VI, Allgemeine Besprechungen 1, 4, Josef Karl Ratislav, Seite 11


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1. Panphlets, offorints
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gen und eilt in das Haus ihres
uf des Lebens“, wo schon
ißt Marie den sterbenden Vater,
in den Krieg die letzte Nacht
Zum erstenmal hat Schnitzler in der Novelle „Sterben“ mit
er tapfere Cassian“ ver¬
geradezu unheimlicher Tragik und erschütternder Realistik ein Seelen¬
iv.
gemälde entworfen, das man unter die wenigen Dauerwerte rechnen
et in Schnitzlers Dichtungen un¬
muß, die der Naturalismus gezeitigt hat. In die tiefsten Abgründe
sich fast aus jedem Werke an¬
des menschlichen Gemütes leuchtet diese Seelenstudie hinein, die mit
ns für die Weltanschauung der
peinlichster Schärfe die Gefühle aufdeckt, welche das Sträuben des
h aus folgendem E
„Gibt
Lebenstriebes gegen sein Aufhören auslöst. Arzt und Dichter haben
irgend einer guten
sich hier in bewunderungswürdiger Weise zu gemeinsamer Arbeit ver¬
einigt, um den psychischen Zustand eines Menschen darzustellen, der
Romantik gepflegte Künstler¬
weiß, daß er in einem Jahre sterben muß. Die Erzählung ist um so
Ansehen gebracht, nur daß jetzt
höher zu bewerten, da das Sujet sehr wenig Handlung aufweist. Der
entnommen wird. So haben
Held, seine Geliebte und der Arzt sind die Personen, auf die sich die
„Tollege Crampton“ und in
Novelle beschränkt. Im Vordergrunde steht das Seelenleben des
Sodoms Ende“ einen Maler in
Helden, der das letzte Jahr seines Lebens mit der Geliebten verbringt
At. Zahlreiche andere Dichter
und dem das Gespenst des Todes mit jedem Tage näher kommt. Als
kler ist in Hauptmanns Glocken¬
das durch seine Treue große, von idealer Liebe erfüllte Weib erscheint
zu suchen. Schnitzler gab im
Marie, die den Geliebten mit rastloser Aufopferung pflegt und von
das sich mit dem Problem der
Anfang an bereit ist, mit ihm zu sterben. Wie allmählich die Sehn¬
st läßt der Dichter unter seinen
sucht nach dem Leben in ihr wach wird, zumal sie unter den Quälereien
reten. In der Mittwochsgesell¬
des Kranken entsetzlich zu leiden hat, wie sie in der letzten Stunde
der Maler Well, die Novelle
den kraftlosen Mann, der sie erwürgen will, mit Aufbietung aller
die eines Schauspielers, im
Kräfte zurückstößt und ins Freie stürmt, hat der Dichter mit ein¬
der Dichter Filippo Loschi eine
dringlicher Virtuosität zum Ausdruck gebracht. Man hält den Atem
schon in Christinens Vater in
an und muß das Buch in einem Zuge zu Ende lesen. Man muß die
Garlans Jugendgeliebter ist
ungeheuren Seelenqualen, die der vor dem Tod fliehende Felix er¬
n „Zwischenspiel“ ist, wie
leidet, miterleben, man muß die bangen, qualvollen Tage im Ge¬
m Roman „Der Weg ins
birge, in Salzburg und Wien, die nur mitunter ein flüchtiger Licht¬
erdrama ist auch der Einakter
schimmer erhellt, mit ihm durchmachen und ihn endlich in Meran
hnen. In dem Schauspiel „Der
sterben sehen, um dann aufs tiefste ergriffen vor der Stärke des
gs ein Maler entgegen und im
Lebens zu erzittern und die Meisterleistung des Dichters bewundern
ntschaft eines Dichters. Mit
zu können.
chnitzler auch dem Bohemestück.
Pathologisch ist das Werk von höchster Bedeutung. Die Liebe
unter den Personen seiner
Felix' verwandelt sich mit der Zeit in eine Art Haß, das Mädchen
grath („Der einsame Weg“),
mit sich zu töten. Zu dieser Tat fehlt ihm zuletzt nur die körperliche
und in dem Helden des Ein¬
Kraft. Marie kann trotz Aufgebot aller Kräfte an ihrem Vorsatz,
mit dem Leben des Geliebten auch ihres zu enden, nicht festhalten.