VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 44


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S
—anphletsofferint.
Dichtung.
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ihn an — er besiegt sie anscheinend: da treffen ihn die tiefsten
thos, dessen Götter im Be¬
Harmonien, die Grundtöne christlich=menschlicher Lebens¬
voll frohen Heldentums
auffassung: er erfährt, daß sein Weib das Opfer seines über¬
ichen Heroismus, der nach
menschlichen Strebens geworden ist; seine Kinder erscheinen
vor ihm mit dem bauchigen Krüglein, in das sie die Thränen
ingeboren ist der Künstler,
der Mutter gesammelt; von dem Schemen der Mutter, die sich
eines unbewußt in ihm
in den Bergsee gestürzt hatte, berührt, tönt die versunkene
m Bereich und mit den
Glocke in immer stärkeren Pulsen hinauf in seine andere Welt.
ls sieht er sich in dieser
Da wird er schwach: er verläßt den Ort seiner neuen Wirk¬
en
ims ist, festgehalten
samkeit, verläßt Rautendelein, bricht mit Natur und Natur¬
durch seine Kinder,
gewalten. Aber die Schwäche rächt sich an ihm; er ist seinem
re Befriedigung die
Innersten untreu geworden, und so bleibt ihm nichts übrig
enen Kirchleins schafft.
als der Tod, der ihn mitleidig aufsucht.
er Welt der Natur¬
Man sieht: auch hier ist das Schema des naturalistisch¬
ortes zur Höhe ins
impressionistischen Dramas der früheren Zeit des Dichters noch
nes Bergsees: sie ver¬
nicht oder wenigstens noch nicht völlig verlassen: die Anlage
die Kirche. Dem
zu einem Aufgehen und Scheitern in schöpferisch=drangsamem
nach herbem
Pantheismus liegt bei Heinrich vor; ausgelöst wird sie durch
tmit in den
seine Bekanntschaft mit der zweiten Welt. Nur daß diese
lt, gelangt
Welt sich weniger in die seine eindrängt, als daß er sie auf¬
erkehr mit
sucht. Dadurch wird der Held des Dramas aktiv; er leidet
ewandten
nicht nur, er verteidigt sich nicht bloß, er kämpft, er hat die
Und selbst
Kraft vorwärts weisenden Wollens. So kommt mehr Handlung
chöpferisch
in das Stück; es ist nicht nur in der Art der naturalistischen
ill ein
Stücke Katastrophe; dem Schicksal tritt nicht bloß ein mit dem
einem
gegebenen Milien unverträglicher, sondern ein für eine andere
Welt geschaffener und dieser zustrebender Mensch entgegen: und
so zermalmt es zwar wie früher, aber erst nach langem und
wechselvollem Widerstand. Und in diesem Kampfe handelt es
sich nicht mehr um die bloße halb physiologische Frage des
Daseins, sondern um die höchsten Probleme der Menschheit.
Gewiß ist Heinrich ein Zeittypus; er ist in gewissem Sinne
der Nietzschesche Übermensch und er verkörpert das künstlerische
Schaffensideal, das wenige Jahre vor dem Erscheinen der „Ver¬
ist dieser
sunkenen Glocke“ in Langbehns Buche „Remörandt als Er¬
eherrscher.
zieher“ als das höchste menschliche Ideal überhaupt bezeichnet
rmen gegen
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