VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1899–1902, Seite 13

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wirkungsvollen Streitschrift macht. Das zweite Stück, das
die heitle, zuletzt unhaltbare Lage schildert, in die ein
junges Weib, das mit dem Sohn einer den besseren
Bürgerkreisen angehörigen Familie gelebt hat, geräth, als
es nach seinem Tode (in Folge des im Sterben von ihm
ausgesprochenen Willens) in ein reguläres bürgerliches
Haus aufgenommen wird, richtet sich, mit einer Bitter¬
keit, wie sie Huysmans in alten Tagen bekundete, wider
die Engherzigkeit und den Pharisäismus der officiellen
Gesellschaft.
In den drei kleinen Einactern, die 1899 Unter dem
gemeinschaftlichen Titel „Der grüne Kakadu“ erschienen,
machte sich der Phantasiemensch in Schnitzler wieder Luft.
In dem einen derselben, „Paracelsus“ ist, wie gelegentlich
einer Aufführung richtig bemerkt wurde, der Zauber, den
Paracelsus ausübt, seine ganze Schwäche und Stärke, ein
Sinnbild jener des Dichters. Das zweite absonderliche
Stück: „Die Gefährten“ ist ein Ausbruch der Bitterkeit und
Frauenverachtung des Verfassers, das dritte, nach welchem
die Sammlung ihren Namen führt, ist die erste Aeuße¬
rung der nun in seinem letzten Werke zum Durchbruch
gekommenen Grundauffassung des Lebens als eines Gau¬
kelspieles, in welchem Wirklichkeit und bloße Erscheinung
barock und geheimnißvoll in einander übergleiten. „Der
grüne Kakadu“ spielt unmittelbar vor der großen franzö¬
sischen Revolution in Paris, wo — dem eigenartigen Ein¬
fall des Verfassers zufolge — in einer Spelunke Schau¬
spieler, vom Wirth dazu gedungen, Aufruhrsscenen vor
blasirten Aristokraten aufführen, bis der Scherz Ernst
wird, noch ehe man sich dessen recht versieht. Das Stück
illustrirt gewissermaßen Kierkegaard's Aphorismus; „Auf
einem Theater geschah es, daß die Coulissen Feuer fingen.
Der Bajazzo erschien, das Publicum davon zu unter¬
tichten. Man glaubte, es sei ein Witz und applaudirte;
er wiederholte es, man jubelte noch mehr. So denke ich,
daß die Welt unter dem allgemeinen Jubel witziger Köpfe
zu Grunde gehen wird, die glauben, es sei ein Witz.“
Nun folgte von Schnitzler ein Buch mit dem Titel
„Rundtanz“, eine neue Reihe Dialoge, worin sexuelle Ver¬
hältnisse mit überlegenem Witz behandelt sind, in der Art
etwa, wie es in der französischen Literatur bei Frau
Marin oder Lavedau geschieht. Dieses Buch ist indessen
aicht im Handel, wurde nur in wenigen Exemplaren an
seine Freunde verschenkt, da er, wie er im Vorn
sich nicht den Mißverständnissen aussetzen moa
Dummheit und böser Wille unzweifelhaft in Umt
setzt hätten.
1901 endlich kam das merkwürdige Schauspie
Schleier der Beatrice“ heraus, das, trotz der Unvo
menheiten der Motivirung der vollgiltigste Ausdrm
die Lebensanschauung Schnitzler's ist, wie diese sich
gestaltet hat. Höchst bezeichnend ist, daß die Handlu¬
Vologna an den letzten Tagen spielt, an denen (
Borgia'sAnkunft vor den Mauern mit einem so ge
tigen Heer erwartet wird, daß eine Vertheidigung mir
schwachen Kräften der Stadt vergeblich ist und Alle
bewußt sind, ein allgemeines Gemetzel stehe vor der Di
Ungefähr wie Renan in der „Aebtissin von Jouarre“
Schnitzler sich hineingeträumt, wie solch ein Vorherwi
unmittelbar bevorstehenden Todes und Unterganges
die Gemüther, besonders auf die erotischen Gefühle in
Form, die sie unter der Renaissance annahmen, wir
würde, und er hat diese Frage mit Virtuosität
antwortet. Im Mittelpunkte des Stückes jedoch steht
junges Weib, ein sechzehnjähriges Kind, das, wie
scheint, als eine Art Typus das Wesen des Weibes ü
haupt versinnbildlichen vll, im Herzen tneu, treutos
Gedanken und in Träumen, rein mechanisch hand
und sich fügend, im tiefsten Innern ohne Schuld.
schöpfend ertlärt ist ihr Wesen nicht. Gleich mehreren
deren Frauen im Stücke liebt sie die Hauptperson
selben, eine allzu moderne Gestalt für die Zeit der
naissance, leider der Lebensstellung nach Dichter
Genie, ohne daß wir Leser im Stande wären, den M.
zu bewundern, wie es von uns gefordert wird. Es
zu viel alte Romantik in ihm, doch unzweifelhaft ein
Theil von Schnitzler's eigenem Wesen. In der Ben
derung für ihn kommt indeß hauptsächlich die Be
sierung des Verfassers für die Kunst, als dem in der!
gänglichkeit einzig Bleibenden, zum Ausdruck.
In dem Stücke ist der schwarze und der rothe Fa
in Schnitzler's Dichtung in Eins verflochten: Die Sch
heit der Frauen und die Herrlichkeit der Kunst mar
das Leben reich; der hohe Preis, um den das Glück
kaufk wird, dessen Flüchtigkeit machen es schwer; die
wißheit, daß der Tod nahe, macht das Leben märchenh
Literatu
Ein bisher ungedruckt
Mitgetheilt von L#
(Zum Preise d
Mit leiser Sehnsucht dacht' ich o
Nicht wachend nur, ich dachte sel
Der Trauben, deren ich im Herbst
Dei Trauben, die vor jeder Frucht
Wie viele Flocken müssen nun, wie
Eh' mir nur Hoffnung wieder wirk
Im Keller dauern winterlang une
Warum versichern kann man sichn
Sie kommen und zerfließen dir im M
So drehte sich mein trunk'ner Si
Wer hat aus diesem Traume mich
Ein Freund, der fernher winkte mi
Dei über eingeschneites Land und
Mur Trauben zugesendet hat gan
Willkommen mir, die überlebt ihr
Von außen welk, von innen frisch
Goldveeren, fast Goldkörner, sagt,
Gespeichert hiell der ems'ge Freund
Die ihr mir Speis' und Trankz
Wie hütet' er im Tempel euch,
Wie hätt' er seine Liebe mir bewei
Liebreicheren und lieblichern als
Des köstlichen Geschenkes Pr is ist G
Doch dies, was traubenessend ich
Dies Lied, das nur ein Vorschmach
Wann einst, von dir geladen und v#
Ich all' die Traubenandacht, die #
Mit Lust bei Euch aussingen w
Erlangen, den 18. Febru##
Dem noch theilweise ungesi
des verstorbenen Dichters, Voll
gelehrten Franz Wilhelm Fre
ch einen Brief Fr. Rückerl's.
Das vergilbte Schriftstüc
harakteristisch kleinen Handschr#
Fahreszahl 1835. Es entstamn
iebliche Maingegend Unterfrau
hönsten Kindheits=Erinnerunge
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