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1. Panphlets, offprints
10
Im Heimgehn wieder, durch stille Gassen,
Schlich's über mich so bang,
Wie ich mein armes Mädel verlassen,
So lange schon! ach wie lang!
Doch daß ich so einsam von dir gegangen,
Wie käm's dir denn zu Sinn,
Und daß ich von deinem Arm umfangen,
So endlos fern dir bin!
Ich will ja morgen wiederkommen
Mit lächelndem Gesicht;
Und daß ich längst Abschied von dir genommen,
Mein Mädel, — du weißt's ja nicht ...
Schnitzlers Werke wird man am besten ihrer inneren Zusammen¬
gehörigkeit nach betrachten. Es dürfte sich dabei folgende Gruppierung
empfehlen.
I. Größere Novellen, vorwiegend Seelengemälde einer Person:
Sterben. Ein Abschied. Leutnant Gustl. Frau Berta
Garlan. Dämmerseelen.
II. Kleine Novellen und Novelletten: Die Frau des Weisen.
Die Toten schweigen. Der blinde Geronimo. Exzentrik.
Die griechische Tänzerin.
III. Der Roman „Der Weg ins Freie“
IV. Dramen, aus der Stimmung Anatols heraus geschrieben:
Anatol. Reigen. Liebelei.
V Anklagestücke gegen die Gesellschaft und Thesenstücke: Das
Märchen. Freiwild. Das Vermächtnis. Die Gefährtin.
Die letzten Masken. Literatur.
VI. Dramen, die das Spielmotiv deutlich erkennen lassen: Para¬
celsus. Der grüne Kakadu. Der Schleier der Beatrice.
Zwischenspiel. Der Ruf des Lebens. Marionetten. Komtesse
Mizzi.
VII. Künstler= und Menschendramen: Lebendige Stunden. Die
Frau mit dem Dolche. Der einsame Weg. Der junge
Medardus. Das weite Land.
Drei Probleme sind es, mit denen Schnitzler spielt: Liebe, Leben
und Tod. Er spielt aber nicht mit der überlegenen Geste des
Komödianten, der seine Figuren nach freiem Belieben an den Drähten
zieht. Er horcht auf den Herzschlag seiner Puppen, er lebt mit ihnen
und er lebt in ihnen und haucht ihnen sein eigenes Leben ein. Darum
ist er auch auf das Engste mit seinen Werken verwachsen, ein Zu¬
11
rücktreten hinter das Werk ist für ihn
der Spiegel, in dem er die Seelen seiner
Das Spiel ist die Weltanschauung
Seine Helden spielen sich vor, die Illusi
Wahrheit, wie Anatol in der „Frage an
die weiche Dämmerung, wo die harten
alles im Ungewissen liegt, sie scheuen da
Eigenart der Menschen Schnitzlers komm
Novellenbuch „Dämmerseelen“ zum Au
dennoch auf Wahrheit bestehen, so verliere
Adams und seine Gattin im „Zwischen
Die Charaktere und Probleme sind
aber von verschiedenen Seiten beleuchtet.
traste vermieden. Das Verhältnis, die frei
die Ehe selbst mit mannigfach variierten
punkt von Schnitzlers Werken und werde
sichtspunkten behandelt. Schnitzler weist
Wahl seiner Themen eine gewisse Verwan
auf. Nur daß im Blute seiner Heldinnen
einen starken Prozentsatz ausmachen.
Bei Schnitzler ist das tragische Elem
wie André Tibal in einer Studie, die in
schien, richtig bemerkt. Es wird dort wei
sonen sind zu gut erzogen und zu intelligent,
und mit dem Schicksal zu hadern; man
vorwerfen, gelegentlich zu philosophisch z
sophie zu wohlgefällig vorzutragen..
Tibal das Gebaren von Schnitzlers Persc
Schnitzler liebt es, die ungeheuere
uns hat, dadurch überzeugend auszudrück
kontrastiert. Immer ist es das Leben, daß
Wiederholt verwendet ist das Motiv von
des toten Geliebten von einem wilden Le
aus der Nähe des kalten, grausamen T
stürmt. So verläßt Mizzi in der Novelle
als der Tod an sein Lager tritt. So fli
Filippo Loschis mit dem Rufe „Leben!“
zählung „Die Toten schweigen“ lä
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1. Panphlets, offprints
10
Im Heimgehn wieder, durch stille Gassen,
Schlich's über mich so bang,
Wie ich mein armes Mädel verlassen,
So lange schon! ach wie lang!
Doch daß ich so einsam von dir gegangen,
Wie käm's dir denn zu Sinn,
Und daß ich von deinem Arm umfangen,
So endlos fern dir bin!
Ich will ja morgen wiederkommen
Mit lächelndem Gesicht;
Und daß ich längst Abschied von dir genommen,
Mein Mädel, — du weißt's ja nicht ...
Schnitzlers Werke wird man am besten ihrer inneren Zusammen¬
gehörigkeit nach betrachten. Es dürfte sich dabei folgende Gruppierung
empfehlen.
I. Größere Novellen, vorwiegend Seelengemälde einer Person:
Sterben. Ein Abschied. Leutnant Gustl. Frau Berta
Garlan. Dämmerseelen.
II. Kleine Novellen und Novelletten: Die Frau des Weisen.
Die Toten schweigen. Der blinde Geronimo. Exzentrik.
Die griechische Tänzerin.
III. Der Roman „Der Weg ins Freie“
IV. Dramen, aus der Stimmung Anatols heraus geschrieben:
Anatol. Reigen. Liebelei.
V Anklagestücke gegen die Gesellschaft und Thesenstücke: Das
Märchen. Freiwild. Das Vermächtnis. Die Gefährtin.
Die letzten Masken. Literatur.
VI. Dramen, die das Spielmotiv deutlich erkennen lassen: Para¬
celsus. Der grüne Kakadu. Der Schleier der Beatrice.
Zwischenspiel. Der Ruf des Lebens. Marionetten. Komtesse
Mizzi.
VII. Künstler= und Menschendramen: Lebendige Stunden. Die
Frau mit dem Dolche. Der einsame Weg. Der junge
Medardus. Das weite Land.
Drei Probleme sind es, mit denen Schnitzler spielt: Liebe, Leben
und Tod. Er spielt aber nicht mit der überlegenen Geste des
Komödianten, der seine Figuren nach freiem Belieben an den Drähten
zieht. Er horcht auf den Herzschlag seiner Puppen, er lebt mit ihnen
und er lebt in ihnen und haucht ihnen sein eigenes Leben ein. Darum
ist er auch auf das Engste mit seinen Werken verwachsen, ein Zu¬
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rücktreten hinter das Werk ist für ihn
der Spiegel, in dem er die Seelen seiner
Das Spiel ist die Weltanschauung
Seine Helden spielen sich vor, die Illusi
Wahrheit, wie Anatol in der „Frage an
die weiche Dämmerung, wo die harten
alles im Ungewissen liegt, sie scheuen da
Eigenart der Menschen Schnitzlers komm
Novellenbuch „Dämmerseelen“ zum Au
dennoch auf Wahrheit bestehen, so verliere
Adams und seine Gattin im „Zwischen
Die Charaktere und Probleme sind
aber von verschiedenen Seiten beleuchtet.
traste vermieden. Das Verhältnis, die frei
die Ehe selbst mit mannigfach variierten
punkt von Schnitzlers Werken und werde
sichtspunkten behandelt. Schnitzler weist
Wahl seiner Themen eine gewisse Verwan
auf. Nur daß im Blute seiner Heldinnen
einen starken Prozentsatz ausmachen.
Bei Schnitzler ist das tragische Elem
wie André Tibal in einer Studie, die in
schien, richtig bemerkt. Es wird dort wei
sonen sind zu gut erzogen und zu intelligent,
und mit dem Schicksal zu hadern; man
vorwerfen, gelegentlich zu philosophisch z
sophie zu wohlgefällig vorzutragen..
Tibal das Gebaren von Schnitzlers Persc
Schnitzler liebt es, die ungeheuere
uns hat, dadurch überzeugend auszudrück
kontrastiert. Immer ist es das Leben, daß
Wiederholt verwendet ist das Motiv von
des toten Geliebten von einem wilden Le
aus der Nähe des kalten, grausamen T
stürmt. So verläßt Mizzi in der Novelle
als der Tod an sein Lager tritt. So fli
Filippo Loschis mit dem Rufe „Leben!“
zählung „Die Toten schweigen“ lä