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3. Daennerseelen
Zul=Besteier.
die den Aufschwung der Kolonie mitnehmen wollen.
afe
annullieren zu können. Ein in unserer garenden Zeit
Auf diese Weise würde die Schutzgebietsverwaltung
arf
prähistorisch anmutender Gedanke von riesiger Größe, aber
das größte Risiko der Besiedlung dem Privat¬
ann
nicht angepaßt den kleinen Tyrannen von heute. Um in
kapital zuschieben. Ließe sich solche Absicht
unserer Zeit eine so gewaltige Arterienunterbindung er¬
lich
folgreich durchzuführen, hätte der Pobjedonoszewsche
durchführen, so würde schon nach zehn Jahren
und
Staatsgedanke eines Heeres solcher lauterer, vielseitiger,
ein ansehnlicher Viehstand von 50000 Kühen und
000
sser 1 800 000 Kleinviehnüttern in der Kolonie sein können.I groß veranlagter Persönlichkeiten versichert sein müssen,
zerschellt gottsjämmerlich. So plumpsen wunderliche Narren
Provinziale, die die Fähigkeit haben, einem den
das
des Geschicks in Schnitzlers Novellen niederwärts.
Anblick einer hübschen Kleidmode ganz zuwider
Selten aber wird es so llar, wie die Mischlingliteratur,
zu machen.
ifall
die in den „Dämmerseelen“ das Wort führt, doch nicht and
Sein Gegenstück findet er in Fred Carl Frieseke.
viel
humoristische Höhen reicht. Es ist der Liebe und Treue
der die Einflüsse der französischen Moderne auf¬
darin zuviel Falsyheit beigemengt. Journalistisch=artistische
gebraucht hat. Er nahm von: Whistler (das rosa
Als
Falschheit. Sie ergötzt sich nicht so sehr an den aben¬
Umschlagetuch, das auf ein Sofa gelegt wird, von
die
teuerlichen, menschlichen Vorgängen selbst, als vielmehr
ihm hebt sich ein weiblicher Alt ab), Renoir (ein
sogin
an ihrer äußersten Zuspitzung. Vor allem hört man so¬
junges Mädchen, das sich die rötlichen Haare kämmt)
chön
zusagen den findigen, auch den teilnahmsvollen Räsoneur,
und von Caro=Delvaille — einem Maler, der in
nder
und weniger den aufrechten Dichterphantasten; den Rä¬
Deutschland noch nicht bekannt geworden ist, es auch
als
soneur, der mitunter wohl ein bißchen selbstgefällig seine
nicht verdient. Von diesen dreien nahm er; am
des
witzigen Künste, sein wienerisch schmunzelndes Behagen
meisten von Caro=Delvaille. Er bemüht sich — ein
ann
spielen und flimmern und funkeln läßt. Wo Traum und
um diesen jungen
der
Zeichen seiner Kritiklosigkeit —
platte Niedrigkeit zusammenstoßen, da erschallt kaum das
Kreolen, der Bilder von Kreolinnen massenhaft nach
ung.
breite, saftige Lachen des Humoristen, sondern weit eher
Paris gebracht hat. Dessen Gemälde von Frauen, die
nde,
der ironisch=resignierende Ton des Plauderers, der selbst
sende
in porträthafter Art in einem Zimmer stehen, oder
das kraufeste und an sich finstere Erlebnis wie eine ge¬
auf einem Kanapee ruhen und in einem Buche lesen,
rals
schickt und raffiniert vorbereitete Anekdote vortragen kann.
oder nichts tun und für sich hinträumen, wiederholt
lais
Dieser Aneldote fehlt es dann sowohl an rechter Galle
an¬
Fred Carl Frieseke, und das ist überflüssig; noch
als an überquellender Lustbarkeit; und es ist gleichgültig,
and¬
überflüsiger erscheint es, daß eine Sammlung dieser
ob es sich um den wienerischen Toggenburger, den Frei¬
Rekapitulationen von Bildern, welche selbst im Original
schickt
herrn v. Leisenbohg handelt oder um den bedauernswerten
be¬
nicht viel taugten, nach Berlin kam.
Spießbürger der Vorstadt, den Herrn Andreas Thameyer.
dern
In Geduld und Züchten hat Freiherr v. Leisenbohg, der
man
620
Gläubige, einer Wiener Komödiantin gedient. Jahr um
urch
Jahr hat er ausgeharrt, immer demütig, indes sie ihre
man
Liebhaber nach der jeweiligen Saison wechselte. Endlich
und
Artur Schnitzler: „Dämmerseelen“.
wird er erhört. Aber nicht als Geliebter. Ein schwedischer
(den
Tenorsänger soll der „Zukünftige" werden. Nur hat der
Von Seltsamkeiten erzählt der jüngste Novellenband
rem¬
Vorige, ein Fürst, der Komödiantin abergläubisches
Artur Schnitzlers. (S. Fischer=Berlin, 1907.) Sie würden
einer
Grauen eingejagt. Wen sie nach seinem Tod zuerst um¬
befremden, ja verblüffen, vernähme man nicht hinter ihnen
armt, der schwinde dahin; und der Freiherr war ihr
ein ironisches, verstohlenes Kichern. Das klingt halb nach
chen¬
„Probekandidat“; und wirklich bricht er zusammen, als er
Schadenfreude und halb nach wehmütiger Betrachtung der
ühen
erfährt, welches Spiel sie getrieben.
irdischen Dinge. Was ist unsere hochgerichtete romantische
dons
Von männlicher Tölpelei und Fraueninfamie ist in dem
Sehnsucht? Sie klammert sich in ihrer Not an die
Novellenband noch mancherlei zu lesen, bis zu den
windigsten Vorstellungen. Sie möchte, wie weiland
eder¬
Dämmerzuständen des biederen Thameyer, dem seine
Münchhausen, an Bohnenranken in die Lüfte klettern und
wisse
3. Daennerseelen
Zul=Besteier.
die den Aufschwung der Kolonie mitnehmen wollen.
afe
annullieren zu können. Ein in unserer garenden Zeit
Auf diese Weise würde die Schutzgebietsverwaltung
arf
prähistorisch anmutender Gedanke von riesiger Größe, aber
das größte Risiko der Besiedlung dem Privat¬
ann
nicht angepaßt den kleinen Tyrannen von heute. Um in
kapital zuschieben. Ließe sich solche Absicht
unserer Zeit eine so gewaltige Arterienunterbindung er¬
lich
folgreich durchzuführen, hätte der Pobjedonoszewsche
durchführen, so würde schon nach zehn Jahren
und
Staatsgedanke eines Heeres solcher lauterer, vielseitiger,
ein ansehnlicher Viehstand von 50000 Kühen und
000
sser 1 800 000 Kleinviehnüttern in der Kolonie sein können.I groß veranlagter Persönlichkeiten versichert sein müssen,
zerschellt gottsjämmerlich. So plumpsen wunderliche Narren
Provinziale, die die Fähigkeit haben, einem den
das
des Geschicks in Schnitzlers Novellen niederwärts.
Anblick einer hübschen Kleidmode ganz zuwider
Selten aber wird es so llar, wie die Mischlingliteratur,
zu machen.
ifall
die in den „Dämmerseelen“ das Wort führt, doch nicht and
Sein Gegenstück findet er in Fred Carl Frieseke.
viel
humoristische Höhen reicht. Es ist der Liebe und Treue
der die Einflüsse der französischen Moderne auf¬
darin zuviel Falsyheit beigemengt. Journalistisch=artistische
gebraucht hat. Er nahm von: Whistler (das rosa
Als
Falschheit. Sie ergötzt sich nicht so sehr an den aben¬
Umschlagetuch, das auf ein Sofa gelegt wird, von
die
teuerlichen, menschlichen Vorgängen selbst, als vielmehr
ihm hebt sich ein weiblicher Alt ab), Renoir (ein
sogin
an ihrer äußersten Zuspitzung. Vor allem hört man so¬
junges Mädchen, das sich die rötlichen Haare kämmt)
chön
zusagen den findigen, auch den teilnahmsvollen Räsoneur,
und von Caro=Delvaille — einem Maler, der in
nder
und weniger den aufrechten Dichterphantasten; den Rä¬
Deutschland noch nicht bekannt geworden ist, es auch
als
soneur, der mitunter wohl ein bißchen selbstgefällig seine
nicht verdient. Von diesen dreien nahm er; am
des
witzigen Künste, sein wienerisch schmunzelndes Behagen
meisten von Caro=Delvaille. Er bemüht sich — ein
ann
spielen und flimmern und funkeln läßt. Wo Traum und
um diesen jungen
der
Zeichen seiner Kritiklosigkeit —
platte Niedrigkeit zusammenstoßen, da erschallt kaum das
Kreolen, der Bilder von Kreolinnen massenhaft nach
ung.
breite, saftige Lachen des Humoristen, sondern weit eher
Paris gebracht hat. Dessen Gemälde von Frauen, die
nde,
der ironisch=resignierende Ton des Plauderers, der selbst
sende
in porträthafter Art in einem Zimmer stehen, oder
das kraufeste und an sich finstere Erlebnis wie eine ge¬
auf einem Kanapee ruhen und in einem Buche lesen,
rals
schickt und raffiniert vorbereitete Anekdote vortragen kann.
oder nichts tun und für sich hinträumen, wiederholt
lais
Dieser Aneldote fehlt es dann sowohl an rechter Galle
an¬
Fred Carl Frieseke, und das ist überflüssig; noch
als an überquellender Lustbarkeit; und es ist gleichgültig,
and¬
überflüsiger erscheint es, daß eine Sammlung dieser
ob es sich um den wienerischen Toggenburger, den Frei¬
Rekapitulationen von Bildern, welche selbst im Original
schickt
herrn v. Leisenbohg handelt oder um den bedauernswerten
be¬
nicht viel taugten, nach Berlin kam.
Spießbürger der Vorstadt, den Herrn Andreas Thameyer.
dern
In Geduld und Züchten hat Freiherr v. Leisenbohg, der
man
620
Gläubige, einer Wiener Komödiantin gedient. Jahr um
urch
Jahr hat er ausgeharrt, immer demütig, indes sie ihre
man
Liebhaber nach der jeweiligen Saison wechselte. Endlich
und
Artur Schnitzler: „Dämmerseelen“.
wird er erhört. Aber nicht als Geliebter. Ein schwedischer
(den
Tenorsänger soll der „Zukünftige" werden. Nur hat der
Von Seltsamkeiten erzählt der jüngste Novellenband
rem¬
Vorige, ein Fürst, der Komödiantin abergläubisches
Artur Schnitzlers. (S. Fischer=Berlin, 1907.) Sie würden
einer
Grauen eingejagt. Wen sie nach seinem Tod zuerst um¬
befremden, ja verblüffen, vernähme man nicht hinter ihnen
armt, der schwinde dahin; und der Freiherr war ihr
ein ironisches, verstohlenes Kichern. Das klingt halb nach
chen¬
„Probekandidat“; und wirklich bricht er zusammen, als er
Schadenfreude und halb nach wehmütiger Betrachtung der
ühen
erfährt, welches Spiel sie getrieben.
irdischen Dinge. Was ist unsere hochgerichtete romantische
dons
Von männlicher Tölpelei und Fraueninfamie ist in dem
Sehnsucht? Sie klammert sich in ihrer Not an die
Novellenband noch mancherlei zu lesen, bis zu den
windigsten Vorstellungen. Sie möchte, wie weiland
eder¬
Dämmerzuständen des biederen Thameyer, dem seine
Münchhausen, an Bohnenranken in die Lüfte klettern und
wisse