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Banoffprints
Dr. Victor Adler (geb. 24. Juni 1852), ein hervorragender
tler, ein feiner
Führer der österreichischen Socialdemokraten, ist vielfach belletristisch thätig:
ltnis Ovid’s zu
er redigierte die „Gleichheit“ und ist derzeit Chef der „Arbeiter-Zeitung“.
Dr. Theodor Frimmel von Traifenous (geb. am 15. December 1853
haten fiel der Blick
zu Amstetten) ist einer unserer hervorragendsten Kunsthistoriker. Er schrieb:
er, der allgemeine
„Galeriestudien“ (1891), die fortgesetzt werden; „Jos. Danhauser und Beet¬
chtete, wie man in
hoven“ (1892); „Beethoveniana“ (1889).
beselegien ergötzten
Dr. Adolf Gruss (geb. am 8. März 1854 zu Leitmeritz) schrieb unter
angenommen haben
dem Pseudonym „Erwin Thurn“ mehrere belletristische Arbeiten, die in ver¬
mischen Sitten ent¬
schiedenen Zeitungen erschienen sind. In der „Heimat“ publicierte er die Novelle
der Stadt, wo die
„Eine musikalische Familie“ welche in Buchform die zweite Auflage (1885)
d nachzulesen ist.
erlebte.
zu besingen. Und
Diese Novelle athmet vom Anfange bis zum Ende Musik, die von herzlichem
änger des Fürsten
Humor accompagniert wird. Schon die Capitelüberschriften verrathen den Inhalt, die
ct einer gekränkten
einfache Liebesgeschichte eines kleinstädtischen Bezirksrichters. In der „Introduction“
gegen den heiteren
lernen wir ihn kennen, im „Allegro“ beginnen die Stürme anlässlich eines köstlichen
elgten, wurde ihm
ländlichen Concertes, im „Adagio ma non troppo“ lernt unser Held die Dame infolge
seine Tage traurig
ihres ausgezeichneten Clavierspiels kennen und lieben, im „Scherzo majore“ kann die
Körper; seitdem
Heldin vor Liebesweh nicht schlafen u. s. w., im „Minore“ sind beide Mann und
chreckhafte Träume
Weib und die Novelle schliesst bedeutungsvoll: „Da capo al fine ad libitum.“ Von
eträge Last..
dem Texte eine kleine Probe: „Diese blauäugige Blondine mit den schmachtenden
Schweres Heimwell
Blicken verglich er (unser Held) mit einem Liede ohne Worte von Mendelsohn¬
die Stadt und die
Bartholdy oder gar, wenn er sie noch als recht sentimental kennen gelernt hatte,
nüpfen.“ Tomi hat
mit einem Abt’schen Schmachtfetzen. Die blonde Frau mit feurigem, schwarzem
vid muss gerüstet
Auge und blühend rothen Lippen fand er wie eine Schumannsche Romanze;
Warte der Wächter
jenes Kind mit der sanften Stimme und der naiven Ausdrucksweise wie ein Haydn¬
Hand die Waffen
sches Thema mit Variationen, dieses artige Mädchen, das bei jeder Antwort, die es
Jammerns wegen
gab, einen so höflichen Knix machte, erinnerte ihn an das Menuett von Bocherini.
einer bescheidenen
Diesen krausköpfigen wilden Burschen verglich er mit dem à la turca der Mozart¬
hr in Tomi krank,
schen A-dur-Sonate“
die Entbehrungen,
Im Jahrbuche der Genossenschaft deutscher Schriftsteller von 1898 er¬
die fortwährende
schienen interessante „Erinnerungen an Heinrich Laube“ aus der Feder von
Die Neurasthenie
Adolf Gruss. Er hat auch formvollendete Gedichte geschrieben, die nur
vor und hat in
zum Theile publiciert wurden. Neben treudeutscher, kernhafter Art zeichnet
ein glücklicher Volkston einzelne derselben aus. So lautet die Schlusstrophe des
dung für O vid's
„Herbstliedes“:
Waldspechtlein,
Fünfkirchen) ver¬
Wie geht mir dein Klopfen so düster,
er Gedichte von
So düster durch Mark und Bein!“
es“ (1888) eigene
, „Ich zimm’re, im Walde der Küster,
ferner „Jehova“,
*
Dem Sommer den Todtenschrein!“
llen Versen seien
Dr. Joseph Winter (geb. am 2. Februar 1856 in Wien) erhielt aus
Viener Almanach,
Anlass der von der „Deutschen Zeitung“ 1881 ausgeschriebenen Preisconcurrenz:
„Lied der Deutschen in Oesterreich“ den ersten Preis; er schrieb „Gedichte“
(1885) und „Deutsche Puppenspiele“ (1886).
Joseph Winter ist ein namhafter Lyriker von treuer, deutscher Ge¬
sinnung und einer vornehmen, allem Gemeinen abholden Auffassung. Dass die
uralten und ewig-jungen Themata der Lyrik: Frühling, Rose, Weib, Wein,
Abschied und Winterszeit auch seine Gedichte erfüllen, braucht wohl nicht aus¬
führlich dargestellt zu werden. Seine Sprache geht nach dem Vorbilde von
Scheffel und Julius Wolff auf die sogenannte altdeutsche Zeit, auf
das Studium der Minnesänger und besonders Walther's von der Vogel¬
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Dr. Victor Adler (geb. 24. Juni 1852), ein hervorragender
tler, ein feiner
Führer der österreichischen Socialdemokraten, ist vielfach belletristisch thätig:
ltnis Ovid’s zu
er redigierte die „Gleichheit“ und ist derzeit Chef der „Arbeiter-Zeitung“.
Dr. Theodor Frimmel von Traifenous (geb. am 15. December 1853
haten fiel der Blick
zu Amstetten) ist einer unserer hervorragendsten Kunsthistoriker. Er schrieb:
er, der allgemeine
„Galeriestudien“ (1891), die fortgesetzt werden; „Jos. Danhauser und Beet¬
chtete, wie man in
hoven“ (1892); „Beethoveniana“ (1889).
beselegien ergötzten
Dr. Adolf Gruss (geb. am 8. März 1854 zu Leitmeritz) schrieb unter
angenommen haben
dem Pseudonym „Erwin Thurn“ mehrere belletristische Arbeiten, die in ver¬
mischen Sitten ent¬
schiedenen Zeitungen erschienen sind. In der „Heimat“ publicierte er die Novelle
der Stadt, wo die
„Eine musikalische Familie“ welche in Buchform die zweite Auflage (1885)
d nachzulesen ist.
erlebte.
zu besingen. Und
Diese Novelle athmet vom Anfange bis zum Ende Musik, die von herzlichem
änger des Fürsten
Humor accompagniert wird. Schon die Capitelüberschriften verrathen den Inhalt, die
ct einer gekränkten
einfache Liebesgeschichte eines kleinstädtischen Bezirksrichters. In der „Introduction“
gegen den heiteren
lernen wir ihn kennen, im „Allegro“ beginnen die Stürme anlässlich eines köstlichen
elgten, wurde ihm
ländlichen Concertes, im „Adagio ma non troppo“ lernt unser Held die Dame infolge
seine Tage traurig
ihres ausgezeichneten Clavierspiels kennen und lieben, im „Scherzo majore“ kann die
Körper; seitdem
Heldin vor Liebesweh nicht schlafen u. s. w., im „Minore“ sind beide Mann und
chreckhafte Träume
Weib und die Novelle schliesst bedeutungsvoll: „Da capo al fine ad libitum.“ Von
eträge Last..
dem Texte eine kleine Probe: „Diese blauäugige Blondine mit den schmachtenden
Schweres Heimwell
Blicken verglich er (unser Held) mit einem Liede ohne Worte von Mendelsohn¬
die Stadt und die
Bartholdy oder gar, wenn er sie noch als recht sentimental kennen gelernt hatte,
nüpfen.“ Tomi hat
mit einem Abt’schen Schmachtfetzen. Die blonde Frau mit feurigem, schwarzem
vid muss gerüstet
Auge und blühend rothen Lippen fand er wie eine Schumannsche Romanze;
Warte der Wächter
jenes Kind mit der sanften Stimme und der naiven Ausdrucksweise wie ein Haydn¬
Hand die Waffen
sches Thema mit Variationen, dieses artige Mädchen, das bei jeder Antwort, die es
Jammerns wegen
gab, einen so höflichen Knix machte, erinnerte ihn an das Menuett von Bocherini.
einer bescheidenen
Diesen krausköpfigen wilden Burschen verglich er mit dem à la turca der Mozart¬
hr in Tomi krank,
schen A-dur-Sonate“
die Entbehrungen,
Im Jahrbuche der Genossenschaft deutscher Schriftsteller von 1898 er¬
die fortwährende
schienen interessante „Erinnerungen an Heinrich Laube“ aus der Feder von
Die Neurasthenie
Adolf Gruss. Er hat auch formvollendete Gedichte geschrieben, die nur
vor und hat in
zum Theile publiciert wurden. Neben treudeutscher, kernhafter Art zeichnet
ein glücklicher Volkston einzelne derselben aus. So lautet die Schlusstrophe des
dung für O vid's
„Herbstliedes“:
Waldspechtlein,
Fünfkirchen) ver¬
Wie geht mir dein Klopfen so düster,
er Gedichte von
So düster durch Mark und Bein!“
es“ (1888) eigene
, „Ich zimm’re, im Walde der Küster,
ferner „Jehova“,
*
Dem Sommer den Todtenschrein!“
llen Versen seien
Dr. Joseph Winter (geb. am 2. Februar 1856 in Wien) erhielt aus
Viener Almanach,
Anlass der von der „Deutschen Zeitung“ 1881 ausgeschriebenen Preisconcurrenz:
„Lied der Deutschen in Oesterreich“ den ersten Preis; er schrieb „Gedichte“
(1885) und „Deutsche Puppenspiele“ (1886).
Joseph Winter ist ein namhafter Lyriker von treuer, deutscher Ge¬
sinnung und einer vornehmen, allem Gemeinen abholden Auffassung. Dass die
uralten und ewig-jungen Themata der Lyrik: Frühling, Rose, Weib, Wein,
Abschied und Winterszeit auch seine Gedichte erfüllen, braucht wohl nicht aus¬
führlich dargestellt zu werden. Seine Sprache geht nach dem Vorbilde von
Scheffel und Julius Wolff auf die sogenannte altdeutsche Zeit, auf
das Studium der Minnesänger und besonders Walther's von der Vogel¬
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