen freien Mannes,
Vogelscheuche kleinburgerlicher Pädagogik, schlotternd und
merklich stiller und stiller; was dieser Ma
der sich pur von seiner Freude am schönen Genießen durch
drohend und mit den grellen Farben aller Götzen bemalt,
ist nur mehr das brennende Verlangen n
das Leben führen läßt. (Es fehlt hier wieder die anständige
zu denen das heimliche Heidenthum der Niederen betet. So
schreiende Warum?, das nicht zu beruhige
Bedeutung des Wortes Lebemann.) Von diesem Gipfel culti¬
haben wir kein rechtes Wort für die schwebenden Heimat¬
darauf wirkt im ersten Moment wohl
virter Männlichkeit aus übersieht er seine Welt. Und diese
losen, die, lächelnde Prüfer und Erkenner, über das Leben
traurigen Inhaltes. Sie ist krank. Um
Welt der Herren des freien Genusses, ungestört und unbe¬
gleiten, wir haben keinen Ausdruck für die Männer der
behutsam, muß er sich nach dem Befinden
fragt von den Mühen und Sorgen der Daseinskämpfe, sie
schwerlosen Erlebnisse. Darum vielleicht hat sich auch der
erkundigen, er darf sie nicht sehen, er da#
muß vor Allem eine Welt der Liebe sein. Wo sich der reife
Sinn des Erlebnisses bei den Meisten getrübt und ver¬
er darf nicht einmal in ihre Nähe kom
gesunde Mann zwanglos regen kann, führt ihn das Leben —
schoben; es wird zu sehr vom Persönlichen losgelöst, und
fortwährend auf neue Mittel bedacht, Ge
auf welchen Umwegen immer — zur Liebe. So sehen wir
nur das Ereiguiß gilt. Aber die Perspectiven alles Ge¬
Genaueres zu erfahren, prüft seine Einfäl
jedesmal Frauen um den Mann der Schnitzler'schen Dich¬
schehens liegen in der menschlichen Seele, und jede Indi¬
ist mit sich zufrieden; seine Phantasiel
tung: Damen seiner Welt, elegant und nervös, mit allem
vidualität schafft sich ihre Erlebnisse.
inneren Reichthum und aller Müdigkeit hoher Cultur; oder
Das Ereigniß in Erlebniß umschaffen, ist die erste
Gnlen der. linh iste Der dersae
die großen Künstlerinnen der Liebe, deren gefährliche Kunst
Aufgabe der Kunst. Und eine feine und dichte Cultur muß
Gewissen, doch auf jede Gefahr
darin besteht, niemals zu lieben; und kann die lieben,
Künstler bringen, die jede leifeste Schwingung eines äußeren
die angebetete Fra#
gehen, doch
frischen Kinder, die aus ihren engen Kreisen mit großen
Vorganges als Erlebniß erkennen und zu ihren inneren
zu lassen, ohne sie wiedergesehen zu ha
staunenden Augen da hinauf kommen in diese neue Welt,
Tonsequenzen führen können. Vornehme, stille Menschen
zögernd, wie von seinem Schicksale gezwun
deren Schönheit und Fremdheit sie gleich stark empfinden.
sind es, die das Leben leben, weil es schön ist, und
näher und näher, und mit einem letzte
Was diese Menschen beweat, kann Schnitzler bis auf die feinsten
es lieben, solange
es schön ist. Sie lassen sich gerne
er die Thür ihrer Wohnung. Aber da
Nuancen fühlen und deutlich machen. Die Gesetze, nach denen
und leicht von ihm führen; die glatten, geraden
gerade gestorben sei. Nun kann er
ihre Seelen gehen müssen, weiß er genau. Und immer tiefer
Wege, die unsere Cultur vorschreibt, gehen sie langsam
Leichnam Abschied nehmen. Der aber scha
dringt sein Blick in die psychischen Geheimnisse seiner Welt.
und nachdenklich mit, alle Blumen grüßend, alle Düfte
schem Lächeln von sich zu weisen, den
Er hat sie zuerst für uns Wiener greifbar deutli“ geschaffen,
saugend, mit denen ihr Wandeln beglückt ist. Sie spähen
all' den Gedanken und Ueberlegungen d
und nun geht er langsam und seiner Ziele bewußt ihre ganze
wohl auch neugierig in dunkle Seitenpfade, sehen die weiten
hatte, ihr Geliebter zu sein. Das enthält
Psychologie durch, bis auf die letzten, unerkannten Wahr¬
Ebenen rechts und links und die schroffen, zerklüfteten Berge
Feinheiten des psychologischen Details, m
heiten.
am Horizont. Aber nur auf ihrer eigenen Straße können sie
Kunst auf= und absteigender Stimmun
in Freude gehen; was Schönes und Süßes über das Leben
In den Novellen seines letzten Buches „Die Frau
schönste dieser Erzählungen: „Ein Abschien
gestreut ist, kosten sie andächtig, in tiefem Verstehen. Die
des Weisen“ hat Schnitzler sein Thema bedeutend ver¬
geübter Hand sind die Fäden vom Wirklick
— es gäbe
Nahrung ihrer Seele ist der Genuß. Lebemänner
tieft und es stellenweise direct in Ewigkeitsperspectiven aus¬
gesponnen. Stunde und Ort und Gegenst
keinen besseren Namen für sie, wenn man das Wort heil den
geführt. Hier fühlt man eine Lebensauffassung zur Welt¬
Gedanke und Wort, Alles ist imme
Zähnen der Spießbürger entreißen könnte. Ihre schönste
anschauung werden. Das thatsächliche Geschehniß ist nur mehr
sicher zu einer Stimmung verbunden
die Grundlage eines kunstvollen Aufbaues complicirter und
Kunst besteht im Erleben ihres eigenen, höchst verfeinerten
mung wieder so klar und so sorgsam
Lebens; das theilen sie sorgsam ein, sehen es klug und
ganz intim gegebener Seelenvorgänge. Auch die Liebe —
vermittelt, daß alle die seltenen und kostb
die Liebe seiner Menschen — wird bereits als ein Ge¬
empfindlich nach allen bedeutsamen Linien an. Und jeder
Dichter aus der Seele seines Menschen zu
gebenes und durchaus Bekanntes vorausgesetzt, das nicht
selbstverständlich aus der Erzählung spring
weiter zu analysiren ist. Sie erscheint hier sozusagen nur
üis sch uest seger auls sälbssandiger Thel in eiganer Ve¬
leglicher Wahrheit dastehen.
als das stärkste und empfindlichste Medium, durch welches
deutung vom Ganzen; jedes Rendezvous kann ihnen zu
Das Thema vom Tode zieht Schn
zwei Menschenseelen aufeinander wirken können. Und diese
einer ganzen Erkenntniß, jede Blume zu einer lebendigen
mächtig an. Auch in dieser Novellensamn
von Cultur gesättigten, in sich geschlossenen und vielbe¬
Seele, jede Biegung einer Straße zu einer eelischen Wendung
mehrfach. Die seltsam schauerliche Macht
schäftigten Seelen, sie können einander auch in diesem besten
werden. In kurzen Stunden sehen sie Schicksale verlaufen; so
Lebende stellt er in zwei außerordentlich
Medium nie ganz nahekommen und ##tschließen. Dazu
sind sie die geborenen Novellisten. Sie spüren diese Erlebnisse
durch bis auf den innersten Kern. Im Inneren jedes Dinges! kommt, daß tausend Rücksichten auf Gesellschaft, guten Ruf, zählungen dar. Und wieder zeigt er da da