VI, Allgemeine Besprechungen 1, 4, Josef Karl Ratislav, Seite 29

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rwiesen, Gnaden — wir! — Und hätten ein¬
ma!“
ama hat Schnitzler seinen mächtigsten Helfer
r erste Akt gelingt ihm meisterlich, die beiden
d. Dadurch, daß der Dichter das Kind bald
äßt, will er die Frage herausarbeiten, ob
kann. Daß sie sich an die Familie des Toten
nverständlich und nur einer kaum glaubhaften
hreiben. Desgleichen ist auch ihr freiwilliger
olge des Geschehenen. Auch in Hugos Vater
gegen, der nicht die Kraft hat, Theorie in
wagt es schließlich doch nicht, die Gesetze der
e Gefährtin“ ist ebenfalls im gewissen
gegen die Gesellschaft. Der Akt ist vollständig
trefflich komponiert. Schnitzler beweist hier,
in ein dramatisches Geschehen umwandeln
nes Gelehrten ist das Problem dieses äußerst
Einakters. Es ist interessant zu beobachten,
durch die bloße Stimmung erreicht.
Krankenhausstudie „Die letzten Masken“
Unterredung eines verhummelten, totkranken
berühmten Kollegen. Die Grundstimmung
em Tod werden so viele Probleme des Lebens
Was uns in gesunden Tagen als sehr wichtig
ir im Angesichte des Todes nur ein resignieren¬
kelige Journalist will seinen glücklicheren Neben¬
Wahrheit entgegenschleudern, daß eigentlich
ihn habe die Gattin des berühmten Autors
igt, als er die Bekenntnisse des beneideten
usend Mühen und Angsten seinen Ruhm be¬
t Rademacher mit dem freudigen Bewußtsein:
die Leute, die auch noch morgen leben müssen.“
en dieses Einakters verdient der Schauspieler
nitzler zwischen echtem und falschem Künstlertum
igt das geistsprühende Lustspiel: „Literatur“
cheinkünstlertums wird hier in Margarete ge¬
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geißelt und in dem um jeden Preis geistreichen Gilbert; beide sind
keiner echten unmittelbaren Gefühle fähig. Der Inhalt des Luftspieles
ist folgender: Ein Mann heiratet eine junge Schriftstellerin, die er in
einer ziemlich lockeren Gesellschaft von Bohemiens in München gefunden
hat. Sie gab ihm das Versprechen, nichts mehr zu schreiben, vollendete
aber dennoch heimlich einen Roman, in dem sie ihre Lebensbeichte
niederlegte und Briefe an einen früheren Geliebten aus dem oben¬
erwähnten Kreise aufnahm. Aber auch dieser hat ein Buch geschrieben,
in das wieder Briefe Margaretens aufgenommen wurden. Der Gatte
läßt den Roman seiner Frau einstampfen, und beide versöhnen sich,
während der Dichter, der Margarete aufsucht, in der Hoffnung sie
wieder zu gewinnen, abziehen muß.
VI.
Drei Einakter hat Schnitzler in einem Buche vereinigt und dieses
trägt das Motto: „Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug.“ Hier
spricht der Dichter zum erstenmal deutlich aus, welches Wechselver¬
hältnis zwischen Wahrheit und Dichtung, zwischen Leben und Theater
besteht. Es ist ein Spiel. Das Schicksal spielt mit uns Menschen,
oft spielen auch wir mit unserem Schicksal, der Dichter spielt mit den
Personen, die er uns vorführt. Schnitzler hat das oft ausgesprochen.
So sagt er im „Paracelsus,“ dem die obige Stelle entstammt, aus¬
führlich:
„Es fließen ineinander Traum und Wachen,
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Wir wissen nichts von andern, nichts von uns.
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
Und in „Der grüne Kakadu“ heißt es: „Wirklichkeit geht in Spiel
über — Spiel in Wirklichkeit.“ Noch öfter kommt der Dichter
darauf zurück, bis er schließlich in den „Marionetten“ die bisher
unsichtbaren Drähte, an denen er seine Menschen lenkt, sichtbar macht.
Schnitzlers „Paracelsus“ ist mit Wildenbruchs „Die Tochter
des Erasmus“ das beste Renaissancedrama der Moderne. Das Vers¬
spiel führt uns in den Beginn des 16. Jahrhunderts nach Basel.
Es ist das erstemal, daß Schnitzler historische Personen in den Rahmen
eines Dramas bringt. Der Held des Stückes ist der berühmte
Wunderdoktor Theophrastus Bombastus Hohenheim. Wie er durch
seine Künste Justina, die Gattin des Waffenschmieds Cyprian, be¬