V, Textsammlungen 5, Masken und Wunder. Novellen, Seite 7

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Mask
5.— Hunder
idel
sschnitte —
chplatz 211.
und ist das
utschlands.)
m Mittag
Berlin
12
Wiederholung, nur Variationen Schnitzlerscher
Themen; in der Novelle: „Die dreifache
under.
Warnung“, die den Band beschließt, merkwür¬
dig abstrakt gefaßt, in der ersten, der größten:
Geburtstag.
Die Hirtenflöte“ zu gleichnishaft. „An
ler fünfzig Jahre
Saltens Schicksal der Agathe klingt vielfach die
daß Anatol, der
Stimmung dieser wunderfein komponierton, eine
rasch verflogenen
Stoffüberfülle zusammendrängenden Novelle an,
Wiens gewesen,
aber es ist doch eine so ganz eigene, Kulturen
en“ zählen wird.
und Zeiten märchenhaft vermischende Arbeit, in
isch= weltfreudige
aller scheinbaren Breite so knapp erzählt, die
n Kopf des süßen
Dinge so einfach, schmucklos und mit meister¬
aus Nußdorfer
licher Plastik malend, daß ihr wohl eine Sonder¬
irt, die chambres
stellung innerhalb der Schnitzlerschen Erzäh¬
Requistten feuille¬
lungskunst zukommt. Die schöne Dynosia wird
Reich einer zwar
eines Morgens von ihrem grüblerischen Mann
chten, die Dinge
in die Welt hinausgeschickt, um der Lockung
dichter eines weh¬
einer Hirtenflöte zu folgen, keinem Genuß, keinem
und ergreifenden
Begehren aus dem Wege zu gehen und nach er¬
h Gipfel, über den
füllter Lebensreise wieder heimzukehren, als
mächlichen Abstieg
eine, die ihr Schicksal ungehemmt gelebt hat.
rägt.
Sie tut's und wandert von Mann zu Mann,
tzler die Fünfzig
von Genuß zu Genuß, um dann, müde und zer¬
auben, weil er so
Altersgenossen —
darunter — der
Unbekümmertheit
ännlichen Jugend,
en, einer doppelt
S-Mittag.,
den guten Appetit
Tafel mitbringt,
mit täglicher Beilage =Sporte
as allerbeste Diner
sich nun auch um
mmerte Welt, die
Außerhalb Großberlins
chon die Flöre des
andere Lebens¬
durch die Post viertel¬
ben, — das ewig
jährlich 3 Mk., monat¬
Stempel über den
lich 1 Mk. Bestellungen
und morgen Herz
nehmen außer den Post¬
hrheit und milde
Der Menschen
anstalten auch die
Wunder hat
Briefträger entgegen.
aus Räuschen der
hmiedet; — leicht
mmerten Metallen
kuerhaft, sie haben
rüttet heimzukehren, zu dem Gatten, der sie kühl
ng nicht mehr als
erwartet, wie der Rechner das Resultat eines
Exempels entgegennimmt. Sie kehrt leer aus
dem Grenzenlosen heim, in das er sie
t kein beziehungs¬
hinausgestoßen, und er dünkt sich ein Meister, der
machen, als den
getan, was kein Weiser unter den Liebenden je
ind Wunder“
gewagt. Sie höhnt: „Ein Liebender, Du?
Berlin erscheinen
Und bist nicht selbst an jenem Morgen hinab¬
Dokument seiner
gestiegen, eine Flöte zerbrechen, deren Tönc der
en unerschöpften
Geliebten Versuchung brachten?“ Er brüstet sich
nugtuung, seinen
mit dem, was er als das Höchste schätzt, mit dem
Anhängern zum
Verstehen, und spricht damit selbst den
ngen, ungleich im
Grund aus, aus dem sie ihn fliehen muß. Wäre
u, aber verwandt
er erschaudert vor dem Hauch der tausend Schick¬
chterische Roman¬
sale, die sie erlebt, so wäre sie nun bei ihm ge¬
des Schnitzlerschen
blieben und ihre Seelen wieder ineinander¬
nd seiner bild¬
geschmolzen in der Glut namenloser Schmerzen.
en ist. Wenn man
So aber —: „tiefer als vor allen Masken und
Sammelecho aus
Wundern der Welt graut mich vor der stei¬
ibt es Reflexe aus
nernen Fratze Deiner Weisheit“!
den „Lebendigen
Ein Wiederklang aus den besten Einakter¬
n“. Und doch keine
box 35/8
tagen des Dichters ist die knappe, meisterlich ge¬
schlossene Novellette: „Der Tod des Jung¬
gesellen“. Hier hebt sich über dem Toten¬
bett eines plötzlich gestorbenen Viveurs die
Ironie, mit heiterem Hohn die schwarze Stunde
des Absterbens erhellend. Alle seine besten
Freunde ließ der sterbende Junggeselle an sein
Totenbett rufen, aber die Herbeigeeilten finden
ihn nicht mehr lebend. Ein hinterlassenes
Schreiben gibt ihnen Aufschluß über die Gründe
der sonderbaren Citierung. Er hatte es ihnen

allen noch sagen wollen, daß er alle ihre Frauen
dereinst besessen. Das ist die Rache, die er im
Tode an den Ueberlebenden nimmt. In einem
älteren Einakter Schnitzlers hatte ein ähn¬
licher Eheparasit in der Stunde, da er das
Geheimnis preisgeben wollte, plötzlich nicht mehr
die grimme Lust dazu. Unter den drei anderen
Erzählungen, der kleinen Skizze: „Das Tage¬
buch“ der brillanten Novellette: „Der tote Ga¬
briel“ und der Novelle: „Der Mörder“ ist
mir die letztere die feinste, die künstlerisch run¬
deste. Hier ist alles gekonnt; ein gefahrenreicher
Stoff spielend bewältigt.
Schnitzler der Arzt gibt die Phasen einer
tödlichen Herzkrankheit und zeigt das klinische
Bild des Sterbens mit einer Wahrheit, die nicht
einen Augenblick brüsk oder abstoßend wird. Es
ist ja im Grunde nur eine alte, vielerzählte Ge¬
schichte vom betrogenen Betrüger, der sich hart,
undankbar und gewaltsam von einem Weibe löst,
das ihn unsäglich und voll tiefen Vertrauens
liebt, um ein anderes, jüngeres, schöneres Weib
zu erhaschen, von dem er kühl fallen gelassen wird.
Alfred nimmt Elisen, die Geliebte, auf die Reise
mit, die ihn Zeit gewinnen lassen soll, sich von
der Geliebten zu lösen, um frei für Adele, die
bräutlich Harrende zu werden. Elise ist herz¬
leidend und das gibt Alfred eine frevlerische
Hoffnung, aber da das Leiden nicht früh genug
tötet, so gibt er der neben ihm frieblich in der
Kajüte Schlafenden Gift. Er läßt die eben noch
in Liebesgluten Erbebende den bereit gestellten
Todestrank schlürfen und ihren Konf zu wohligene
Schlaf an seine Brust betten. „Alfred hörte in
seinen Schläfen ein langsames dumpfes Häm¬
mern, hörte Elisens ruhiges Atmen und hörte die
Wellen wie klagend an den Bug des Schiffes
schlagen, der gleichsam durch eine stillestehende
Zeit hinschwebte.“
Die Gemordete wird als eine im Herzkrampf
Gestorbene ins Meer versenkt und der Befreite
eilt nach Hause, um die standesgemäße Braut in
die Arme zu schließen. Er findet eine Fremde.
Adele hat sich inzwischen einem anderen verlobt.
Umsonst war also das Verbrechen begangen, um¬
sonst ein Leben vor der Zeit vernichtet; Alfred
bleibt vor den Qualen der Reue durch die Duell¬
kugel eines Dritten bewahrt, der seine Tat durch¬
schaute. Sein Wunder zerstob, nun fällt seine
Maske.
Elise, die der genüßlerische Alfred genossen
hat, und die er zerstört, weil er ihrer überdrüssig
geworden, gehört in die Reihe der weichen
Wiener Mädel, der echten Schnitzler=Mädel, deren
herzlichste die Christine der Liebelei war. Die
kunstreich geformte, einfach erzählte, fast refe¬
rierende Geschichte gehört zum Allerbesten der
Schnitzlerschen Prosa, die in diesem ganzen neuen
Bande, unter fast völligem Verzicht auf dialogische
Fassungen einzig die Wirkung aus der ruhig
fließenden, undurchbrochenen Erzählung
schöpft.
Norbert Falk.