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box 36/4
1. Panphlets Offprints
23
s. Dieser Zwiespalt
zu einer wahren Liebe, das Schreckgespenst ihres Gatten steht ihr
wieder. In „Weih¬
fortwährend vor Auge. Für sie ist Anatol nur die Abwechslung in
r Typus des süßen
einem langweiligen Familienleben. Der letzte Einakter spielt an
Anatols Hochzeitsmorgen. In der Nacht vor der Hochzeit
es: „Sie ist nicht
betrügt Anatol schon seine junge Frau mit Ilona. Als ihn am Vor¬
und sie ist
mittag Max abholen kommt, findet er diese bei Anatol. In einer
che
Anmut eines
berten Prin¬
köstlichen Szene wird Ilona beigebracht, daß ihr Geliebter, den sie
nun wieder ganz gewonnen zu haben glaubt, sich verheiraten müsse.
nweiß.“
Sie führt einen richtigen Skandal auf, läßt sich aber schließlich von
en Liebes¬
Max beruhigen, der sie damit tröstet, daß auch der verheiratete Anatol
sauber in
mit ihr verkehren könne.
ort oder ein
Im „Anatol“ tritt das Tragische stark hervor, wenngleich es oft
is zurückruft.
vom Lichte des Humors oder der frivolen Eleganz des Stiles gemildert
hrung
wird. Die Einakter geben ein treffliches Bild der jungen Wiener
elnen
Baurgeoisie in den 80er Jahren. Zusammenfassend sei ein Satz Emil
Schäffers („Gesellschaft“, Jahrgang 1897) zitiert: „Anatol war kein
glühendes Gedicht, wie die andern damals sangen, ein Erstlingswerk,
aber ohne Pathos, lodernde Leidenschaft und das überquellende
Stammeln des verzückten Rausches, kurz — ohne Jugend. Nein,
das Buch mit dem Titel, der so graziös klingt und geschmeidig, ist
eine
eines von jenen, die am Ende einer Kultur erscheinen, wenn müde
Skepsis nicht mehr an die großen kompakten Werte glauben will, die
ver¬
Gefühle differenziert werden, und die Seele sich aus der blendenden
die
Sonne, dem Leben, in das zart=violette Dämmerdunkel der Stimmung
rettet.“
Dem Anatolzyklus kann man im gewissen Sinne auch die kurze,
dramatische Szene „Halb Zwei“ beizählen. Sie führt uns aber
auch zu einem Werke hinüber, das man ein satirisches Gegenstück zu
„Anatol“ nennen kann. Es sind zehn Dialoge, deren enge Zusammen¬
gehörigkeit schon durch den gemeinsamen Titel „Reigen“ angedeutet wird.
Die Liebe in ihrer konkretesten Form ist das einzige, zehnmal
varüerte Thema dieses Buches. Es ist ein frivoles, pikantes Werk
für den, der nicht tiefer zu lesen versteht, eine von der niedersten Ge¬
meinheit bis zur feinsten Erotik aufsteigende Stufenleiter sexueller
einen
Vorgänge. Der Dichter steht über seinem Werke und selbst in den
Einakters, daß
gewagten Situationen, die er darstellt, bleibt er immer der feine, allem
heit und Aufrichtig¬
Menschlichen bis auf den Grund schauende Psychologe. Die Dirne
im „Zwischenspiel“
und der Soldat eröffnen mit einer fast widerlich porträtgetreu ge¬
ner verheirateten Frau
zeichneten Szene das Buch. Der Soldat verführt dann an einem
ber hat nicht die Kraft
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1. Panphlets Offprints
23
s. Dieser Zwiespalt
zu einer wahren Liebe, das Schreckgespenst ihres Gatten steht ihr
wieder. In „Weih¬
fortwährend vor Auge. Für sie ist Anatol nur die Abwechslung in
r Typus des süßen
einem langweiligen Familienleben. Der letzte Einakter spielt an
Anatols Hochzeitsmorgen. In der Nacht vor der Hochzeit
es: „Sie ist nicht
betrügt Anatol schon seine junge Frau mit Ilona. Als ihn am Vor¬
und sie ist
mittag Max abholen kommt, findet er diese bei Anatol. In einer
che
Anmut eines
berten Prin¬
köstlichen Szene wird Ilona beigebracht, daß ihr Geliebter, den sie
nun wieder ganz gewonnen zu haben glaubt, sich verheiraten müsse.
nweiß.“
Sie führt einen richtigen Skandal auf, läßt sich aber schließlich von
en Liebes¬
Max beruhigen, der sie damit tröstet, daß auch der verheiratete Anatol
sauber in
mit ihr verkehren könne.
ort oder ein
Im „Anatol“ tritt das Tragische stark hervor, wenngleich es oft
is zurückruft.
vom Lichte des Humors oder der frivolen Eleganz des Stiles gemildert
hrung
wird. Die Einakter geben ein treffliches Bild der jungen Wiener
elnen
Baurgeoisie in den 80er Jahren. Zusammenfassend sei ein Satz Emil
Schäffers („Gesellschaft“, Jahrgang 1897) zitiert: „Anatol war kein
glühendes Gedicht, wie die andern damals sangen, ein Erstlingswerk,
aber ohne Pathos, lodernde Leidenschaft und das überquellende
Stammeln des verzückten Rausches, kurz — ohne Jugend. Nein,
das Buch mit dem Titel, der so graziös klingt und geschmeidig, ist
eine
eines von jenen, die am Ende einer Kultur erscheinen, wenn müde
Skepsis nicht mehr an die großen kompakten Werte glauben will, die
ver¬
Gefühle differenziert werden, und die Seele sich aus der blendenden
die
Sonne, dem Leben, in das zart=violette Dämmerdunkel der Stimmung
rettet.“
Dem Anatolzyklus kann man im gewissen Sinne auch die kurze,
dramatische Szene „Halb Zwei“ beizählen. Sie führt uns aber
auch zu einem Werke hinüber, das man ein satirisches Gegenstück zu
„Anatol“ nennen kann. Es sind zehn Dialoge, deren enge Zusammen¬
gehörigkeit schon durch den gemeinsamen Titel „Reigen“ angedeutet wird.
Die Liebe in ihrer konkretesten Form ist das einzige, zehnmal
varüerte Thema dieses Buches. Es ist ein frivoles, pikantes Werk
für den, der nicht tiefer zu lesen versteht, eine von der niedersten Ge¬
meinheit bis zur feinsten Erotik aufsteigende Stufenleiter sexueller
einen
Vorgänge. Der Dichter steht über seinem Werke und selbst in den
Einakters, daß
gewagten Situationen, die er darstellt, bleibt er immer der feine, allem
heit und Aufrichtig¬
Menschlichen bis auf den Grund schauende Psychologe. Die Dirne
im „Zwischenspiel“
und der Soldat eröffnen mit einer fast widerlich porträtgetreu ge¬
ner verheirateten Frau
zeichneten Szene das Buch. Der Soldat verführt dann an einem
ber hat nicht die Kraft