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U
und
asken
5.Mider
schaffen. Eine andere Resblution,
denangestellte auf sechzig Stunden
heit, mit der Schnitzler innere Form un äußeren Stil be¬
m. — wenn es auch keinen freien
herrscht, eine solche Kennzeichnung ausschlösse. Er verliert
es doch so was wie eine Frei¬
ischen. Du gibst nach, und ich gebe
nie den Leser aus dem Auge, mutet ihm keine krausen Phan¬
n der Mitte und sind einig.
tasien, sondern anseeinend nur schlichte logische Tatsachen zu,
und hat ihn dennoch plötzlich mitten im Strudel einer unge¬
inen sehr starken Eindruck; es ist
meinen und fesselnden Begebenheit, unter Menschen, durch die
erzeugender wie das meiste, was
man hindurchzuschauen glaubt, ohne daß sie einem durch lange
P. C. Behm“ geschrieben hat, ob¬
und langatmige Bekenntnisse beschwerlich und unwahrscheinlich
de schlecht war. Im Kleinstadtidyll
würden. In der Eingangsnovelle „Die Hirtenflöte“ nimmt
e, da ist auch diesmal alles hübsch
Schnitzler sogar auf seine Art Stellung zu dem so sehr aktuellen
on einigem warmen Humor sanft
Problem der erotischen Emanzipation der Frau, in
engen Zustände hinaus scheint mir
Form einer modernen Legende von Tionysia, der schönen
icksal dichterisch entschieden erfaßt
jungen Frau eines älteren Mannes, der fußerst weltweise zu
rgestellt. Kein Mensch ist ganz gut
verfahren glaubt, indem er das junge Weib in die Freiheit
nuns hat seine eigenste Mischung.
hinaussendet, auf daß sie kennen lerne, wer sie sei. Voll¬
iche, wenn man Engel und Teufel
ständig entfesselt, qualvoll verwildert, durch die leidenschaft¬
lt. Von dieser Methode, das wirre
lichsten Erlebnisse aufgerührt und dennoch ihrer selbst unge¬
Enking sehr erfreulich fern, er gibt
wiß, kehrt sie zum Gatten zurück, der sein Versprechen erfüllt
fsicherheit das zarte Helldunkel see¬
und sie milde willkommen heißt. Hier ist der Friede spricht
s reiner Empfindung ein falscher
er, denn hier ist das Verstehn. Sie aber wendet sich und
us dem Gedanken die Empfindung
erwidert: Ich weiß so wenig, wer ich bin, als an dem Mor¬
gende Richtung erhält. Daß man
gen, da du mich entließest. In der Beschränkung, die du mir
en Ausschnitt aus dem Freiheits¬
zuerst bereitet und wo alles Pflicht wurde, war mir versagt,
gen die Dänen erhält, sei am Rande
mich zu finden. Im Grenzenlosen, wohin du mich sandiest.
lich, das einen respektablen Gewinn
und wo alles Lockung war, mußte ich mich r rlieren. Ich weiß
ieber melde, als ich dem vorletzten
Ja wärst du erschaudert vor dem
telle kein gutes Geleitwort mitgeben
nicht, wer ich bin ..
Hauch der tausend Schicksale, der um meine Stirne fließt, so
hätt ich bleiben dürfen und unsere Seelen wären vielleicht
scheinen zwei unsrer besten Novellen¬
ineinander geschmolzen in der Glut namenloser Schmerzen.
ten Büchern: Arthur Schnitzler
So aber, tiefer als vor allen Masken und Wundern der Welt
r Wiener erzählt, was aus „Mas.
graut mich vor der steinernen Fratze deiner Weisheit.“
dieser Welt im Grunde heraus¬
fall, daß er das unerschöpfliche ero¬
Das künstlerisch geglättete Kolorit der Schnitzlerschen
smal in den Mittelpunkt stellt und
Sprache hat einen opalisierenden Glanz, der sich auch sonst
mtwirren sucht. Es ist ein wirkliches
einmal bei Erzählern der Wiener Schule, bei Stefan Zweig
zuschauen. Denn mit leichter und
B. findet. Bei Heinrich Mann geht es weit bewegter
Menschen und Begebenheiten in eine
zu, hier kann man getrost von einem literarischen Neo=Ex¬
ideal nennen könnte insofern, als
pressionismus reden. Diese Novellen „Die Rückkehr
nste einer sinnbildlichen Bedeutung
vom Hades“*) wirken wie herausgeschleuderte Monologe,
urchlichtet ist und derart, ohne doch
obgleich sie in einer Reihe von Gesprächen gegeben sind, in
zu werden, das Leben einer dichte¬
denen alles, was dem Leser als sachliche Orientierung sonst
Eine große Klarheit, Ruhe und fast
durch Beschreibung geboten wird, auf ein Minimum beschränkt
st in diesen äußerst anmutig beweg¬
ist. Hinzukommt das immerhin befremdende ausschließlich
ht die starke künstlerische Bewußt¬
italienische Milieu der Geschichten. So geschieht es, daß man
*) Inselverlag, Leipzig.
Aderkennen sind, auc 20 —..
überschreiten.
seitenlang die erregtesten Auseinandersetzungen einer Sänge¬
rin, oder die leidenschaftliche Erwartung vor dem Eintreffen
des Generals Bonaparte kennen lernt, ohne zu wissen, was
das alles bedeutet, und was für wunderliche Menschen das
sind, die so urplötzlich in wildem Feuer drauflos agieren.
Alles wirkt also ganz fragmentarisch, zerrissen, sonderbat
wild und vom Leser abgekehrt, der erst am Schlusse die Auf¬
lösung dieser anscheinend wirren Dissonanzen gewinnt. Genau
wie ein Bild, dessen krause Linien und Flächen erst von einer
gewissen Entfernung her fürs Auge Ausdruck und Zusammen¬
halt bekommen. Es ist klar, daß diese Art gesteigerten dich¬
terischen Kündens eine starke Anspannung auch des Nach¬
erlebens verlangt Und die Gefahr einer Verzerrung
aller Verhältnisse über ein erträgliches Maß hinaus besteht
bei solcher abstrahierenden Dialektik mehr als bei einer konktet
fortschreitenden Schilderung. Mann ist denn auch der Künst¬
lichkeit seines eigenen Stilprinzips mehr als einmal
unterlegen. Aber immer wieder reißt ihn die Leidenschaft
einer Phantasic empor, die im tiefsten Grunde schöpferisch ist
und selbst dann, wenn sie allen Boden verloren zu haben
scheint und in ihren eigenen geschliffenen Paradoxen schwelgt,
eine seltene und kometenhaft schöne Erscheinung ist.
Von neueren Talenten auf dem Gebiet der No¬
velle erwähne ich heute nur zwei — es gibt ihrer sicherlich
mehr. Felix Langer setzt mit seinem ersten Bändchen
„Magelon“') ein wenig wienerisch und ganz vielver¬
sprechend ein Er erzählt nicht nur die Geschichte eines ner¬
vösen Mädchens aus der Gegenwart präzis und selbständig.
sondern er beschwört auch irgend eine düstere Begebenheit aus
dem Spanien der Inquisition oder aus dem Leben Casanovas.
Er hat die Gepflegtheit eines selbstverständlich guten Stiles,
eher schon zuviel davon. In dieser Beziehung gibt sich Fried¬
rich Stieve in seinem Bändchen „Von erster Liehe“.)
bei weitem harmloser, naiver. Enttäuschungen und Ent¬
zückungen im Wechsel der ersten Studentenjahre; man denkt.
an Bierbaums und Hartlebens Erstlinge zurück, und um wie¬
viel farbiger, saftiger sie in die Welt traten. Doch wir wollen
drum die heutige Jugend nicht schelten, wenn sie nur ehrlich
gibt, von dem, was sie hat.
Bruno Cassirer, Berlin.
*) Haupt u. Hammon, Leipzig.
U
und
asken
5.Mider
schaffen. Eine andere Resblution,
denangestellte auf sechzig Stunden
heit, mit der Schnitzler innere Form un äußeren Stil be¬
m. — wenn es auch keinen freien
herrscht, eine solche Kennzeichnung ausschlösse. Er verliert
es doch so was wie eine Frei¬
ischen. Du gibst nach, und ich gebe
nie den Leser aus dem Auge, mutet ihm keine krausen Phan¬
n der Mitte und sind einig.
tasien, sondern anseeinend nur schlichte logische Tatsachen zu,
und hat ihn dennoch plötzlich mitten im Strudel einer unge¬
inen sehr starken Eindruck; es ist
meinen und fesselnden Begebenheit, unter Menschen, durch die
erzeugender wie das meiste, was
man hindurchzuschauen glaubt, ohne daß sie einem durch lange
P. C. Behm“ geschrieben hat, ob¬
und langatmige Bekenntnisse beschwerlich und unwahrscheinlich
de schlecht war. Im Kleinstadtidyll
würden. In der Eingangsnovelle „Die Hirtenflöte“ nimmt
e, da ist auch diesmal alles hübsch
Schnitzler sogar auf seine Art Stellung zu dem so sehr aktuellen
on einigem warmen Humor sanft
Problem der erotischen Emanzipation der Frau, in
engen Zustände hinaus scheint mir
Form einer modernen Legende von Tionysia, der schönen
icksal dichterisch entschieden erfaßt
jungen Frau eines älteren Mannes, der fußerst weltweise zu
rgestellt. Kein Mensch ist ganz gut
verfahren glaubt, indem er das junge Weib in die Freiheit
nuns hat seine eigenste Mischung.
hinaussendet, auf daß sie kennen lerne, wer sie sei. Voll¬
iche, wenn man Engel und Teufel
ständig entfesselt, qualvoll verwildert, durch die leidenschaft¬
lt. Von dieser Methode, das wirre
lichsten Erlebnisse aufgerührt und dennoch ihrer selbst unge¬
Enking sehr erfreulich fern, er gibt
wiß, kehrt sie zum Gatten zurück, der sein Versprechen erfüllt
fsicherheit das zarte Helldunkel see¬
und sie milde willkommen heißt. Hier ist der Friede spricht
s reiner Empfindung ein falscher
er, denn hier ist das Verstehn. Sie aber wendet sich und
us dem Gedanken die Empfindung
erwidert: Ich weiß so wenig, wer ich bin, als an dem Mor¬
gende Richtung erhält. Daß man
gen, da du mich entließest. In der Beschränkung, die du mir
en Ausschnitt aus dem Freiheits¬
zuerst bereitet und wo alles Pflicht wurde, war mir versagt,
gen die Dänen erhält, sei am Rande
mich zu finden. Im Grenzenlosen, wohin du mich sandiest.
lich, das einen respektablen Gewinn
und wo alles Lockung war, mußte ich mich r rlieren. Ich weiß
ieber melde, als ich dem vorletzten
Ja wärst du erschaudert vor dem
telle kein gutes Geleitwort mitgeben
nicht, wer ich bin ..
Hauch der tausend Schicksale, der um meine Stirne fließt, so
hätt ich bleiben dürfen und unsere Seelen wären vielleicht
scheinen zwei unsrer besten Novellen¬
ineinander geschmolzen in der Glut namenloser Schmerzen.
ten Büchern: Arthur Schnitzler
So aber, tiefer als vor allen Masken und Wundern der Welt
r Wiener erzählt, was aus „Mas.
graut mich vor der steinernen Fratze deiner Weisheit.“
dieser Welt im Grunde heraus¬
fall, daß er das unerschöpfliche ero¬
Das künstlerisch geglättete Kolorit der Schnitzlerschen
smal in den Mittelpunkt stellt und
Sprache hat einen opalisierenden Glanz, der sich auch sonst
mtwirren sucht. Es ist ein wirkliches
einmal bei Erzählern der Wiener Schule, bei Stefan Zweig
zuschauen. Denn mit leichter und
B. findet. Bei Heinrich Mann geht es weit bewegter
Menschen und Begebenheiten in eine
zu, hier kann man getrost von einem literarischen Neo=Ex¬
ideal nennen könnte insofern, als
pressionismus reden. Diese Novellen „Die Rückkehr
nste einer sinnbildlichen Bedeutung
vom Hades“*) wirken wie herausgeschleuderte Monologe,
urchlichtet ist und derart, ohne doch
obgleich sie in einer Reihe von Gesprächen gegeben sind, in
zu werden, das Leben einer dichte¬
denen alles, was dem Leser als sachliche Orientierung sonst
Eine große Klarheit, Ruhe und fast
durch Beschreibung geboten wird, auf ein Minimum beschränkt
st in diesen äußerst anmutig beweg¬
ist. Hinzukommt das immerhin befremdende ausschließlich
ht die starke künstlerische Bewußt¬
italienische Milieu der Geschichten. So geschieht es, daß man
*) Inselverlag, Leipzig.
Aderkennen sind, auc 20 —..
überschreiten.
seitenlang die erregtesten Auseinandersetzungen einer Sänge¬
rin, oder die leidenschaftliche Erwartung vor dem Eintreffen
des Generals Bonaparte kennen lernt, ohne zu wissen, was
das alles bedeutet, und was für wunderliche Menschen das
sind, die so urplötzlich in wildem Feuer drauflos agieren.
Alles wirkt also ganz fragmentarisch, zerrissen, sonderbat
wild und vom Leser abgekehrt, der erst am Schlusse die Auf¬
lösung dieser anscheinend wirren Dissonanzen gewinnt. Genau
wie ein Bild, dessen krause Linien und Flächen erst von einer
gewissen Entfernung her fürs Auge Ausdruck und Zusammen¬
halt bekommen. Es ist klar, daß diese Art gesteigerten dich¬
terischen Kündens eine starke Anspannung auch des Nach¬
erlebens verlangt Und die Gefahr einer Verzerrung
aller Verhältnisse über ein erträgliches Maß hinaus besteht
bei solcher abstrahierenden Dialektik mehr als bei einer konktet
fortschreitenden Schilderung. Mann ist denn auch der Künst¬
lichkeit seines eigenen Stilprinzips mehr als einmal
unterlegen. Aber immer wieder reißt ihn die Leidenschaft
einer Phantasic empor, die im tiefsten Grunde schöpferisch ist
und selbst dann, wenn sie allen Boden verloren zu haben
scheint und in ihren eigenen geschliffenen Paradoxen schwelgt,
eine seltene und kometenhaft schöne Erscheinung ist.
Von neueren Talenten auf dem Gebiet der No¬
velle erwähne ich heute nur zwei — es gibt ihrer sicherlich
mehr. Felix Langer setzt mit seinem ersten Bändchen
„Magelon“') ein wenig wienerisch und ganz vielver¬
sprechend ein Er erzählt nicht nur die Geschichte eines ner¬
vösen Mädchens aus der Gegenwart präzis und selbständig.
sondern er beschwört auch irgend eine düstere Begebenheit aus
dem Spanien der Inquisition oder aus dem Leben Casanovas.
Er hat die Gepflegtheit eines selbstverständlich guten Stiles,
eher schon zuviel davon. In dieser Beziehung gibt sich Fried¬
rich Stieve in seinem Bändchen „Von erster Liehe“.)
bei weitem harmloser, naiver. Enttäuschungen und Ent¬
zückungen im Wechsel der ersten Studentenjahre; man denkt.
an Bierbaums und Hartlebens Erstlinge zurück, und um wie¬
viel farbiger, saftiger sie in die Welt traten. Doch wir wollen
drum die heutige Jugend nicht schelten, wenn sie nur ehrlich
gibt, von dem, was sie hat.
Bruno Cassirer, Berlin.
*) Haupt u. Hammon, Leipzig.