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OrTprints
Und mit den Farben von Anastasius Grün gemalt ist der „Sonntag auf
dem Meere“:
„Das Meer liegt glatt und athmet kaum
In heisser Sonnenglut,
Nur meine Barke weckt den Schaum
Der blaulich hellen Flut.“
Bedeutender und ursprünglicher ist Ludwig August Frankl als Epiker
gewesen. Sein „Habsburgslied“ (1832) enthält vorzügliche Einzelheiten, seine
„Dichtungen“ und „Sagen“ entbehren nicht einer den angeschlagenen Themen
entsprechenden Grösse: „Christoforo Colombo“ (1836) ist wohl sein bestes
episches Werk; in „Rachel (1842) behandelt er ein biblisches Thema, in
„Don Juan de Austria“ (1846) den bekannten Helden. Eine Strophe, die Don
Jnan’s Tod behandelt, möge von der schönen Darstellungskraft zeugen.
Die Nonne senkt das todtenbleiche
Und bange Antlitz auf des Helden Hand,
Frei zieht die Seele schon zum Sternenreiche —
Durchs Fenster wirft der rothe Abendbrand
Leis' einen Purpurmantel auf die Leiche —
Der seine Sehnsucht nicht im Leben fand.
Ein tiefes Schweigen rings, nur hörbar hämmert
Ein banges Herz; das Abendroth verdämmert.“
Wir können auf diese und verwandte epische Dichtungen Frankl's
nicht näher eingehen. Dagegen dürfen wir an dieser Stelle bei seinen
Satyren verweilen. Die dramatischen Skizzen „Hippokrates und die moderne
Medicin“ (1853), „Die Charlatane“ (1854), „Hippokrates und die Cholera“
sind der Vergessenheit anheimgefallen, trotzdem sie noch immer zeitgemäss
sind. Frankl selbst schreibt darüber:
ich band vor das lyrisch¬
bleiche, episch-breite Gesicht die Larve des Momus und regte die schweren
Füsse des Trimeters und holperte auch wohl über die Knittel einer -
Satyre!“ Folgen wir Hippokrates wenigstens auf seinem ersten Leidenswege
durch das medicinische Wien!
Hippokrates schliesst sich einem Barbier an, der ihn in die Tiefen und Untiefen
der zeitgenössischen medicinischen Kunst einführt. Der Barbier ist ausser sich über
die Gelahrtheit des Fremden:
„Was dieser Alte weiss und kennt!
Ist sicher ein „Wochenschrift“-Abonnent;
Da kann man auch oft Gelehrtes lesen,
Thut aber kein Mensch davon genesen.“
Hippokrates gibt seiner Bewunderung für die Wiener Schule Ausdruck; selbst
in der Unterwelt erhielt er Kunde von ihr; darauf der Barbier:
„Da kann sie freilich leicht hindringen,
Weil sie die Kranken hinunterbringen.“
„O, lernen können Sie manches, viel;
Gar wenn Sie Curse nehmen, ist’s ein Spiel!
Doch ist gesalzen der Weg zum Ziel.
Der Reichste kann nur etwas lernen,
Der Arme muss sich ungecurst entfernen.
Lernfreiheit ist ein schönes Recht,
Könnt' jeder nur lernen auch, der’s möcht'
Sie lehren aber nur den, der blecht!“
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Und mit den Farben von Anastasius Grün gemalt ist der „Sonntag auf
dem Meere“:
„Das Meer liegt glatt und athmet kaum
In heisser Sonnenglut,
Nur meine Barke weckt den Schaum
Der blaulich hellen Flut.“
Bedeutender und ursprünglicher ist Ludwig August Frankl als Epiker
gewesen. Sein „Habsburgslied“ (1832) enthält vorzügliche Einzelheiten, seine
„Dichtungen“ und „Sagen“ entbehren nicht einer den angeschlagenen Themen
entsprechenden Grösse: „Christoforo Colombo“ (1836) ist wohl sein bestes
episches Werk; in „Rachel (1842) behandelt er ein biblisches Thema, in
„Don Juan de Austria“ (1846) den bekannten Helden. Eine Strophe, die Don
Jnan’s Tod behandelt, möge von der schönen Darstellungskraft zeugen.
Die Nonne senkt das todtenbleiche
Und bange Antlitz auf des Helden Hand,
Frei zieht die Seele schon zum Sternenreiche —
Durchs Fenster wirft der rothe Abendbrand
Leis' einen Purpurmantel auf die Leiche —
Der seine Sehnsucht nicht im Leben fand.
Ein tiefes Schweigen rings, nur hörbar hämmert
Ein banges Herz; das Abendroth verdämmert.“
Wir können auf diese und verwandte epische Dichtungen Frankl's
nicht näher eingehen. Dagegen dürfen wir an dieser Stelle bei seinen
Satyren verweilen. Die dramatischen Skizzen „Hippokrates und die moderne
Medicin“ (1853), „Die Charlatane“ (1854), „Hippokrates und die Cholera“
sind der Vergessenheit anheimgefallen, trotzdem sie noch immer zeitgemäss
sind. Frankl selbst schreibt darüber:
ich band vor das lyrisch¬
bleiche, episch-breite Gesicht die Larve des Momus und regte die schweren
Füsse des Trimeters und holperte auch wohl über die Knittel einer -
Satyre!“ Folgen wir Hippokrates wenigstens auf seinem ersten Leidenswege
durch das medicinische Wien!
Hippokrates schliesst sich einem Barbier an, der ihn in die Tiefen und Untiefen
der zeitgenössischen medicinischen Kunst einführt. Der Barbier ist ausser sich über
die Gelahrtheit des Fremden:
„Was dieser Alte weiss und kennt!
Ist sicher ein „Wochenschrift“-Abonnent;
Da kann man auch oft Gelehrtes lesen,
Thut aber kein Mensch davon genesen.“
Hippokrates gibt seiner Bewunderung für die Wiener Schule Ausdruck; selbst
in der Unterwelt erhielt er Kunde von ihr; darauf der Barbier:
„Da kann sie freilich leicht hindringen,
Weil sie die Kranken hinunterbringen.“
„O, lernen können Sie manches, viel;
Gar wenn Sie Curse nehmen, ist’s ein Spiel!
Doch ist gesalzen der Weg zum Ziel.
Der Reichste kann nur etwas lernen,
Der Arme muss sich ungecurst entfernen.
Lernfreiheit ist ein schönes Recht,
Könnt' jeder nur lernen auch, der’s möcht'
Sie lehren aber nur den, der blecht!“
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