VI, Allgemeine Besprechungen 1, Broschüren Sonderdrucke 1904 1910, Seite 8


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PamphletsOfforints
er nicht von dem
Weib älleren Stils, trinkt Absinth, Ather und Morphium und hat
ifelt, vermutet eine
ebenfalls ein Herzleiden, an welchem sie in dem Moment stirbt,
da auch die Mutter
als der Dramatiker mit diesem Requisit nichts mehr anzu¬
fangen weiß.
isses nicht glauben
Eine köstliche Geschichte ist dem Direktor eines Wiener
g über viele franzö¬
Theaters passiert. In seinem Bureau erscheint ein junger Mann,
liert sich an einen
dessen sehr schlichtes und bescheidenes Auftreten auf einen Freikarten¬
Hausarzt an und
rzt spielt hier nach
jäger schließen läßt. Der Empfang ist nicht besonders freundlich.
Bald stellt es sich heraus, daß der schüchterne, verlegene Mann
Komödie „Der Arzt
Dr. Kamp“ ist, ein Arzt, dessen Drama „Am Vorabend“ in
tschen Volkstheater,
Paris große Erfolge errungen hat und sogar ins Chinesische über¬
Das Motiv, daß ein
und dasselbe dem
setzt wurde. Man muß eben mit ärztlichen Dramatikern heute
schon ernstlich reehnen.
ß diese ernüchtert
r vorjährigen Revue
ie Arzte in ein
und Schwindler
II.
tor und den halb¬
Arztliche Prosadichtungen und Erzählungen treten in dieser
enden Armenarzt.
Jahresrevue hinter die großen Leistungen unserer dramalischen
auf die Bühne
Kollegen zurück. Hans v. Hoffensthal hat einen Roman
und Fürsten auf
geschrieben, der mannigfaltige künsllerische und ärztliche Motive
ise sind wie die
enthält, aber den Leser nicht durchaus befriedigen kann. „Lori
zwei nach dem
Graff“ (Berlin, Fleischel & Co.) ist „den heiratsfähigen Mädchen
Molière,
II
und deren Eltern“ gewidmet. Lori wird von ihrem Gatten infiziert.
s kunsllerische
Die Gonorrhoe ist eigentlich die traurige Heldin des Romans,
n und bornierten
von welcher der Autor schreibt: „Diese Seuche kümmert sich
stellt hat. Im
recht wenig um soziale Rangstufen... sie macht ihre Reisen
ve Latimers
überall hin, in den Personenzügen billigster Klasse, logiert in den
rVerfasser
kleinsten Spelunken, reist aber ebenso mit Luxuszug und schläft
k da, die
in den Betten der elegantesten Hotels.“
einen Tod zu
Die poetische Diktion Hoffensthals, seine Kunst,
s Bett und
gleichsam in Blitzaufnahmen den Charakter der Menschen zu
rief, in
erfassen, zeigt das Vorspiel, die alltägige Geschichte eines hübschen
den
Mädehens auf dem Tanzboden. Lori Graff heiratet den Bezirks¬
der
Gatten
kommissär Dr. Valentin v. Alfreider, den Freund jenes hübschen
itwe den
Mädehens. Bei dieser Ehestiftung wird auf „Familie, Adel, Stellung,
ganz
Vermögen, Außeres, Manieren“ gesehen. „Sonst noch etwas, was
baute
wichtig wäre? Nein.“ Während der Hochzeitsreise erkrankt Lori in
au“
der
Nizza. Dr. Tompson wird geholt, ein englischer „Saisonkurarzt“. Er
verschreibt Pillen und meint:
hes
„In der Tat nichts, Gnädigste. Ein bißchen Unregelmäßigkeit.“
nken¬
In seiner ausführlichen Beruhigungsrede, die er begütigend vor¬
sie
brachte, gebrauchte er noch ein Sträußchen wissenschafllich klingender
mir
Ausdrücke, wie „Störung der Zirkulation, leichte Spasmen der Arterien“
0n
und erklärte dies alles zusammen — wie jede Erkrankung bei Mädchen und
Frauen, ob sie nun gut aussahen oder schlecht — aus der „Anämie“, Er