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1. Panphlets, Offprints
18
Bruder, wie dunkel mein Herzblut rauscht!
Ich fühl's wie dein Ohr seinem Raunen lauscht,
Und hören beide das gleiche Lied
Wie damals, da Ahn’ bei Ahn’ gekniet:
Ein Gott drohte beiden vom Himmel!
Und der Sturm verweht, es lischt die Glut
Und Leid wird Lust: doch Blut bleibt Blut!
Und ein Tropfen in mir und ein Tropfen in dir
Wissen: Brüder, Brüder sind wir.
Brüder aus einem Dunkel
Auch vertauscht Hugo Salus gelegentlich die vornehmen,
an unsere Klassiker erinnernden Versformen mit freieren Rhyihmen,
so im Lied des „Don Juan“, der eine venetianische Schöne ver¬
folgt, an ihrem Busen ein kleines Muttermal als Erinnerungszeichen
des früheren Abenteuers sucht und — nicht findet.
„Ich find’s nicht?! Weh, Erbarmen! Ich sprach mit Engelszungen!
Nun hab' ich dich errungen,
Ach was! Aus meinen Armen
Nun halt' ich dich umschlungen.
Kein Gott entreißt dich mir!
Du warst nicht leicht bezwungen! Mein Schatz Eintausendvier!“
Karl Hennig, der Künstler im Direktionsstöckel des Allge¬
meinen Krankenhauses in Wien, schenkt uns eine Gedichtesammlung
unter dem Titel „Freilicht“ (Wien, Graeser). Die Verse almen Liebe
zur deutschen Heimat; trotz des modernen Titels werden ältere
Vorbilder, wie Matthison und Salis, lebendig. Z. B.:
Ihn ladet leise
„Nach Tags Beschwerde
Zu Seiner Kreise
Kehrt heim zum Herde
Der Rauch im Ort.“
Der Schnitter dort;
Hie und da kommt ein freundlicher Humor zur Geltung.
Der Dichter wünscht:
Schriftsteller, Maler und Arzt
und Bildhauer bin ich; wie gerne
Möcht ich verzehnfachen mich.
Die Dame des Herzens spricht:
Kann ich behilflich Dir sein.
In Paris ist Dr. Cazalis gestorben. Unter dem Pseudonym
Jean Lahor hat er reizende Verse gedichtet, welche sich zumeist
mit indischen Sagen beschäftigen. Pettenkofers „Chemische
Sonette“, welche im Jahre 1844 geschrieben wurden, wurden jüngst
publiziert. Wir zitieren:
1. Panphlets, Offprints
18
Bruder, wie dunkel mein Herzblut rauscht!
Ich fühl's wie dein Ohr seinem Raunen lauscht,
Und hören beide das gleiche Lied
Wie damals, da Ahn’ bei Ahn’ gekniet:
Ein Gott drohte beiden vom Himmel!
Und der Sturm verweht, es lischt die Glut
Und Leid wird Lust: doch Blut bleibt Blut!
Und ein Tropfen in mir und ein Tropfen in dir
Wissen: Brüder, Brüder sind wir.
Brüder aus einem Dunkel
Auch vertauscht Hugo Salus gelegentlich die vornehmen,
an unsere Klassiker erinnernden Versformen mit freieren Rhyihmen,
so im Lied des „Don Juan“, der eine venetianische Schöne ver¬
folgt, an ihrem Busen ein kleines Muttermal als Erinnerungszeichen
des früheren Abenteuers sucht und — nicht findet.
„Ich find’s nicht?! Weh, Erbarmen! Ich sprach mit Engelszungen!
Nun hab' ich dich errungen,
Ach was! Aus meinen Armen
Nun halt' ich dich umschlungen.
Kein Gott entreißt dich mir!
Du warst nicht leicht bezwungen! Mein Schatz Eintausendvier!“
Karl Hennig, der Künstler im Direktionsstöckel des Allge¬
meinen Krankenhauses in Wien, schenkt uns eine Gedichtesammlung
unter dem Titel „Freilicht“ (Wien, Graeser). Die Verse almen Liebe
zur deutschen Heimat; trotz des modernen Titels werden ältere
Vorbilder, wie Matthison und Salis, lebendig. Z. B.:
Ihn ladet leise
„Nach Tags Beschwerde
Zu Seiner Kreise
Kehrt heim zum Herde
Der Rauch im Ort.“
Der Schnitter dort;
Hie und da kommt ein freundlicher Humor zur Geltung.
Der Dichter wünscht:
Schriftsteller, Maler und Arzt
und Bildhauer bin ich; wie gerne
Möcht ich verzehnfachen mich.
Die Dame des Herzens spricht:
Kann ich behilflich Dir sein.
In Paris ist Dr. Cazalis gestorben. Unter dem Pseudonym
Jean Lahor hat er reizende Verse gedichtet, welche sich zumeist
mit indischen Sagen beschäftigen. Pettenkofers „Chemische
Sonette“, welche im Jahre 1844 geschrieben wurden, wurden jüngst
publiziert. Wir zitieren: