achdruck ist untersagt.)
onnte man diesen
dieser erotischen
dem Stimmungs¬
eund vergängliche
Wienertums als
bgetönt und nuan¬
der Versuch vor,
Beziehungen, die
erhältnissen ergeben
erheit festzuhalten.
—
box 36/2
Panphlets offprints
Helene Herrmann: Probleme in Arthur Schnitzlers Dichtungen. 687
Und zuweilen, wie in der „Frage an das det haben, der sich bis in seinen Stil ver¬
Schicksal“, dringt die Psychologie über jenen folgen läßt.
Kreis hinaus. Diese Anlage Schnitzlers, der Es gibt Werke, in denen er vorwiegend
in der novellistischen Skizzierung psycholo= ethische Fragen behandelt, und hier wird
gischer Probleme viel von Maupassant ge= man allerdings das Gefühl nicht los, daß
lernt hat, wuchs und rankte sich auch an der er keinen Schritt ohne Ibsen tun kann.
sicheren Seelenkunst Ibsens empor. Als Sieht man von einem bloßen Tendenzstück
Analytiker des Seelenlebens, namentlich des wie „Freiwild“ ab — auch in der „Ge¬
fährtin“, wo das Problem der „Ehelüge“
Stimmungswechsels, den die geheimnisvollen
angeschlagen wird, ist er unfrei und schwach,
Zusammenhänge des Menschen mit der ihn
ebenso im „Vermächtnis“, wo die Verlogenheit
umgebenden Natur hervorrufen, seiert er in
der Bourgeoismoral an dem Geschick eines
Novellen wie „Sterben", „Frau Bertha
braven Mädels gezeigt werden soll, das der
Garlan“ hohe Triumphe. Es gibt wenige
sterbende Geliebte samt ihrem Kinde der
Werke von ihm, die unsere Kenntnis des
Sorge seiner stets mit liberaler Gesinnung
Seelenlebens nicht um eine Fülle individuel¬
prunkenden Familie empfiehlt. Man nimmt
ler, fein beobachteter Züge bereichern, aber,
sie auf — aber es ist unsagbar unbequem.
wie gesagt, der über die Seele reflektierende
Die dünne Tünche freiheitlicher Gesinnung
Analytiker in ihm ist oft stärker als der
fällt ab, und als es der Tod des Kindes
seelenschaffende, das dialogisierte Seelenpro¬
unmöglich macht, sich länger, wie Ibsen
blem wird nicht immer zum gestalteten.
sagen würde, „mit Rührung einzuzuckern“,
Schwerer verständlich ist bei dem Kinde
stößt man den unwillkommenen Gast hinaus.
einer Kultur, die dazu lockt, sich dem Leben
Die ganze Art, wie die Hohlheit des auf¬
gegenüber rein anschauend zu verhalten, das
gezwungenen Edelmutes enthüllt wird, lebt
Erscheinende zu gestalten, der starke Zug
von Ibsenscher Technik, die Charaktere haben
zum Seinsollenden, der Hang für ethische
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ihre Verwandten in Ibsens Welt, aber sie
Probleme. Auch hier drängt sich uns Ib¬
sind um vieles unkräftiger als ihre Urbilder.
sens Name auf die Lippen. Aber nur ober¬
Dem Professor=Großvater sieht Hjalmar Ek¬
flächlichem Zuschauen wird dieser Hang als
dal über die Schulter. Er winkt Familien¬
etwas von fremder Macht Aufgedrängtes,
mitglieder heran „in der deutlichen Absicht,
rein Angelerntes erscheinen; er ist innerlich
eine Gruppe zu bilden“, und als die Ge¬
wohl begründet. Die im Asthetischen wur¬
zelnde Natur Schnitzlers wendet sich der wissensbisse seiner feiner empfindenden Toch¬
von sozialen und ethischen Problemen be¬ ter damit beschwichtigt werden, ihre Rein¬
drängten Periode Ibsens zu — was aber heit wehre sich gegen die aufgezwungene
Schwesterschaft, fügt er pathetisch hinzu:
bei Ibsen ein positives Interesse ist, der
„Ich möchte sagen das sittliche Bewußtsein.“
Ausdruck eines Wesenszuges, das bleibt
Seine Frau, die im Grunde genommen eine
bei ihm Ausdruck eines Wesensmangels.
weichherzige, gütige Natur ist, aber von ihrem
Man spürt seine Persönlichkeit am stärksten
Mann geduckt wird, ist der Betty in den
in den Gestalten seiner Werke, denen das
„Stützen der Gesellschaft“ nachgebildet, deren
Ethische nicht Lebensluft, sondern Stickstoff
Namen sie trägt.
ist. Aber er hat nicht nur die Verstandes¬
In einer Reihe anderer Dichtungen, zu
überzeugung vom Wert und der Bedeutung
denen auch Schnitzlers letztes Werk „Der
des Ethischen, sondern die Sehnsucht danach,
einsame Weg“ gehört, stehen die quälenden
irgendwo in seiner Brust ein Gefühl von
Fragen, die sich im Leben des vorwiegend
Leere, und wie jeder echte Künstler gestaltet
ästhetisch gestimmten Menschen ergeben, in
er nicht nur die Erfüllung, sondern auch
einem oft nur zu locker gefügten Zusammen¬
die Sehnsucht. Dazu kommt noch, daß
hang mit ethischen Problemen. Der Künst¬
Schnitzler sich durch seinen äußeren Beruf
ler versucht sich bei der Entscheidung auch
er ist Arzt — den Fragen des wirk¬
auf den ethischen Standpunkt zu stellen. Im
samen Lebens gegenübergestellt sah, und so
mag sich in ihm auch durch äußere Ver= „Einsamen Weg“ lautet die Frage: Hat eine
hältnisse ein Dualismus stärker herausgebil= Lüge das Recht, für ein jahrzehntelanges
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