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PanphletsOffnats
Eines seiner schönsten Lieder, das gar wol Scheffel’s
weide zurück.
zieren könnte, sei als stilistisch besonders bezeichnend hier
„Frau Aventiure“
theilweise citiert:
„Der Mai.
Da Wald und Anger welkte,
Zu mir der Maie kam!
Der Minne Rosenblüte
Brach auf in Scheu und Scham.
Weh.
Süss war die Lust und süss das
Nie blühte mir ein Frühling,
Wie der im Schnee.
Ich hielt im Arm das liebste Weib:
Es spottete der Blumen
Ihr Blumenleib.“
Trotzdem er über eine glänzende Technik verfügt, weiss er auch den
einfachen, unbefangenen Ton des Volksliedes zu treffen, z. B.:
„Am Kreuzweg ragt ein Lindenbaum,
Gar tief die Zweige hangen.
In seinem Schatten sass ich lang,
Von Träumen war ich umfangen.
Er weist nach West, er weist nach Ost,
Die rauschenden Arme winken.
Ach, sage, wo ist der Weg in's Glück,
Zur Rechten oder zur Linken.“
Auch über einen leisen, vornehmen Humor, der nur lächelt aber nie
lacht, verfügt unser Dichter.
In dem allerliebst erfundenen Gedichte „Himmel und Erde“, das den Refrain
„kleine Wienerin“ führt, erzählt er, wie er auf dem Pegasus eine kleine Wienerin
in den Himmel geführt habe. Er liess sie den Regenbogen berühren, sie sah durchs
Fenster in das Häuschen des Mannes vom Monde, sie trank Sternenmilch, zupfte
übermüthig an der „Leier“, trat Kometen auf den Schweif, mit rothen und blauen
Sternen trieb sie Verschwendung, und kehrte, nachdem sie den Himmel geplündert
hatte, zur Erde zurück.
Süsseste Belohnung
Hofft’ ich als der Fahrt Gewinn:
Doch gelassen in die Wohnung
Stieg die kleine Wienerin.“
Schön weiss auch Winter seine Liebe zu Wien in Verse zu bringen.
„Du Wiege deutscher Weisen,
Vieltrautes altes Wien,
Wer mag den Zauber preisen,
Den dir ein Gott verlieh'n?“
Die „Wiener Studenten“ singen:
„Ureigne Weise tönet hier.
Nicht: Heidelberg, du feine!
Von Bechelaren singen wir,
Vom Kahlenberg, Dürrsteine.
Wir merkten, wo vor alter Zeit
Geruht die Nibelungen,
Und was von Wiener Gastlichkeit
Herr Walther einst gesungen.“
Der Stephansd
gedenkt der Dichter
Fremde fühlt er es zit
als vornehmer Lyrik
löblich. Doch Schilde
Docent Dr. Alo
Schwänke: „Briefste
Von seiner lyrischen
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PanphletsOffnats
Eines seiner schönsten Lieder, das gar wol Scheffel’s
weide zurück.
zieren könnte, sei als stilistisch besonders bezeichnend hier
„Frau Aventiure“
theilweise citiert:
„Der Mai.
Da Wald und Anger welkte,
Zu mir der Maie kam!
Der Minne Rosenblüte
Brach auf in Scheu und Scham.
Weh.
Süss war die Lust und süss das
Nie blühte mir ein Frühling,
Wie der im Schnee.
Ich hielt im Arm das liebste Weib:
Es spottete der Blumen
Ihr Blumenleib.“
Trotzdem er über eine glänzende Technik verfügt, weiss er auch den
einfachen, unbefangenen Ton des Volksliedes zu treffen, z. B.:
„Am Kreuzweg ragt ein Lindenbaum,
Gar tief die Zweige hangen.
In seinem Schatten sass ich lang,
Von Träumen war ich umfangen.
Er weist nach West, er weist nach Ost,
Die rauschenden Arme winken.
Ach, sage, wo ist der Weg in's Glück,
Zur Rechten oder zur Linken.“
Auch über einen leisen, vornehmen Humor, der nur lächelt aber nie
lacht, verfügt unser Dichter.
In dem allerliebst erfundenen Gedichte „Himmel und Erde“, das den Refrain
„kleine Wienerin“ führt, erzählt er, wie er auf dem Pegasus eine kleine Wienerin
in den Himmel geführt habe. Er liess sie den Regenbogen berühren, sie sah durchs
Fenster in das Häuschen des Mannes vom Monde, sie trank Sternenmilch, zupfte
übermüthig an der „Leier“, trat Kometen auf den Schweif, mit rothen und blauen
Sternen trieb sie Verschwendung, und kehrte, nachdem sie den Himmel geplündert
hatte, zur Erde zurück.
Süsseste Belohnung
Hofft’ ich als der Fahrt Gewinn:
Doch gelassen in die Wohnung
Stieg die kleine Wienerin.“
Schön weiss auch Winter seine Liebe zu Wien in Verse zu bringen.
„Du Wiege deutscher Weisen,
Vieltrautes altes Wien,
Wer mag den Zauber preisen,
Den dir ein Gott verlieh'n?“
Die „Wiener Studenten“ singen:
„Ureigne Weise tönet hier.
Nicht: Heidelberg, du feine!
Von Bechelaren singen wir,
Vom Kahlenberg, Dürrsteine.
Wir merkten, wo vor alter Zeit
Geruht die Nibelungen,
Und was von Wiener Gastlichkeit
Herr Walther einst gesungen.“
Der Stephansd
gedenkt der Dichter
Fremde fühlt er es zit
als vornehmer Lyrik
löblich. Doch Schilde
Docent Dr. Alo
Schwänke: „Briefste
Von seiner lyrischen
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