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Panphlets
offprints
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handelt. Einen wichtigen Grundgedanken spricht Paola in der Traum¬
szene aus: „Zusammen wach sein, das allein bedeutet.“
Über dem fünfaktigen Schauspiel „Der einsame Weg“
schwebt der Schatten Ibsens. Eine dunkle Traurigkeit liegt wie ein
Schleier über der Dichtung, in die nur wenig Licht fällt. Die Menschen
leben hier nur ihre eigenen Schicksale und gehen ihre eigenen Wege.
Das Stück ist eines der an Handlung ärmsten Schauspiele, die
Schnitzler geschrieben hat. Personen und Motive bleiben in der Ent¬
wicklung stecken, dem Drama fehlt die innere Durchbildung. Der
Pulsschlag des dramatischen Lebens ist nur hie und da ganz leise zu
hören. Es wird viel zu viel gesprochen und über dem Dialog, den
geistreichen Sentenzen und Aphorismen scheinen die Menschen dieses
Stückes die Tat zu vergessen. Eine Unklarheit stammt auch daher,
daß mehrere Handlungen ineinander gesponnen sind, aber die zu¬
sammenhängenden Fäden fast ganz unsichtbar bleiben. Da haben wir
zunächst Professor Wegrath, dem seine Gattin stirbt. Sie hat ihn in
der Woche vor der Hochzeit mit einem Maler betrogen, er aber hält
ihren Sohn Felix auch für den seinen. Die Tochter Johanna ist ein
seltsames Geschöpf, die einen noch seltsameren Mann, eine echte
Gestalt Schnitzlers, versonnen und verträumt, für einen Fremden un¬
verständlich, liebt und sich im Teich seines Parkes ertränkt. Das
Verhältnis Felix' zu seinem natürlichen Vater Fichtner bringt ein neues
Motiv in die Handlung. Fichtner wieder steht in Beziehungen zu
einer ehemaligen Schauspielerin, Irene Herms. Das ganze Schauspiel
ist von einer schwülen, bedrückenden Luft erfüllt, die Personen wissen
sich nicht recht zu geben, über die Charaktere und eigentlichen Motive
gewinnt man keine klare Anschauung. Im Vordergrund des Interesses
steht das Kind. Der Vater nimmt zu diesem Problem folgendermaßen
Stellung: „Wir führen ja doch nur einen Kampf um unsere Kinder
von dem Augenblik an, da sie überhaupt da sind — und einen aus¬
sichtslosen obendrein. Das liegt im Laufe der Welt, sie können uns
ja nicht gehören.“ Und Felix hat für seinen natürlichen Vater, als
er seine eigentliche Abstammung erfährt, nur diese Worte: „Ihr
Sohn . .. es ist nichts als ein Wort. Es klingt ins Leere. Sie
sind mir fremder geworden, seit ich es weiß.“
Drei Hauptpersonen sind es vor allen, deren Leben ein einsamer
Weg war. Alle drei sind Künstler: Julian Fichtner, der Maler,
Sala, der müde Genießer und Egoist, der Dichter und Lebenskünstler,
und Irene Herms, die Schauspielerin und Freundin Fichtners. Alle
drei sind einsame Menschen.
fühlen und vielleicht noch mehr
Weggenossen finden, beweist
„Lieben heißt für jemand ander
In seinem letzten, groß
Charakter gezeichnet, von dem
schaffen, der Lauf der Dinge mach
Handlungen greifen in der dra
dardus“ einem in Bezug auf
Stücke, ineinander: die Tragödie
Herzogs von Valois und Napo
knüpfung der Fäden dieser H
zerfällt in Episoden, in denen
Können entfaltet. Die Einheit
selbst nur zeitweise aktiv eingre
Hintergrund sehen wir eine bür
durch, daß die dramatische F
Stimmungsmalerei stärker her
Apparat von Personen aufgebot
hang zu bringen weiß. Besond
vom Grund gelungen, zu dene
Wiener, die Schnitzler in seinem
absichtlich unterließ. Es ist das
schön ausdrückt, die Basteien di
Auf ganz romantische Art
des Herzogs von Valois in Vei
wird hier geschickt neu verwend
Bürgerliche und ihr Bruder, d
haßt, beginnt sie bald leidenschaf
seine Gefühle selbst: „Es lieg
nennen willst oder Haß . . . ich
die Welt verzehren.“
Schnitzler war es nicht eig
tun, dieses sollte nur die Stimn
der Krieg in dem Schauspiel „2
zugleich das Wunderbare der H
es erscheint uns wahrscheinlicher
von Kriegsgefahr und Schlachte
teuern besonders reizvoll. Der
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