box 37/2
2. Cuttings
Kautsbud, ber 3.Jür 2031.
Ihr Brief vom 22. Juni, werther Freund, findet
ggesellen= scherdrang eines gründlichen Psychologen schildert er darin
das letzte Lebensjahr eines nach Ausspruch der Aerzte mich in Karlsbad und ohne diejenigen exacten Daten
die Haupt¬
dem Tode Geweihten, dessen Verhältniß zu dem jungen über Gagen, welche Sie wissen wollen. Ich kann Ihnen
rblickender
Mädchen, das er liebt, voll Inbrunst, Lebensdurst, Sin= also zunächst nur das Ungefähre mittheilen, daß H. Wag¬
von ver¬
nenlust, Eifersucht liebt, sein heißes Begehren nach unbet ner mit seiner Frau sich auf 7= bis 8000 Gulden stehen
schiedenen
mag. Beckmann auf 4= bis 5000 Gulden, und Meixner,
Grund
dingter Gegenliebe, sein eigensüchtiges Verlangen, die Ge¬
der noch ohne Decret, auf nicht volle 3000 Gulden.
liebte mit ins Grab zu nehmen, die Illusionen einer
Die Beziehungen auf frühere Sätze werden Ihnen zu
em Ernst
Besserung, die Abnahme der Willenskraft, die Zunahme
heutiger viel theurerer Zeit und Lebensweise wenig Dienste
errieth sich
des rücksichtslosen Egoismus, bis das Ende da ist.
leisten. Liegt Ihnen an den genauen Zahlen, so bitt'
aber auch
1898 erschien ein Band Novellen unter dem Titel:
ich Sie, mich zu Anfang August, wo ich wieder in Wien
und legte
Die Frau des Weisen“ gute, erlebte Erzählungen,
zu sein gedenke, nochmals daran zu mahnen, damit ich
Stück be¬
darunter ein Meisterwerk, die letzte, die sich „Die Todten
dort nach dem Gagen=Etat frage.
hitzler. Es
schweigen“ betitelt. Es ist die mit sicherer Hand und
Der Kampf gegen die Claque in Berlin war ein st
heils ver¬
sicherem Auge ausgeführte Dissection eines Frauenherzens.
nothwendiger, daß jeder Theaterfreund Ihrem neuen
Fast nur Gutes und Schönes birgt das Gemüth dieser
rit thätig
Chef von Herzen Glück und Sieg dazu wünscht. Ob das
Frau, bei einer Katastrophe jedoch bringt der Selbst¬
Mann in
völlige Beseitigen des Alternirens — welches allerdings
erhaltungstrieb, über die Ufer tretend, das ihr selbst un¬
gegen das
schwere und wesentliche Uebelstände in sich schließt —
bewußte Unwürdige darin zu Tage. Sia ist verheiratet;
gen, daß
rathsam ist, möchte ich fast bezweifeln. Cum grano
sie ist eines Abends mit ihrem Geliebten aus der Stadt
ständigen
salis, schonend und behutsam, und namentlich in großen
hinausgefahren, um eine Stunde unbehelligt, in ruhigem
kirt, man
Zwischenräumen, benütze ich dies Mittel der Anspannung
Gespräch mit ihm zu verbringen, als der Wagen umge¬
diesen Ab¬
und größeren Repertoirfähigkeit. Die wichtigste Vorsicht ist
worfen wird, er mit zerschmettertem Schädel liegen bleibt
ht auf die
nur, daß ich stets einen größeren Zwischenraum eintreten
und sie, nachdem sie eine Weile bei der Leiche Wache ge¬
allmälig
lasse, bevor der Zweite dieselbe Rolle spielt. Dadurch meine
halten hat, sich durch die Flucht rettet, um nicht unnütz
ndas Zu¬
ich Parteiung im Publicum zu vermeiden. Bis jetzt ist
compromittirt zu werden. Sie liebte ihn in voller Auf¬
spiel ohne
mir's gelungen; ich will's aber nicht berufen.
richtigkeit; in der Angst und Aufregung bei seinem Tode
auch eine
Bei meiner Rückkunft nach Wien erfolgt auch die
verdrängt der Gedanke an ihre eigene Rettung jede andere
Die junge
Wiederaufnahme der Mittheilung über neue Stücke, um
ist si
Rücksicht; doch kaum nach Hause zurückgekehrt,
der glän¬
deren Erwiderung ich ergebenst bitte.
außer Stande, ihre Bewegung zu beherrschen, und beichtet
Nagda in
Also bis auf Weiteres mich Ihrem Wohlwollen em¬
Alles ihrem Gatten.
Laube.
pfehlend, Ihr ergebener
In den Schauspielen „Freiwild" und „Das Ver¬
piel „Lie¬
Wien, den 26. September 1851.
mächtniß“ ist der Oppositionsgeist gegen die bürgerliche
auf dem
Ich danke Ihnen schön, lieber Freund, für Ihre
Gesellschaft, der Trotz gegen das moralische Herkommen
wienerisch,
freundliche und geistvolle Mittheilung.
neuerdings bei Schnitzler zu Worte gekommen. Er
stark em¬
Die Quittung für den „Hauptmann“ liegt bei.
schwankt ja zwischen den beiden Polen, dem kriegerischen
ends von
Verstandesmenschen und dem poetischen Grübler hin und
Ihrem neuen Herrn Chef, dem — wie ich mit Ver¬
gibt sich
her; hier spricht nun der Verstandesmensch. Das erste
gnügen sehe — doch alle Tüchtigen und das Bessere
kterfahrung
Wollenden ganz vertrauensvoll entgegenkommen, weil er
Stück tritt dem Officiershochmuth gegenüber nicht zur Ge¬
nzugekom¬
einfach, wahr und charaktervoll in den alten aufgeblasenen
sellschaft zählender Frauen — kleinen Schauspielerinnen
Actes bildet
an einem Sommertheater — entgegen und enthält einen
Wirrwarr hineintritt, hoffe ich einmal schriftlich näher zu
Todesbot¬
Angriff auf die Unvernunft des Duells und die Unge¬
treten, sobald sich eine inhaltsvolle schickliche Gelegenheit
rechtigkeit seiner Entscheidungen. Allein das Stück ist
bietet. Zum Beispiel, wenn das, was Sie andeuten, die
ungefähr wie in Frankreich Paul Hervieu's Dramen zu
lei“ hatte
peinlich er¬
sehr darauf angelegt, der Tendenz zu dienen, so daß es
dem For= weniger den Eindruck wirklichen Lebens als den eine
uebssüch ahm Ringenden
zufnahmen (wo ist Werne#
Waldemar**), mein Struense
gat nicht gegeben!) ein festes
ist ein Fundamentalpunkt, wer
den und wodurch die Flatter
sagen die Lüderlichkeit, ins
gekommen ist. Ohne Treue k
dauerndes Theater. Ich weiß
selben Meinung sind, der #
früheren Thaten mit den geg
Wie soll man das aber, wen
Publicum die Vorlage zum
durch verzweigt sich ein geschi
Stadt. Das seh' ich hier,
Bessere, was seit achtzig Jah
geschrieben worden ist, in reg
Wiederkehr (manches Stück
zweimal) bringe. Ich frage di
oder geringerer Einnahme, 1
doch, weil die Abwechslung
und „heiteres Interesse für un
hab' ich jetzt, consequent am
aufgegeben wird, was nicht
Repertoire von nahe an 100
gebildet. Und ich fand Ende
Repertoire. Nichts herauslasse
(dadurch bleibt manches Schw
aufgeben, was einmal leidlich
Freilich kommt dann in
Inscenesetzen. Dies belebt m
wird in einiger Zeit — man
— Ihr Chef besorgt sei
mal —
sonst doch kein Ensembleschwär
Mann, wie Sie Seydelmann
langer Unterredung diesen M
zum Beispiel den „Königslie#
Sie gar nicht zu geben wagte
scenesetzung und rapides Ens
an diesem 28. August die z
Jahren vor gut besetztem Ha
Beide von Gutzkow.
**) Von Freytag.
2. Cuttings
Kautsbud, ber 3.Jür 2031.
Ihr Brief vom 22. Juni, werther Freund, findet
ggesellen= scherdrang eines gründlichen Psychologen schildert er darin
das letzte Lebensjahr eines nach Ausspruch der Aerzte mich in Karlsbad und ohne diejenigen exacten Daten
die Haupt¬
dem Tode Geweihten, dessen Verhältniß zu dem jungen über Gagen, welche Sie wissen wollen. Ich kann Ihnen
rblickender
Mädchen, das er liebt, voll Inbrunst, Lebensdurst, Sin= also zunächst nur das Ungefähre mittheilen, daß H. Wag¬
von ver¬
nenlust, Eifersucht liebt, sein heißes Begehren nach unbet ner mit seiner Frau sich auf 7= bis 8000 Gulden stehen
schiedenen
mag. Beckmann auf 4= bis 5000 Gulden, und Meixner,
Grund
dingter Gegenliebe, sein eigensüchtiges Verlangen, die Ge¬
der noch ohne Decret, auf nicht volle 3000 Gulden.
liebte mit ins Grab zu nehmen, die Illusionen einer
Die Beziehungen auf frühere Sätze werden Ihnen zu
em Ernst
Besserung, die Abnahme der Willenskraft, die Zunahme
heutiger viel theurerer Zeit und Lebensweise wenig Dienste
errieth sich
des rücksichtslosen Egoismus, bis das Ende da ist.
leisten. Liegt Ihnen an den genauen Zahlen, so bitt'
aber auch
1898 erschien ein Band Novellen unter dem Titel:
ich Sie, mich zu Anfang August, wo ich wieder in Wien
und legte
Die Frau des Weisen“ gute, erlebte Erzählungen,
zu sein gedenke, nochmals daran zu mahnen, damit ich
Stück be¬
darunter ein Meisterwerk, die letzte, die sich „Die Todten
dort nach dem Gagen=Etat frage.
hitzler. Es
schweigen“ betitelt. Es ist die mit sicherer Hand und
Der Kampf gegen die Claque in Berlin war ein st
heils ver¬
sicherem Auge ausgeführte Dissection eines Frauenherzens.
nothwendiger, daß jeder Theaterfreund Ihrem neuen
Fast nur Gutes und Schönes birgt das Gemüth dieser
rit thätig
Chef von Herzen Glück und Sieg dazu wünscht. Ob das
Frau, bei einer Katastrophe jedoch bringt der Selbst¬
Mann in
völlige Beseitigen des Alternirens — welches allerdings
erhaltungstrieb, über die Ufer tretend, das ihr selbst un¬
gegen das
schwere und wesentliche Uebelstände in sich schließt —
bewußte Unwürdige darin zu Tage. Sia ist verheiratet;
gen, daß
rathsam ist, möchte ich fast bezweifeln. Cum grano
sie ist eines Abends mit ihrem Geliebten aus der Stadt
ständigen
salis, schonend und behutsam, und namentlich in großen
hinausgefahren, um eine Stunde unbehelligt, in ruhigem
kirt, man
Zwischenräumen, benütze ich dies Mittel der Anspannung
Gespräch mit ihm zu verbringen, als der Wagen umge¬
diesen Ab¬
und größeren Repertoirfähigkeit. Die wichtigste Vorsicht ist
worfen wird, er mit zerschmettertem Schädel liegen bleibt
ht auf die
nur, daß ich stets einen größeren Zwischenraum eintreten
und sie, nachdem sie eine Weile bei der Leiche Wache ge¬
allmälig
lasse, bevor der Zweite dieselbe Rolle spielt. Dadurch meine
halten hat, sich durch die Flucht rettet, um nicht unnütz
ndas Zu¬
ich Parteiung im Publicum zu vermeiden. Bis jetzt ist
compromittirt zu werden. Sie liebte ihn in voller Auf¬
spiel ohne
mir's gelungen; ich will's aber nicht berufen.
richtigkeit; in der Angst und Aufregung bei seinem Tode
auch eine
Bei meiner Rückkunft nach Wien erfolgt auch die
verdrängt der Gedanke an ihre eigene Rettung jede andere
Die junge
Wiederaufnahme der Mittheilung über neue Stücke, um
ist si
Rücksicht; doch kaum nach Hause zurückgekehrt,
der glän¬
deren Erwiderung ich ergebenst bitte.
außer Stande, ihre Bewegung zu beherrschen, und beichtet
Nagda in
Also bis auf Weiteres mich Ihrem Wohlwollen em¬
Alles ihrem Gatten.
Laube.
pfehlend, Ihr ergebener
In den Schauspielen „Freiwild" und „Das Ver¬
piel „Lie¬
Wien, den 26. September 1851.
mächtniß“ ist der Oppositionsgeist gegen die bürgerliche
auf dem
Ich danke Ihnen schön, lieber Freund, für Ihre
Gesellschaft, der Trotz gegen das moralische Herkommen
wienerisch,
freundliche und geistvolle Mittheilung.
neuerdings bei Schnitzler zu Worte gekommen. Er
stark em¬
Die Quittung für den „Hauptmann“ liegt bei.
schwankt ja zwischen den beiden Polen, dem kriegerischen
ends von
Verstandesmenschen und dem poetischen Grübler hin und
Ihrem neuen Herrn Chef, dem — wie ich mit Ver¬
gibt sich
her; hier spricht nun der Verstandesmensch. Das erste
gnügen sehe — doch alle Tüchtigen und das Bessere
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Wollenden ganz vertrauensvoll entgegenkommen, weil er
Stück tritt dem Officiershochmuth gegenüber nicht zur Ge¬
nzugekom¬
einfach, wahr und charaktervoll in den alten aufgeblasenen
sellschaft zählender Frauen — kleinen Schauspielerinnen
Actes bildet
an einem Sommertheater — entgegen und enthält einen
Wirrwarr hineintritt, hoffe ich einmal schriftlich näher zu
Todesbot¬
Angriff auf die Unvernunft des Duells und die Unge¬
treten, sobald sich eine inhaltsvolle schickliche Gelegenheit
rechtigkeit seiner Entscheidungen. Allein das Stück ist
bietet. Zum Beispiel, wenn das, was Sie andeuten, die
ungefähr wie in Frankreich Paul Hervieu's Dramen zu
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peinlich er¬
sehr darauf angelegt, der Tendenz zu dienen, so daß es
dem For= weniger den Eindruck wirklichen Lebens als den eine
uebssüch ahm Ringenden
zufnahmen (wo ist Werne#
Waldemar**), mein Struense
gat nicht gegeben!) ein festes
ist ein Fundamentalpunkt, wer
den und wodurch die Flatter
sagen die Lüderlichkeit, ins
gekommen ist. Ohne Treue k
dauerndes Theater. Ich weiß
selben Meinung sind, der #
früheren Thaten mit den geg
Wie soll man das aber, wen
Publicum die Vorlage zum
durch verzweigt sich ein geschi
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Bessere, was seit achtzig Jah
geschrieben worden ist, in reg
Wiederkehr (manches Stück
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oder geringerer Einnahme, 1
doch, weil die Abwechslung
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hab' ich jetzt, consequent am
aufgegeben wird, was nicht
Repertoire von nahe an 100
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Repertoire. Nichts herauslasse
(dadurch bleibt manches Schw
aufgeben, was einmal leidlich
Freilich kommt dann in
Inscenesetzen. Dies belebt m
wird in einiger Zeit — man
— Ihr Chef besorgt sei
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sonst doch kein Ensembleschwär
Mann, wie Sie Seydelmann
langer Unterredung diesen M
zum Beispiel den „Königslie#
Sie gar nicht zu geben wagte
scenesetzung und rapides Ens
an diesem 28. August die z
Jahren vor gut besetztem Ha
Beide von Gutzkow.
**) Von Freytag.