V, Textsammlungen 7, Gesammelte Werke, Seite 20

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7. Ge.
Nerke
ammelte

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Telephon 12.801
„ODSEHTER
I. österr. behördl. konzession. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
WIEN I, CONCORDIAPLATZ 4
Vertretungen:
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Cenf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
annoverscher Courier
vom&L5t319|2
= Das Gesamtwerk Arthur Schnitzlers liegt nunmehr
in einer würdigen Ausgabe vör. Zu den Frei Bänden
der Erzählungen, die zu Schnitzlers 50. Geburtstag
in diesem Sommer erschienen waren, sind soeben „Die
Thcaterstücke in vier Bänden“ hinzugekommen,
die S. Fischer in Berlin für den in Anbetracht der auten
äußeren wie der gediegenen Druckausstattung wohl, en
Preis von 12 c in Leinen, 16 ck in Halb= und 21 & in
Glanz=Leder herausgibt. Die vier Bände Theater umfassen
mehr als 20 Arbeiten. Eine jede auf dem Theater ausge¬
prob“, und bei weitem die meisten nicht nur in unverwelkter
Frische erhalten, sondern mit den Jahren nur noch wie guter
Wein edler und blumiger geworden. Mit den Szenen des
„lächelnden Melancholikers“ Anatol beginnt die Reihe; und
das darin, sei es angeschlagene, sei es vorklingende Thema
entwickelt sich in vielen Veränderungen bis zum großen sym¬
phonischen Vollklang. Man braucht nur diese Titel alle zu
lesen, und sogleich steigt die Erinnerung auf, Gestalten so
wirklich und so persönlich vertraut, als wären sie von Fleisch
und Blut; Anatol und der Herr von Sala, die Geliebteste
von allen: Christine aus der „Liebelei“ und der junge Me¬
dardus, — alle die Spieler und Zwischenspieler einer schönen,
verschleierten, wirklichen Welt.
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Telephon 12.801
„UDSEHTER
I. österr. behördl. konzession. Unternehmen fer Zeitungs-Ausschnitte
WIEN I, CONCORDIAPLATZ 4
Vertretungen:
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Königsberger Hartung'sche Zeitun
Ausschnitt aus:
Königeberg.4 K.
e6 9. 1972
s VOM
Von der Gesamtausgabe der Werke Arthur Schnitzlers (S.
ransgltet
zu seinem 50. Ge
Fischer, Berlin).
wurde, erscheinen jetzt abschließend die Vier Bände der Dramen.
Es sind mehr als 20 Arbeiten, eine jede auf dem Theater ausgeprobt.
Mit den Szenen des „läch luden Melancholikers“ Anatol beginnt die
Reihe; und das darin angeschlagene Thema entwickelt sich in vielen
Veränderungen bis zum großen symphonischen Vollklang. Man
braucht nur diese Titel alle zu lesen, und sogleich steigt die Erinne¬
rung auf. Gestalten so wirklich und so persönlich vertraut, als wären
je von Fleisch und Blut. Die Ausgabe, die mit den drei Bänden
der Erzählungen das gesamte Werk des Dichters bietet, wurde sorg¬
ältig und im besten Geschmack ohne Spielerei gemacht, und ist bei
hrem wohlfeilen Preis der weitesten Verbreitung sicher.
vertretungen:
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: VORWADTS, BERI N
27. SEF 13 12
vom:
Kleines Feuilleton.
Literarisches.
Artur Schnitzle
Erzählende Schriften,

(S. Fischers Verlä
Il Schnitzlers 50. Geburtstage sind
als erste Gabe seiner „Gesammelten Werke“ seine Novellen, Skizzen
und Romane in drei starken Bänden herausgekommen. Wer den
Dramatiker kennt, kennt auch die Menschenwelt, die den Erzähler
beschäftigt. Es ist immer wieder die elegante Wiener Gesellschaft,
es sind immer wieder Halbweltlerinnen, Offiziere, Studenten,
Künstler auch zuweilen — und recht viel Lebemänner mit ihren
Liebeleien, Theaterdamen und „süßen Mädeln“ der Vorstadt.
Menschheitsfragen, große Geschicke im Spiegel des Völkerlebens
wirft Schnitzler nicht auf. Seine Eigenheit ist weniger Tiefe als
Feinheit. Als Künstler interessiert ihn und betrachtet er nur das
aus Widersprüchen geflochtene Netz des Lebens. In ihm stellt er
lediglich die Schürzungen dar, in denen die Verknüpfung von
Wahrheit und Lüge besonders klar hervortritt. Was weiter ge¬
schehen könnte im guten oder bösen, ob eine Versöhnung möglich
wäre — das überläßt er dem Leser, wenn er will, es zu Ende zu
denken.
Der Mediziner, der Analytiker hält dem Psychologen und
Dichter die Wage. In den meisten Novellen wird mit medizin¬
wissenschaftlichen Problemen experimentiert. Immer ist das Weib
als Geliebte, die man kurzerhand „überwindet“ offen herausgesagt,
einfach wegschmeißt, wenn man ihrer überdrüssig geworden, der
Angelpunkt. Natürlich darf das nicht so aufgefaßt werden, als
wenn Schnitzler so dächte; der Dichter ist ja nur das Sprachrohr
für die laxen Anschauungen seiner „Helden: Von diesen „Wiener
Früchteln, die aber samt und sonders der guten Gesellschaft ange¬
hören, mit kurzen Worten: von dieser zwischen sentimentaler¬
Lustigkeit und dreckiger Verkommenheit hin und her pendelnden
Wiener „Gesellschaft“ der letzten 20, 30 Jahre ist, wenn Schnitzler
als Wahrheitsschilderer gelten soll, nichts zu erwarten. Sein
„Leutnant Gustl“ — das ist nämlich jene Novelle, derentwegen¬
Schnitzler des Offizierscharakters verlustig erklärt wurde — bildets
den schärfsten Typ für das männliche Jungwienertum. Bezeich¬
nend für Schnitzler ist wohl, daß er für proletarische Menschen
und Zustände wenig übrig hat. Zwei Novellen jedoch ausgenom¬
men. In der Novelle „Der Ehrentag“ wird das tragische
Geschick eines ständig seelisch mißhandelten Schauspielers geschildert,
dessen starke Begabung in der ihm aufgezwungenen Rolle eines
elenden Statisten nicht aufkommen kann. Und in der Erzählung
rlag:
Der blinde Geronimo“ sind es zwei Brüder, die als
zettler=Troubadoure von Ort zu Ort ziehen. Beide Erzählungen:
ind einfach pures Dichtergold, auch hinsichtlich der Herzenswärme —
essen, der sie geschaffen.
Schnitzlers Meisterschaft besteht in der kurzen knappen spe¬
ifisch österreichischen Dialognovelle. Zwar gehört er nicht zu den #
edingungslos Großen; wohl aber ist er ein feiner Psycholog, der auf
er Basis einer wurzelechten lyrischen Begabung mit seltener Ge¬
taltungskraft die Erscheinungen seines heimatlichen Volkslebens
n künstlerische Form zu bannen versteht. Er ist vorzugsweise ein
Wiener Lokalschilderer, der die für seine Vaterstadt charakteristische
Mischung von Frühlingswehmut und sentimentaler Lebenslust mit
schärfsten Strichen wiedergibt. Im großen Roman erscheint er we¬
niger kräftig, weil hier sein lyrischer Subjektivismus sich zugunsten
objektiver Gestaltung einigen Zwang auferlegen muß. So mutet
der Roman „Der Wegins Freie“ etwas kleinwienerisch=spie߬
bürgerlich an. Vom Sozialismus hat Schnitzler keine blasse
Ahnung. Er läßt da eine Jüdin schlankweg gleich Reden halten,
Artikel schreiben, ohne sich zu fragen, ob die Sozialdemokratie
sofort jedem ideologischen Gewäsche traut oder ob es möglich sei,
vor der Partei als Sozialdemokrat zu gelten, wenn man nichts
als gewisse Theaterallüren mitbringt. Dieser Ron.an ist aber doch
auch bezeichnend für Schnitzlers Verhalten gegen die semitische
Rasse, der er ja selbst angehört. Schnitzler will keine Gemeinschaft
weder mit getauften Juden noch Zionisten haben; eher klingt eine
antisemitische Note durch. Ausserechnet ein Baron bildet in
dem Gewebe des figurenreichge Ganzen die trostreiche Zukunfts¬
verheißung! Die soziale Emzwickelung aber geht andere Wege; sie
kennt nur Menschen.
e. k.
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