VI, Allgemeine Besprechungen 1, Kronfeld, Seite 25


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Panphlets offorints
Der Stephansdom, der Prater werden schwungvoll gefeiert. Bei Rheinwein
gedenkt der Dichter des „bedenklich“ herben und saueren Sievringers, und in der
vol Scheffel's
Fremde fühlt er es zitternd in der Brust, dass er seine Vaterstadt ewig liebe. Dass er
bezeichnend bier
als vornehmer Lyriker dem Getriebe der Politik aus dem Wege geht, ist nur
löblich. Doch schildert er gelegentlich die Rüstungen der Culturvölker:
„Mordwaffen ersinnen
Wetteifernd die Geister,
Die giftige Pest nennt
Staunend sie Meister.
Hekatomben stürmen
Im Marschtakt dahin,
Wo die Würfel fallen,
Die Leichen sich thürmen.“
Docent Dr. Alois Pick (geb. am 15. October 1859 in Prag) schrieb zwei
Schwänke: „Briefsteller für Liebende“ (1877) und „Lord Beefsteak“ (1883).
Von seiner lyrischen Begabung zeugt folgendes Gedicht:
ss er auch den
„Frühlingswogen.
Leise Lüfte, Frühlingswogen
Und geheimnisvolles Rauschen.
Jetzo kommt der Lenz gezogen!
Alle Knospen neigen sich und lauschen:
Horch, ein Singen und ein Klingen
Füllt die Lüfte.
Blumendüfte
aber nie
Schwellend in den Acther steigen.
In den Aesten leises Knistern,
Refrain
Und die Blumen alle neigen
Vienerin
Ihre Köpfchen und sie flüstern:
h durchs
„ „Neue Lieder, Zauberweisen,
1, zupfte
Bringt der junge Frühling wieder,
1 blauen
Als Geschenk von seinen Reisen
lündert
Bringt er neue Liebeslieder.“
Welche schöne Zaubertöne,
Holde Sänge,
Sphärenklänge!
Welch ein wunderbares Weben!
Blüthenknospen, zarte Triebe,
bringen.
Alles ringt zu neuem Leben,
Aufgeweckt vom Lied der Liebe.“
Dr. Siegmund Fried (geb. am 28. October 1859 zu Lemberg) ver¬
öffentlichte im 18. Lebensjahre die Novelle „Die Novize“ im „Familien-Journal“
ferner „Ein seltsames Wiederfinden“ (1880), „Vor der Scheidung (1887); er ist
ausserdem publicistisch thätig.
Dr. Heinrich Kahane (geb. am 20. Juli 1862 zu Sereth) hat mehrere
Dramen geschrieben, die im Buchhandel nicht erschienen sind. Sein Lustspiel
„Das neue Geschlecht“ erhielt im December 1890, anlässlich der vom Deutschen
Volkstheater ausgeschriebenen Concurrenz, den dritten Preis. Unter dem
Pseudonym K. Heinrich hat er eine Reihe humoristisch gefärbter Skizzen
verfasst. Wir theilen hier den Schluss der Skizze „Vorsätze“ mit.
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