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PanphletsOffnrints
ser vielmehr Dichter im reinen Sinne des Wortes ist. Hoffmannsthal
erweckt immer das Gefühl einer gewissen Kälte, er blendet und bezaubert
wohl, aber er reißt nicht mit. Sein kalter, klarer Verstand guckt überall
zwischen den Zeilen hervor und läßt ein volles Gefühl nicht aufkommen.
Das Berechnete und das Konstruierte herrschen in seinen Dichtungen vor.
Sie sind mehr das Produkt eines rein verstandesmäßigen Wollens, als
das Erzeugnis eines glühenden Dichterherzens, das sich mit allen seinen
Fasern in den Stoff versenkte und nun allem sein persönliches Gepräge
aufdrückt, allem Leben und Farbe verleiht. Hoffmannsthals Kunst glänzt
wohl, aber es ist der Glanz des geschliffenen Marmors und nicht das von
innen heraus leuchtende Feuer des Diamanten. Statt aus dem Leben
heraus zu dichten, dichtet er in das Leben hinein. Dazu interessiert ihn
vielfach das Absonderliche, Blutrünstige und teilweise sogar Perverse, und
in diesem Sinne ist er gewiß eine Dekadenzerscheinung.
Anders Schnitzler. Obwohl er mit Hoffmannsthal sehr starke stoff¬
liche und innere Berührungspunkte hat, ist er doch darin von ihm weit
verschieden, daß er nur das dichtet, was er wirklich erlebt hat oder was
ihm zum inneren Erlebnis geworden ist. Überall fühlen wir die starke
Anteilnahme am Stoff, die innere Ergriffenheit, die mitschwingende
Dichterseele heraus, und das ist es auch, was seine Werke so wahr und
unmittelbar empfunden nachklingen läßt. Gewiß steht auch er stark „über
den Dingen“ und sieht mit ironischem, manchmal sogar etwas frivolem
Lächeln zu, aber erst, wenn er die Dinge innerlich durchlebt hat und sie
von allen verwirrenden Einzelheiten des Augenblicks, von allen Schlak¬
ken befreit, klar und bestimmt vor seiner Seele liegen.
Stofflich ist Schnitzler ganz Wiener. „Hast du vom Kahlenberg
das Land dir rings besehn, so wirst du, was ich bin und was ich schrieb,
verstehn“ sagte Grillparzer von sich. Noch mehr gilt das von Schnitzler.
Wie weht doch durch alle seine Werke die weiche, stille Anmut und der
verführerische Reiz der schönen Kaiserstadt, wie tauchen sie alle wieder
auf, die „süßen Mädels“, die in der Stadt geliebt und in der Vorstadt
geheiratet werden, die Mizzi und die Lizzi und die Steffi und das
Annerl und wie sie alle heißen, und dazwischen die schönen, eleganten
Damen der Gesellschaft und die eleganten, geistreichen, halb leichtsinni¬
gen, halb schwermütigen jungen und alten Herren, diese feinen Lebens¬
genießer und Lebenskünstler, wie sie in dieser Eigenart nur der Wiener
Boden hervorzubringen vermag. So gibt es kaum eine Gestalt in Schnitz¬
lers Werken, die nicht etwas spezifisch Wienerisches an sich hätte, in deren
Haaren und an deren Kleidern nicht der berückende Duft der Donaustadt
hinge. Das ist ja nun freilich nur in bezug auf die äußeren Verhältnisse
seiner Gestalten zu verstehen. Denn als echter Dichter weiß Schnitzler das
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ser vielmehr Dichter im reinen Sinne des Wortes ist. Hoffmannsthal
erweckt immer das Gefühl einer gewissen Kälte, er blendet und bezaubert
wohl, aber er reißt nicht mit. Sein kalter, klarer Verstand guckt überall
zwischen den Zeilen hervor und läßt ein volles Gefühl nicht aufkommen.
Das Berechnete und das Konstruierte herrschen in seinen Dichtungen vor.
Sie sind mehr das Produkt eines rein verstandesmäßigen Wollens, als
das Erzeugnis eines glühenden Dichterherzens, das sich mit allen seinen
Fasern in den Stoff versenkte und nun allem sein persönliches Gepräge
aufdrückt, allem Leben und Farbe verleiht. Hoffmannsthals Kunst glänzt
wohl, aber es ist der Glanz des geschliffenen Marmors und nicht das von
innen heraus leuchtende Feuer des Diamanten. Statt aus dem Leben
heraus zu dichten, dichtet er in das Leben hinein. Dazu interessiert ihn
vielfach das Absonderliche, Blutrünstige und teilweise sogar Perverse, und
in diesem Sinne ist er gewiß eine Dekadenzerscheinung.
Anders Schnitzler. Obwohl er mit Hoffmannsthal sehr starke stoff¬
liche und innere Berührungspunkte hat, ist er doch darin von ihm weit
verschieden, daß er nur das dichtet, was er wirklich erlebt hat oder was
ihm zum inneren Erlebnis geworden ist. Überall fühlen wir die starke
Anteilnahme am Stoff, die innere Ergriffenheit, die mitschwingende
Dichterseele heraus, und das ist es auch, was seine Werke so wahr und
unmittelbar empfunden nachklingen läßt. Gewiß steht auch er stark „über
den Dingen“ und sieht mit ironischem, manchmal sogar etwas frivolem
Lächeln zu, aber erst, wenn er die Dinge innerlich durchlebt hat und sie
von allen verwirrenden Einzelheiten des Augenblicks, von allen Schlak¬
ken befreit, klar und bestimmt vor seiner Seele liegen.
Stofflich ist Schnitzler ganz Wiener. „Hast du vom Kahlenberg
das Land dir rings besehn, so wirst du, was ich bin und was ich schrieb,
verstehn“ sagte Grillparzer von sich. Noch mehr gilt das von Schnitzler.
Wie weht doch durch alle seine Werke die weiche, stille Anmut und der
verführerische Reiz der schönen Kaiserstadt, wie tauchen sie alle wieder
auf, die „süßen Mädels“, die in der Stadt geliebt und in der Vorstadt
geheiratet werden, die Mizzi und die Lizzi und die Steffi und das
Annerl und wie sie alle heißen, und dazwischen die schönen, eleganten
Damen der Gesellschaft und die eleganten, geistreichen, halb leichtsinni¬
gen, halb schwermütigen jungen und alten Herren, diese feinen Lebens¬
genießer und Lebenskünstler, wie sie in dieser Eigenart nur der Wiener
Boden hervorzubringen vermag. So gibt es kaum eine Gestalt in Schnitz¬
lers Werken, die nicht etwas spezifisch Wienerisches an sich hätte, in deren
Haaren und an deren Kleidern nicht der berückende Duft der Donaustadt
hinge. Das ist ja nun freilich nur in bezug auf die äußeren Verhältnisse
seiner Gestalten zu verstehen. Denn als echter Dichter weiß Schnitzler das
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