V, Textsammlungen 1, Die Frau des Weisen. Novelletten, Seite 35

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des
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1. Die Frau
COSMOPOLIS.
und tiefsten Novelletten in der Frandles Weisen, nicht lehrhaft,
sondern anschaulich, in künstlerisch und menschlich so über¬
raschenden Wendungen, dass man fast vergisst, wie weltalt
solche Erkenntnis ist. Nichts scheint verbrauchter und all¬
täglicher, als der Umschlag maassloser Sinnlichkeit in naass¬
losen Weltckel. Kirchen und Philosophien sind aus solchen
Anwandlungen ervachsen: buddhistisches und christliches
Mönchtum ist aus solcher Einkehr hervorgegangen; im lebens¬
und liebeslustigsten aller Völker entstand La Trappe; inmitten
der Orgien der dritten Republik liess ein glaubensloser Vizeur
das Zügenglöcklein schrill anklingen:
Tlarrive un jour, voyez-vous, ct il arrive de bonne heure pour beancoup,
ou c’est fini de rire, comme on dit, parce que derrière tout cc qu'on
regardt, c’est la mort qu'on iperçoit... Une vie! quelques jours, et puis
plus rien. Adieu, homme on femme, tu ne reviendras point sur la terre!
Et pourtant chacun porte ensoile désir fiévreux et irréalisable de l’éternité,
chacun est unc sorte d’univers dans l’univers et chacun s’anéantit bientôt
complétement dans le fumier des germes nouveaux. Les plantes, les
bétes, les hommes, les étoiles, les mondes, tout s'anime, puis meurt pour se
transformer. Et jamais un étre ne revient, insecte, homme ou planète
(Bel-Ami 150; 215).
Arthur Schnitzler hegt andere Gedanken als Maupassant.
Er glaubt nicht an das alte Blendwort, dass Niemand der
Sonne und dem Tod ins Auge sehen kann. Ihm ist auch das
ganze Leben nicht nur eine Vorbereitung zu einem frommen
Tod. Mit Faust vermisst er sich, “die Pforten aufzureissen,
vor denen jeder gern vorüberschleicht.“ Ihm ist der Tod der
untrügliche Prüfstein für die Ueberlebenden.
In zwei ganz ausgezeichneten Novelletten Die Toten schwei¬
den und Abschied stellt er je ein Männlein und Weiblein auf
diese letzte entscheidende Probe und beidemale bestehen die
Prüflinge nicht besser als die Witwe von Ephesus. Ein
junger Mensch geniesst heimlich die Liebeshuld einer ver¬
heirateten Frau, Fiebernd harrt er wieder einmal ihres
Besuches. je länger sic ausbleibt, desto gewisser wird ihm,
dass sie ein Unglück betroffen hat. Die Sorge treibt ihn
hinaus. Er erfährt, dass sie schwer krank, dem Tode nahe ist.
Als sie wirklich gestorben, stürzt er ins Trauerhaus. In der
allgemeinen Verwirrung fällt der fremde Eindringling Nie¬
mandem auf. Die verweinte Schwester drückt ihm die Hand,
Er eilt weiter ins Schlafgemach, an das Sterbelager:
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