V, Textsammlungen 7, Gesammelte Werke, Seite 24

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7. Ges
ämnelte Nerke
„ H. 100r
deren Wuchs über alle Zeitlichkeit hinweg ins Ewige ragt,
und es ist sehr die Frage, ob in der übernächsten Generation
noch mehr von ihm lebendig sein wird, als einige schöne
Verse; aber andererseits ist's ganz sicher, daß er eine der wich¬
tigsten und weitestwirkenden Erscheinungen in der Literatur
der letzten Jahrzehnte bedeutete, und so ist's gut und billig,
daß man sammelt und ordnet, was von ihm geeignet scheint,
die Probe der Zeitlichkeit zu bestehen, oder was infolge seiner
historischen Bedeutung bleibenden dokumentarischen Wert be¬
Wenden!
Wenden: Rückselte beamten!
anspruchen kann. Von einer eigentlichen Gesamtausgabe ist
hier mit Recht abgesehen. Im ersten uns vorliegenden Bande
Telephon 12.801
hat Brandenburg eine Auswahl der Gedichte gegeben, von der
zu hoffen ist, sie sei programmatisch für die Tätigkeit der
Herausgeber. Mit feinem und sicherem Gefühl ist hier das
Echte von dem Unechten geschieden, der wahr und tief empfin¬
„UDSEHVER
dende Lyriker von dem Kling=Klang=Gloria des Ueberbretil¬
I. österr. behördl. konzession. Unternehmen für Zeit tags-Ausschnitte
Virtnosen befreit. Es erfordert einigen Mut, aus einer Bier¬
baum=Auswahl schlankweg den „lustigen Ehemann“ wie den“
WIEN I, CONCORDIAPLATZ 4
„Erzbischof von Salzburg", „Jeanette“ wie das „Lied vom
Vertretungen:
verlassenen Lehmann“ herauszustreichen; daß Brandenburg es
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
dennoch gewagt hat, ist dankbar anzuerkennen, dieser Verlust
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
ist ein Gewinn. Der Eindruck, den man von dem Lyriker Bier¬
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
baum, wie er sich hier darstellt, gewinnt, ist um so stärker und
burg, Toronto.
nachhaltiger. Die geschmackvolle Ausstattung bildet einen wür¬
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
digen Rahmen.
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Ausschnitt
Soll einer, der noch unter uns lebt und schafft, durch eine
aussihssalsch unipe. Zoftung, kaez
Sammlung seiner „Werke“ geehrt werden, so wird sich's immer
Liur darum handeln, das bisher Zerstreute zusammenzubringen:
vom:
und, soweit es der Verfasser noch mit seinem Namen und Ruf
decken mag, in ein einheitliches Gewand zu stecken. Zu
Gesamtausgaben.
solchen Ausgaben geben Jubelfeiern willkommenen Anlaß, und #
Manch hartes Wort ist gesprochen über die Spürsucht der
da wir, was diese anlangt, zur Zeit recht freigebig und an¬
Hoethephilologen und Schillerherausgeber; leichter Hand hat
spruchslos sind, so mangelt's auch nicht an „Gesammelten
man über ihre Bemühungen den Stab gebrochen und sie als
Werken“. Sei's drum! Im vorliegenden Falle hat es keinen Un¬
de, lebensfremde Spezialisten abgetan, als unnütze Mehrer
würdigen getroffen: ArthuxScusgler dessen bisheriges
des so schon allzu schweren Ballasts unserer Kultur. Mit Un¬
Schaffen der Beraff S. Fischer, Berlin, in sieben Bänden¬
Frecht, scheint mir. Gewiß, es ist töricht, jedes neu entdeckte
„Gesammelter Werke“ vorlegt, kann die schärfste Kritik
Briefblatt, jedes eroberte Notizen=Zettelchen als ein nationales
vertragen; er ist — einigen Fehlgriffen zum Trotz — unserer
Ereignis zu feiern; aber der Fund selbst ist stets erfreulich.
feinsten Gestalter einer, und es ist eine Freude, in diesen
Auch das an sich Belanglose kann gelegentlich, indem es Be¬
Bänden alles das vereinigt zu finden, was uns einzeln schon
ziehungen herstellt, Vermutungen bestätigt dunkle Punkte im
oft entzückt hat. Zwar ist gewiß: dieser Zergliederer und Er¬
Leben oder Schaffen aufhellt, größte Wichtigkeit gewinnen.
gründer, dieser Topograph der Seele ist nicht eigentlich ein
Eine andere Frage ist's, ob es ratsam sei, mit solchen, nur
Schöpfer, seine Feinheit, die mit einem Mangel an robuster
dem Forscher wertvollen Dingen die Gesamtausgaben zu be¬
Lebenskraft erkauft ist, verstellt ihm den Weg zu den Höhen
lasten, die in der breiten Oeffentlichkeit zu Kauf stehen. Auch
der wahrhaft Großen; aber vom „Sterben“ bis zur „Hirten¬
das ist unbedingt zu bejahen, wenigstens wenn es sich um das
flöte“, vom „Anatol“ bis zum „weiten Land“ glänzt soviel
Werk eines ganz Großen handelt. Wie jedes Blatt, auf dem
feinste Lebensweisheit auf, der Weg, der den Dichter von der
ein Linienspiel von Holbeins, Dürers oder Menzels Hand
Erkenntnis des Menschen zur Erkenntnis des Weltgeschehens
erhalten ist, der höchsten Aufmerksamkeit wert erscheint, so hat
führt, ist so voller Masken und Wunder und schwermütig
auch jeder Gedanke, den Lessing und Goethe, Schiller und
graziöser Visionen, daß es sich immerhin lohnt, ihm zu folgen.
Kleist einer Aufzeichnung würdigten, Anspruch auf unsere
Drei Bände enthalten die erzählenden Schriften, vier die
achtsame Liebe, und es ist billig, daß die ganze Summe ihres
Theaterstücke. Der Einband ist recht hübsch, aber für den
Strebens nicht nur den Fachleuten in Archiven zu Gebote
Bibliotheksgebrauch reichlich zart und empfindlich.
steht, sondern auch für die gar nicht so geringe Zahl der Lieb¬
Ist Schnitzlers Werk im großen ganzen zu erlesenem Genuß
haber in schönen Gesamtausgaben vereinigt ist.
literarischer Feinschmecker bestimmt, so wendet sich die große
Zu denen, die solcher eingehendsten Beschäftigung wert sind,
Schwedin Selma Lagerlöf an alle Leser, deren Phantasie
gehört ganz gewiß auch Friedrich Hebbel, dessen hun¬
nicht irgendwo einen Knacks hat. Der schier überquellende,
dertsten Geburtstag wir im nächsten Jahre feiern werden.
klingende Reichtum des großen Märchenbuches „Gösta Berling“.
Zu diesem Feste das Werk des Dichters in einer abschließenden,
die zarte Herbheit der „Herrenhofsage“, das dunkle Leuchten
außen und innen in jeder Hinsicht würdigen Gestalt dem deut¬
der wortkargen Ballade von „Herrn Arnes Schatz“, das große
schen Volke darzubieten, lag nahe, und so ist es nicht weiter
Epos „Jerusalem“ die versonnene Mär von „Liljekronas Hei¬
verwunderlich, daß zwei Verleger zugleich sich die Aufgabe ge¬
mat“ die kindlich=gläubigen „Christuslegenden“: all das ist
stellt haben und „Säkularausgaben“ von Friedrich
ein so köstlicher Schatz, daß wir gern auch einige Splitter mit
[Hebbels sämtlichen Werken rüsten. In B. Behrs
in den Kauf nehmen, die bei der Arbeit an diesen großen
Verlag, Berlin, gibt der bekannte Hebbelforscher Richard
Werken abgesprungen sind und wohl besser unter dem Tische
[Maria Werner eine „historisch kritische Aus¬
liegen geblieben wären. Wir hoffen, daß die „Gesammel¬
[gabe“ in sechzehn Bänden heraus, von der uns die Bände
ten Werte“, die in zehn Bänden bei Albert Langen,
1—4 und 13 bisher vorliegen. Sie enthalten in mustergültiger
München, erschienen sind, heuer auf recht vielen Weihnachts¬
Textgestaltung die Dramen von der „Judith“ bis zu den
tischen gefunden werden; sie verdienen's wahrlich und werden
„Nibelungen"; in Band 13 sind die zu diesen vier Bänden
den Aufwand als ein echter und rechter Jungbrunn vielfältig #
gehörigen Lesarten und Anmerkungen vereinigt. Die sach¬
erstatten. Die Uebersetzungen von P. Klaiber und M. Franzos"
kundigen Einleitungen, die schlicht=schöne Ausstattung der so¬
sind ausgezeichnet. Zu bedauern ist aber, daß das wundervolle
liden Bände legen Zeugnis ab für die Liebe und Sorgfalt,
Kinderbuch von der „Reise des kleinen Nils Holgersson“ nicht
mit der Herausgeber und Verlag zusammengewirkt haben,
in die Sammlung aufgenommen ist.
um dem großen Ditmarschen ein würdiges Denkmal zu setzen.
Endlich sei noch wenn er auch eigentlich nicht in den
Trotzdem mag man schwanken, wem der Preis gebührt,
Rahmen dieses Berichtes paßt, auf Lco N. Tolstojs Nach¬
wenn man die andere „Säkularausgabe“ daneben betrachtel,
laß hingewiesen, der in einer Uebertragung von L. und
die als „Sämtliche Werke nebst den Tagebüchern[D. Berndl bei Eugen Diederichs Jena, herausgekommen ist.
jund einer Auswahl der Briefe" von Paul] Die beiden nicht sehr starken Bände, denen vielleicht noch
[Vornstein bei Georg Müller=München herausgegeben wird, [weitere folgen sollen, enthalten längst nicht den ganzen dichte¬
und von deren sechzehn Bänden die ersten beiden erschienen
rischen Nachlaß, sondern nur eine knappe Auslese; um so mehr
sind. Das chronologische Prinzip, das dieser wie anderen Aus¬
sind sie geeignet, einmal wieder den Dichter Tolstoj in den
gaben des Münchener Verlages zu Grunde gelegt ist, gewährt
Vordergrund zu schieben, der lange Zeit zugunsten des Agi¬
gerade bei diesem schwerblütigen Norddeutschen, dem jede neue tators und Propheten gedarbt hat. Die farbige Erzählung