VI, Allgemeine Besprechungen 1, Broschüren Sonderdrucke 1904 1910, Seite 9


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Panphletsoffarints
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verschrieb Tropfen, Pillen, riet für zehn Francs Ruhe, für zehn Francs
Geduld und nahm seinen Louisd’or mit gewandter Verbeugung und der
Miene eines Menschen, der ein leicht verdientes Geldstück zu den
anderen legt.
„In der Tat nichts dahinter.“
Lori sucht in Bozen einen Arzt auf; dieser konstatiert eine
gonorrhoische Infektion, will aber mit der Sprache nicht heraus.
Die Kranke wendet sich an den Professor Doblander in Innsbruck.
Nach den ersten Fragen und Antworten schritt der Professor zur
Untersuchung. Die dauerte nicht lange, doch verging einige Zeit, während
er an einem kleinen Tische mit einer Menge Fläschchen voll Farb¬
flüssigkeiten arbeitele.
Indessen hatte Lori sich wieder angekleidet und sah bald hinüber
zum Professor, der in seine Proben vertieft war, bald
fnst ehenso
gleichgiltig — auf die paar Bilder, die in dem großen Raume hingen. Sie
war in keiner besonderen Erwartung, hatte beinale vergessen, wo sie war,
und dachte an Mama, die draußen saß, dann an Papa, der zu Hause
wartete — was er sagen würde
Erst als der Professor an das Fenstertischchen trat, ein Glasplätichen
unter das Mikroskop schob und es lange betrachtete, kamen ihre Gedanken
wieder in die Gegenwart.
Professor Doblander schien seine Untersuchung beendet zu haben.
Er stand auf und setzte sich der Patientin gegenüber.
Er stellte noch einige Fragen, an die sich Lori Zeit ihres Lebens
nicht mehr erinnnerte. Denn unmittelbar darauf sagte er kurz und schroff,
als gelte es nicht ihr, sondern einem, den er verachtete:
„Gnädige Frau, Ihr Mann muß nicht gesund gewesen sein.“
Indessen hatte der Hausarzt mit dem Galten gesprochen.
Eine Excochleatio mucosae uteri wurde notwendig
es beginnt
der zweite Teil des Romans, die Eheirrung der Gattin, welee mit
einem Suicidium endigt. Der Hausarzt gibt dem schuldigen Gatten etwas
verspätete hygienische Ratschläge. Er meint:
„Der junge Mensch hat hundert Gelegenheiten, außerehelichen Ver¬
kehr zu finden, und wenn er sich selbst zurückhalten wollte: aus Ehrbar¬
keit, aus Religion, aus Furcht vor Nachrede oder Krankheit — es dauert
nicht lange, der Umgang mit Kameraden, so viele Herrenkreise, in denen
von nichts anderem als vom Erotischen geredet wird, das alles verführt
selbst den Frömmsten und Strengsten.“
„„Sie haben recht.“ sagte Alfreider. „„ich hahe sehr Mühe gehabt,
mich so zu halten, wie ich es getan habe.“
„Und sind doch hineingetappt. Ja. Aber auch für einen solchen Fall
ist mehr oder minder unsere heutige verlogene Gesellschaft verantwortlich.
Sie hätten aufgeklärt sein sollen, daß Sie Gefahr lieten, durch ein Ver¬
hältnis zu erkranken, aufgeklärt sein, daß sich das hätte vermeiden lassen.
Und wenn Sie schon das Unglück hatten, zu erkranken, dann hätten Sie
wissen sollen, wie Sie der Krankheit begegnen konnten.“
„„Ich war ja bei einem Arzt.““
„Aber bei was für einem. Ich will seinen Namen nicht wissen, das
ist jetzt ganz gleich. Aber gewissenhaft war er nicht. So wenig gewissenhaft,
wie es ja viele sind. Sonst hätte es nicht passieren dürfen, daß Sie un¬
geheilt in die Ehe kamen.“
„„Glauben Sie denn,“ fragte
geschehen wäre, wenn ich gleich
kommen würe?“
„Ja, davon bin ich überzeu
nicht heiraten lassen, bevor Sie nic
noch eins. Wenn die Krankheit gleic
viel leichter zu heilen — dann —
Er unterbrach sich und sah
Abgehen inne gehalten hatte.
Der Dichter epilogiert:
Maria, Lotte, Hilda und Lori
das Schicksal der armen Lori Graff
ein Schicksal, das sich überall sei
Trauer allerorts, in großen und
hundertmal zuhause sind. Die Gesch
lebensfreudig in die Ehe ging und d
wurde, spielt das Leben jahraus,
armen Unglücklichen als Darstellern,
sind und deren Tränen und Gebete u
Herzen kommen.
Ja. Unzählige Male hat das
gespielt. Und dech wissen nur ##
wenige einen Blick hinter den Vorhan
und verlogene Gesellscha
Ich habe einmal den Vorhan
Der Verfasser des „Jäger
der „Helene Laasen“ wird den
freier Luft, auf Bergeshalden,
lebenden und liebenden Mensche
Buch „Lori Graff“ enthält seh
der berühmte Namen des Verlas
in allen Schichten der Bevölkerug
dient einen Preis als ein wichtig
scher Kenntnisse im Volke.
Hugo Salus hat ein
schrieben (Jena, Diederichs).
ein wenig an Andersens ,
sich mit der Kinderlosigkeit bese
unseres Dichterkollegen bewegt e
die „Totenfeier“, verraten auch
„Freund Kafkus“, ist das Werk
durch ärztliches Wissen und Kön
„Stummen Morgendialog“, welch
bildet, spricht Salus mit sie
Kindern. „Die Liebe, die doch
die kinderbeschenkten Paare du
denen sie Kinder versagt, damit
werden, damit sie ihr Glück, Lie