VI, Allgemeine Besprechungen 1, 4, Alfred Kerr Dramatiker, Seite 8


box 36/4
1. Pamphlets offprints
voll hochgeröllten Gesteins, mit Achat . . . und mit den tauchenden Robben¬
mädeln. Der Menschenhund, mit kurzen Beinen, schwarz, herrlich klotziger
Kopf, sieht ernst, schwermutvoll die Rute wagrecht, die Lauscher hoch, in das
Weltall —, gespannt. Good dog.
Oben über dem Meer Dunwich Abbey. Eine Ruine. Hoch sitzen wir.
Vierzehn Kirchen, vierzehn Dörfer unten vom Wasser geholt.
Seitwärts tief abstürzend ist Sandboden, zerfallene Sargreste gucken seitwärks,
ich greife Knochen, einen alten Backzahn mit drei festen Wurzeln. Aus manchen
Orten der Nachbarschaft sind wir zusammengekommen. Nur Wesen dieser
Insel außer mir. Die elfjährige Margaret und John und Arthur und Marjorie
und Cecil und Lilian und Elsie. Margaret, elfjährig, die zu Haus auf Zeichen¬
papier ein buntes Engelchen auf einem Stein unweichlich molt und blood and
tears schwitzt, wenn die Arbeit nicht fließt, sie bohrt dann mit dem Bleistift ein
Loch in das Papier. John still=ritterlich, schlank, dunkel, mit buschigen Brauen.
Herr und Frau Payne, jung, aus Irland, mit zwei ganz kleinen Kindern, die
aus einem Bilderbuch geschnitten sind. Die alte Dame, ganz in Schwarz,
ihre Tochter ganz in Schwarz, der Chauffeur bringt einen Pelz, es ist im August.
Die Kinder spielen im Ruinenwirrsal. Das zwanzigjährige Mädel, blond¬
weiß, Haar von der Wunderfarbe des Nordens, spielt selber wie ein Kind,
sitzt bei den ganz kleinen Kindern (und den zwei Hunden) auf einem Grab¬
stein, auf einer im See=Gemäuer auf den Boden gebetteten Steintafel mit
steinern aufrechter Lehne. (Angelehnt sitzt sie platt auf der Erde zwischen
den Kindern und den zwei Hunden.) Cecil sagt lachend: man dürfe nicht
abergläubig sein, denn dieser Nachmittag beginne mit pain and care (Payne
und Kerr). Vor Abend fahren alle zurück in ihre Nachbarschaften. Es ist
ein Sommer. Etliche gleiten zu Rad heim, durch Suffolk. Durch Suffolk.
Der Tag nimmt Abschied. Wir jagen durch überrötetes Gefild, rechts Brom¬
beeren, links Moorland, Heidekraut, unten der Fluß mit Bäumen, schwellend
bei Fluk. Jemand erzählt im Abendhauch dem Nachbarn von einem ver¬
storbenen Invaliden und einem Pächterhof. Von einem ehemaligen Bettler
unten am Fluß. Es dämmert schon. Wir kommen über den Grafschafts¬
weg, immer Hecken, Wiesen, meadows (wunderbares Wort, man denkt an:
Mahd), wieder Erika, Moorland, nein: weit umgatterte Besitzungen mit
alten Bäumen im Korn; mit Luft auf den Wiesen am Abend; das Haus
auf einem höheren Fleck, hinter dem grenzenlosen Zaun kutschiert ein gover¬
ness cart, mit einem springenden Hund daneben.
Nachmittags, manchmal, in ein Kirchdorf, eine alte Frau zeigt die geschnitz¬
ten Bänke. Ein andres Kirchdorf. Der runde Turm steht allein, etwas
weg von der Kirche. Alle klettern wir innen, nur auf Leitern, ganz empor.
Von oben hinab auf den Kirchgarten und die Gräber ein ulkiger Blick. Oder
1778
8
945