V, Textsammlungen 1, Die Frau des Weisen. Novelletten, Seite 34

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1. Diedes sen
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damen, Dutzend¬
und“ Freiwild*) entschieden. Die glückliche Mischung der¬
Doppelgänger-
selben Gaben kommt auch den rasch aufsteigenden Leistungen
wunderbaren
des Erzählers zugute. Wie hat sich sein Stoffkreis erweitert,
ns im Sec?).
wie erscheint sein Denken gereift, sein Fühlen veredelt, seit
las patriar¬
seinem novellistischen Erstlingen. Und doch ist Schnitzler
luge,
sich selbst treu geblieben. Und doch gehen jetzt nur schon
llen¬
in jenem vielberufenen, viel verrufenen Auatole gestreute
.Der
Keime auf. Dem flüchtigen Leser mochten jene dialogisirten
immige
Lebemanns-Geschichten bloss als galante Junggesellen-Aben¬
sch,
teuer im Rococco-Geschmack, wenn nicht gar als Wiener
Nachahmungen der Gyp und ihrer Leute erscheinen. Das
sinnige Einführungsgedicht von Hugo von Homannsthal
charakterisirte sie anders, richtiger und wehmütiger:
Also spielen wir Theater,
Spielen uns’re eignen Stücke,
Frühgereift und zart und traurig
Die Komödie unsrer Scele,
Unsres Fühlens Heut und Gestern,
Böser Dinge hübsche Formel,
Glatte Worte, bunte Bilder,
Halbes, heimliches Empfinden,
Agonien, Episoden
Und gleich die nächste Probe Schnitzlerscher Novellistik
erfüllte die Verheissungen dieses Prologus: seine interessante
(in der Coshorozis von Emil Faguet gewürdigte) Studie
Sterben offenbarte in dem vermeintlichen Erotiker den selbst¬
ständigen Moralisten. Aus dem Liebesspiel wurde tragischer
Ernst, die zärtlichen Episoden wichen herzbeklemmenden
Agonien. Ein unglückliches Paar — ein lebensfrohes, kraft¬
strotzendes Mädchen und einen vom Arzt als unheilbar auf¬
gegebenen Jüngling — scheidet und unterscheidet der uner¬
bittliche Kritiker aller Halbheit und Falschheit: Gevatter
Tod. Vergebens täuschen die Beiden in dem Einen letzten
Lebensjahr, das dem Sterbenden beschieden ist, sich selbst
und einander ewige Liebe und unwandelbare Treue, stoische
Selbstüberwindung und seraphische Entsagung vor. Die
Wirklichkeit ist härter und stärker, als jeder ihrer Liebes¬
öhen
schwüre, als jedes ihrer Trostworte. Der Tod kennt seine
Untertanen besser als jeder Andere. Mit seiner Menschen¬
liche
kenntnis vermag sich kein Untersuchungsrichter und Beicht¬
belei“
vater zu messen. Die gleiche Wahrheit predigen die besten