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1. Panphlets, offprints
Darstellung. Dies zeigt sich besonders deutlich in seinem noch lange
nicht nach Gebühr gewürdigten Schauspiel „Der Schleier der Beatrice“.
Dem Naturalismus verlieh er eine gewisse Anmut, die ihm auch die
zarten Gefühle, denen der äußere Ausdruck fehlt und an denen daher
der wahre Naturalist achtlos vorübergeht, empfinden und darstellen
half. Schnitzler hat sich aus einem Schüler des Naturalismus längst
zu einem führenden Meister herangebildet, der schon eine eigene Schule
begründete, als deren wichtigste Vertreter Raoul Auernheimer und
Paul Wertheimer angesehen werden können. Die Technik Schnitzlers
ist meisterhaft entwickelt, besonders was die Führung des Dialogs
betrifft. Der Einakter ist seine unumschränkte Domäne, vor allem der
erotische, den er sich selbst als ein neues Genre geschaffen hat. Im
großen Theaterstück wird der Dramatiker oft vom Seelenmaler voll¬
ständig zurückgedrängt. Zugstücke im Sinne des modernen Theaters
hat Schnitzler nie geschrieben. Wenn er gelegentlich einen gewaltigen
Erfolg wie mit „Liebelei“ errang, so trug die dem Stück zugrunde
liegende Tendenz das ihre bei. Im übrigen ist ihm die Bühne nicht
sehr entgegengekommen und es liegt da viel Schuld auf Seite des
Publikums, dem Stücke, die unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und
unser kritisches Denken in Anspruch nehmen, eine schwer verdauliche
Kost sind.
Schnitzlers Dramen zeichnet eine feine Milieuschilderung und eine
großartige, ins Detail gehende Stimmungsmalerei aus. Dem modernen
Schauspieler, der nicht nur durch das gesprochene Wort, sondern durch
jede Bewegung und Gebärde wirken soll, stellt er sehr dankbare Auf¬
gaben. Den Konversationston der Wiener Gesellschaftskreise trifft
Schnitzler mit tadelloser Sicherheit. Von der literarischen Sprache
seines ersten Schauspiels „Das Märchen“ hat er sich verhältnismäßig
rasch befreit und sich in eine Sprache hineingefunden, die eine unge¬
künstelte Lebensart atmet.
In seinen Dramen, die fast durchwegs Seelendramen sind, wird
wie in den Novellen die äußere Handlung zurückgedrängt. Mit dem
Scharfblick des Dichterarztes schaut Schnitzler in die verborgensten
Abgründe der menschlichen Seele und findet überall Detailzüge, die
er seinem großen Gesamtbild der Menschenseele mit Geschick einverleibt.
Wenn der Naturalismus historische Stoffe zum dichterischen Vor¬
wurf nimmt, so versagt er. Das klassische Beispiel ist Hauptmanns
„Florian Geyer“. Auch bei Schnitzler ist es nicht anders, wenngleich
seine Art zu dichten auch in historischen Stoffen ihr Auskommen
findet, de er die geschichtlichen P
punkt betrachtet. Es entstehen d
aktionen, sondern Dramen, deren
historisches Kostüm tragen. So
„Der Schleier der Beatrice“ W
Renaissance gekleidet.
In Schnitzlers Novellen fin
Stimmungen wieder, die uns in
künstlerischen Wesen liegt die Na
als das dramatische Nacheinande
arzt und Psychologe auf eigenstel
Handlung kommt ihm bei seiner
sehr zustatten. Die Menschen u
dem Leben losgelöst, sie beobach
obachtungen mit. Auf diese W
nur auf die zusammenhängend
Empfindungen eines und dessel
Abschied“ und „Leutnant Gustl
und „Frau Berta Garlan“.
Eine eingehende Betrachtu
seine Lyrik nicht außer acht lc
veröffentlicht und es dürfte viele
dichte überhaupt geschrieben hat
Schnitzler für die Darstellung de
einandersetzt, die Form des Dra
muß man doch sagen, daß er, de
gehört zu werden verdient. W
Regiebemerkungen oder in einig
spricht, das finden wir in seinen
werk verdichtet wieder. Welche
besitzt, zeigt die nachstehende P
ag
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Darstellung. Dies zeigt sich besonders deutlich in seinem noch lange
nicht nach Gebühr gewürdigten Schauspiel „Der Schleier der Beatrice“.
Dem Naturalismus verlieh er eine gewisse Anmut, die ihm auch die
zarten Gefühle, denen der äußere Ausdruck fehlt und an denen daher
der wahre Naturalist achtlos vorübergeht, empfinden und darstellen
half. Schnitzler hat sich aus einem Schüler des Naturalismus längst
zu einem führenden Meister herangebildet, der schon eine eigene Schule
begründete, als deren wichtigste Vertreter Raoul Auernheimer und
Paul Wertheimer angesehen werden können. Die Technik Schnitzlers
ist meisterhaft entwickelt, besonders was die Führung des Dialogs
betrifft. Der Einakter ist seine unumschränkte Domäne, vor allem der
erotische, den er sich selbst als ein neues Genre geschaffen hat. Im
großen Theaterstück wird der Dramatiker oft vom Seelenmaler voll¬
ständig zurückgedrängt. Zugstücke im Sinne des modernen Theaters
hat Schnitzler nie geschrieben. Wenn er gelegentlich einen gewaltigen
Erfolg wie mit „Liebelei“ errang, so trug die dem Stück zugrunde
liegende Tendenz das ihre bei. Im übrigen ist ihm die Bühne nicht
sehr entgegengekommen und es liegt da viel Schuld auf Seite des
Publikums, dem Stücke, die unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und
unser kritisches Denken in Anspruch nehmen, eine schwer verdauliche
Kost sind.
Schnitzlers Dramen zeichnet eine feine Milieuschilderung und eine
großartige, ins Detail gehende Stimmungsmalerei aus. Dem modernen
Schauspieler, der nicht nur durch das gesprochene Wort, sondern durch
jede Bewegung und Gebärde wirken soll, stellt er sehr dankbare Auf¬
gaben. Den Konversationston der Wiener Gesellschaftskreise trifft
Schnitzler mit tadelloser Sicherheit. Von der literarischen Sprache
seines ersten Schauspiels „Das Märchen“ hat er sich verhältnismäßig
rasch befreit und sich in eine Sprache hineingefunden, die eine unge¬
künstelte Lebensart atmet.
In seinen Dramen, die fast durchwegs Seelendramen sind, wird
wie in den Novellen die äußere Handlung zurückgedrängt. Mit dem
Scharfblick des Dichterarztes schaut Schnitzler in die verborgensten
Abgründe der menschlichen Seele und findet überall Detailzüge, die
er seinem großen Gesamtbild der Menschenseele mit Geschick einverleibt.
Wenn der Naturalismus historische Stoffe zum dichterischen Vor¬
wurf nimmt, so versagt er. Das klassische Beispiel ist Hauptmanns
„Florian Geyer“. Auch bei Schnitzler ist es nicht anders, wenngleich
seine Art zu dichten auch in historischen Stoffen ihr Auskommen
findet, de er die geschichtlichen P
punkt betrachtet. Es entstehen d
aktionen, sondern Dramen, deren
historisches Kostüm tragen. So
„Der Schleier der Beatrice“ W
Renaissance gekleidet.
In Schnitzlers Novellen fin
Stimmungen wieder, die uns in
künstlerischen Wesen liegt die Na
als das dramatische Nacheinande
arzt und Psychologe auf eigenstel
Handlung kommt ihm bei seiner
sehr zustatten. Die Menschen u
dem Leben losgelöst, sie beobach
obachtungen mit. Auf diese W
nur auf die zusammenhängend
Empfindungen eines und dessel
Abschied“ und „Leutnant Gustl
und „Frau Berta Garlan“.
Eine eingehende Betrachtu
seine Lyrik nicht außer acht lc
veröffentlicht und es dürfte viele
dichte überhaupt geschrieben hat
Schnitzler für die Darstellung de
einandersetzt, die Form des Dra
muß man doch sagen, daß er, de
gehört zu werden verdient. W
Regiebemerkungen oder in einig
spricht, das finden wir in seinen
werk verdichtet wieder. Welche
besitzt, zeigt die nachstehende P
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