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1. Panphlets offbrints
26 —
V.
Mit dem Schauspiel „Das Märchen“ hat Schnitzler eine
scharfe Anklage gegen die Gesellschaft erhoben. Die These, die er
verteidigt, spricht Fedor Denner mit folgenden Worten aus: „Es ist
Zeit, daß wir es aus der Welt schaffen, dieses Märchen von den Ge¬
fallenen ... denn wir haben kein Recht, unnatürlich zu fordern und
für natürlich zu strafen.“
Fanny, eine junge Schauspielerin, war einst die Geliebte
Dr. Wittes, der sie aber verließ und nun eine andere heiratet. Im
Hause ihrer Mutter, wo sich jeden Mittwoch ein Kreis von jungen
Leuten versammelt, lernt sie den Schriftsteller Fedor Denner kennen.
Dieser spricht sich einmal gegen das Vorurteil, da, man gefallenen
Mädchen gegenüber hegt, sehr entschieden aus und gibt mit seinen
Worten Fanny den Glauben an das Leben wieder. Sie wird von
tiefer Liebe zu Fedor erfaßt. Er liebt sie wieder, ist aber nicht im¬
stande, seine Theorie in die Praxis umzusetzen und kann das, was
zwischen ihm und Fanny liegt, nicht vergessen. Obzwar er sieht, daß
ihn das Mädchen aufrichtig liebt, obzwar sie ihm mit einem ausführ¬
lichen Geständnis ihr Vertrauen zeigt, fühlt er sich doch besser als sie
und quält sie, bis sie schließlich in einer dramatisch äußerst geschickten
Schlußszene sich von ihm abwendet. Sie unterschreibt den Kontrakt,
Der sie für ein Theater in Petersburg verpflichtet, und schickt ihn in
letzter Stunde dem Agenten zu, der sie früher trotz des glänzenden
Antrages für das Engagement nicht gewinnen konnte.
An dem Mittwochabend im Hause der Frau Theren lernen wir
einen interessanten Kreis kennen: Die Schriftsteller Denner und Mildner
den Maler Well, August Witte und seinen getreuen Schüler Berger,
den konservativen und allem Modernen gegenüber rückständigen Beamten
Wandel, der Fannys Schwester Klara verehrt, die kleine Frau Theren,
ihre zarte Tochter, die Klavierlehrerin Klara, die Schauspielerin
Agathe Müller und eine eifrige Kunstjüngerin Emmi Werner.
Das Stück ist ziemlich einheitlich gebaut, die Tharaktere sind
gut getroffen, wenngleich Fedor, besonders im dritten Akt, etwas
unklar und wankelmütig gezeichnet erscheint. Im übrigen kehren die
Lieblingstypen Schnitzlers wieder. So trägt Fedor Denner Züge von
Anatol — und in August Witte können wir einen künftigen Anatol
erblicken —, Mildner und Doktor Witte erinnern an Max und auch
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Fanny und Klara haben ihre Verwa
in „Liebelei“.
Der Grundgedanke des Schau
„Denksteine“ angedeutet: „Was ist,
des Geschehenen.“ Keine Liebe ist sti
zulöschen. Auf das Thema, das Schn
kommt er auch später wiederholt zurüc
keit des Weibes, die das Weih den
bringen muß. Schon Hebbel hat in
gehandelt und ein Wort aus seinem
für Schnitzlers „Märchen“ aufgestell
Mann weg.“
Als ein Thesenstück, das eine
das Schauspiel „Freiwild“ zu bezeich
Schauspielerleben nimmt. Freiwild
armen Provinzschauspielerinnen. Sie
mit als die Liebe zur Kunst und ihr
machen wollen, so müssen sie nicht
sondern auch ihren Kollegen vom
Publikum. Jeder hat ein Anrecht au
andern nicht existieren. So geht es
die an einem Sommertheater ihr erst
sich alle Versuchungen fern, sie will r
ihr Leben. Da sie sich gegen den Dif
ihre Gage auf die Hälfte herah, um
männlichen und weiblichen Kollegen,
machen sich über ihren Stolz lustig u
einen reichen Geliebten habe. Der r##
jungen Schauspielerinnen. Anna 9
Pratektor gesucht, sie findet aber, oh
Freund in Paul Rönning. Doch ver
seine Unterstützung zurück. Er weiß
will sie retten, da er die Gefahr erk
munkelt man von seiner Liebe zu An
leutnant Karinski in einer Herrenge
Schauspielerin äußert, versetzt ihm R
ist ein derber und roher Patron, d
allerlei Vergehen unhaltbar geworden
Rönning richtet, weist dieser zurück.
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Mit dem Schauspiel „Das Märchen“ hat Schnitzler eine
scharfe Anklage gegen die Gesellschaft erhoben. Die These, die er
verteidigt, spricht Fedor Denner mit folgenden Worten aus: „Es ist
Zeit, daß wir es aus der Welt schaffen, dieses Märchen von den Ge¬
fallenen ... denn wir haben kein Recht, unnatürlich zu fordern und
für natürlich zu strafen.“
Fanny, eine junge Schauspielerin, war einst die Geliebte
Dr. Wittes, der sie aber verließ und nun eine andere heiratet. Im
Hause ihrer Mutter, wo sich jeden Mittwoch ein Kreis von jungen
Leuten versammelt, lernt sie den Schriftsteller Fedor Denner kennen.
Dieser spricht sich einmal gegen das Vorurteil, da, man gefallenen
Mädchen gegenüber hegt, sehr entschieden aus und gibt mit seinen
Worten Fanny den Glauben an das Leben wieder. Sie wird von
tiefer Liebe zu Fedor erfaßt. Er liebt sie wieder, ist aber nicht im¬
stande, seine Theorie in die Praxis umzusetzen und kann das, was
zwischen ihm und Fanny liegt, nicht vergessen. Obzwar er sieht, daß
ihn das Mädchen aufrichtig liebt, obzwar sie ihm mit einem ausführ¬
lichen Geständnis ihr Vertrauen zeigt, fühlt er sich doch besser als sie
und quält sie, bis sie schließlich in einer dramatisch äußerst geschickten
Schlußszene sich von ihm abwendet. Sie unterschreibt den Kontrakt,
Der sie für ein Theater in Petersburg verpflichtet, und schickt ihn in
letzter Stunde dem Agenten zu, der sie früher trotz des glänzenden
Antrages für das Engagement nicht gewinnen konnte.
An dem Mittwochabend im Hause der Frau Theren lernen wir
einen interessanten Kreis kennen: Die Schriftsteller Denner und Mildner
den Maler Well, August Witte und seinen getreuen Schüler Berger,
den konservativen und allem Modernen gegenüber rückständigen Beamten
Wandel, der Fannys Schwester Klara verehrt, die kleine Frau Theren,
ihre zarte Tochter, die Klavierlehrerin Klara, die Schauspielerin
Agathe Müller und eine eifrige Kunstjüngerin Emmi Werner.
Das Stück ist ziemlich einheitlich gebaut, die Tharaktere sind
gut getroffen, wenngleich Fedor, besonders im dritten Akt, etwas
unklar und wankelmütig gezeichnet erscheint. Im übrigen kehren die
Lieblingstypen Schnitzlers wieder. So trägt Fedor Denner Züge von
Anatol — und in August Witte können wir einen künftigen Anatol
erblicken —, Mildner und Doktor Witte erinnern an Max und auch
27
Fanny und Klara haben ihre Verwa
in „Liebelei“.
Der Grundgedanke des Schau
„Denksteine“ angedeutet: „Was ist,
des Geschehenen.“ Keine Liebe ist sti
zulöschen. Auf das Thema, das Schn
kommt er auch später wiederholt zurüc
keit des Weibes, die das Weih den
bringen muß. Schon Hebbel hat in
gehandelt und ein Wort aus seinem
für Schnitzlers „Märchen“ aufgestell
Mann weg.“
Als ein Thesenstück, das eine
das Schauspiel „Freiwild“ zu bezeich
Schauspielerleben nimmt. Freiwild
armen Provinzschauspielerinnen. Sie
mit als die Liebe zur Kunst und ihr
machen wollen, so müssen sie nicht
sondern auch ihren Kollegen vom
Publikum. Jeder hat ein Anrecht au
andern nicht existieren. So geht es
die an einem Sommertheater ihr erst
sich alle Versuchungen fern, sie will r
ihr Leben. Da sie sich gegen den Dif
ihre Gage auf die Hälfte herah, um
männlichen und weiblichen Kollegen,
machen sich über ihren Stolz lustig u
einen reichen Geliebten habe. Der r##
jungen Schauspielerinnen. Anna 9
Pratektor gesucht, sie findet aber, oh
Freund in Paul Rönning. Doch ver
seine Unterstützung zurück. Er weiß
will sie retten, da er die Gefahr erk
munkelt man von seiner Liebe zu An
leutnant Karinski in einer Herrenge
Schauspielerin äußert, versetzt ihm R
ist ein derber und roher Patron, d
allerlei Vergehen unhaltbar geworden
Rönning richtet, weist dieser zurück.