VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1899–1902, Seite 12

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2. Cuttings
Kartsond, den 9. Jun 191.
Ihr Brief vom 22. Juni, werther Freund, findet
en schildert er darin
spruch der Aerzte mich in Karlsbad und ohne diejenigen exacten Daten
ß zu dem jungen über Gagen, welche Sie wissen wollen. Ich kann Ihnen
Lebensdurst, Sin= also zunächst nur das Ungefähre mittheilen, daß H. Wag¬
ner mit seiner Frau sich auf 7= bis 8000 Gulden stehen
egehren nach unbei
mag. Beckmann auf 4= bis 5000 Gulden, und Meixner,
Verlangen, die Ge¬
der noch ohne Decret, auf nicht volle 3000 Gulden.
Illusionen einer
Die Beziehungen auf frühere Sätze werden Ihnen zu
kraft, die Zunahme
heutiger viel theurerer Zeit und Lebensweise wenig Dienste
Ende da ist.
leisten. Liegt Ihnen an den genauen Zahlen, so bitt'
unter dem Titel:
ich Sie, mich zu Anfang August, wo ich wieder in Wien
ebte Erzählungen,
zu sein gedenke, nochmals daran zu mahnen, damit ich
e sich „Die Todten
dort nach dem Gagen=Etat frage.
sicherer Hand und
Der Kampf gegen die Claque in Berlin war ein so
mes Frauenherzens.
nothwendiger, daß jeder Theaterfreund Ihrem neuen
das Gemüth dieser
Chef von Herzen Glück und Sieg dazu wünscht. Ob das
ringt der Selbst¬
völlige Beseitigen des Alternirens — welches allerdings
das ihr selbst un¬
schwere und wesentliche Uebelstände in sich schließt —
Sio ist verheiratet;
rathsam ist, möchte ich fast bezweifeln. Cum grano
bten aus der Stadt
salis, schonend und behutsam, und namentlich in großen
ehelligt, in ruhigem
Zwischenräumen, benütze ich dies Mittel der Anspannung
der Wagen umge¬
und größeren Repertoirfähigkeit. Die wichtigste Vorsicht ist
Schäbel liegen bleibt
nur, daß ich stets einen größeren Zwischenraum eintreten
r Leiche Wache ge¬
lasse, bevor der Zweite dieselbe Rolle spielt. Dadurch meine
um nicht unnütz
ich Parteiung im Publicum zu vermeiden. Bis jetzt ist
hn in voller Auf¬
mir's gelungen; ich will's aber nicht berufen.
uung bei seinem Tode
Bei meiner Rückkunft nach Wien erfolgt auch die
Rettung jede andere
Wiederaufnahme der Mittheilung über neue Stücke, um
rückgekehrt, ist
deren Erwiderung ich ergebenst bitte.
rrschen, und beichtet
Also bis auf Weiteres mich Ihrem Wohlwollen em¬
Laube.
pfehlend, Ihr ergebener
und „Das Ver¬
Wien, den 26. September 1851.
en die bürgerliche
dralische Herkommen
Ich danke Ihnen schön, lieber Freund, für Ihre
gekommen. Er
freundliche und geistvolle Mittheilung.
n, dem kriegerischen
Die Quittung für den „Hauptmann“ liegt bei.
n Grübler, hin und
Ihrem neuen Herrn Chef, dem — wie ich mit Ver¬
mensch. Das erste
doch alle Tüchtigen und das Bessere

gnügen sehe
nüber nicht zur Ge¬
Wollenden ganz vertrauensvoll entgegenkommen, weil er
Schauspielerinnen
einfach, wahr und charaktervoll in den alten aufgeblasenen
und enthält einen
Wirrwarr hineintritt, hoffe ich einmal schriftlich näher zu
lls und die Unge¬
treten, sobald sich eine inhaltsvolle schickliche Gelegenheit
in das Stück ist
bietet. Zum Beispiel, wenn das, was Sie andeuten, die!
vien's Dramen, zu
dienen, so daß es
ns als den eine
—... * chm Kingend empfehlen, durch solcheeeder
aufnahmen (wo ist Werner, Patkul*), Monaldescht#
Waldemar**), mein Struensee?! Der Erbförster ist noch
gar nicht gegeben!) ein festes Repertoire zu bilden. Dies
ist ein Fundamentalpunkt, welcher in Berlin verletzt wor¬
den und wodurch die Flatterhaftigkeit, lassen Sie mich
sagen die Lüderlichkeit, ins Theater und ins Publicum
gekommen ist. Ohne Treue kein Staat, keine Ehe, kein
dauerndes Theater. Ich weiß im voraus, daß Sie der¬
selben Meinung sind, der Sie stets geneigt sind, die
früheren Thaten mit den gegenwärtigen zu vergleichen.
Wie soll man das aber, wenn dem stets sich erneuernden
Publicuni die Vorlage zum Vergleichen fehlt? Nur da¬
durch verzweigt sich ein geschichtliches Theaterleben in einer
Stadt. Das seh' ich hier, wo ich principmäßig alles
Bessere, was seit achtzig Jahren für die deutsche Bühne
geschrieben worden ist, in regelmäßiger, wenn auch karger
Wiederkehr (manches Stück des Jahres nur ein= oder
zweimal) bringe. Ich frage dabei gar nicht nach größerer
oder geringerer Einnahme, und die Einnahme gewinnt
doch, weil die Abwechslung sehr groß und ein tieferes
und „heiteres Interesse für unser Theater geweckt wird. So
hab' ich jetzt, consequent am Principe haltend: daß nichts
aufgegeben wird, was nicht positiv durchgefallen ist, ein
Repertoire von nahe an 100 festen Stücken in 1¾ Jahren
gebildet. Und ich fand Ende 49 kaum für eine Woche
Repertoire. Nichts herauslassen, was nicht reif probirt ist
(dadurch bleibt manches Schwache am Leben), und nichts
aufgeben, was einmal leidlich gelebt hat.
Freilich kommt dann in zweite Frage das scharfe
Inscenesetzen. Dies belebt manches Schwache. Nur dafür
wird in einiger Zeit — man kann nicht Alles auf ein¬
mal — Ihr Chef besorgt sein müssen. Döring sogar
sonst doch kein Ensembleschwärmer und vielfach der „lante“
Mann, wie Sie Seydelmann sagen lassen — hat mir in
langer Unterredung diesen Mangel eingestanden. Er hat
zum Beispiel den „Königslieutenant“ hier gesehen, den
Sie gar nicht zu geben wagten, und den ich durch In¬
scenesetzung und rapides Ensemble dahin gebracht, daß
an diesem 28. August die zehnte Vorstellung nach 1¼
Jahren vor gut besetztem Hause vorübergehen konnte.
Beide von Gutzkow.
**) Von Freytag.