VI, Allgemeine Besprechungen 1, 4, Josef Karl Ratislav, Seite 37


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Pamphlets, Offprints
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drei sind einsame Menschen. Daß aber auch sie wie die andern
richt Paola in der Traum¬
fühlen und vielleicht noch mehr als die andern, nur daß sie keine
bedeutet.“
Weggenossen finden, beweist am besten das schöne Wort Salas:
[Der einsame Weg“
„Lieben heißt für jemand anders auf der Welt sein.“
Traurigkeit liegt wie ein
In seinem letzten, großzügigen Drama hat Schnitzler einen
icht fällt. Die Menschen
Charakter gezeichnet, von dem es heißt: „Gott wollte ihn zum Helden
ehen ihre eigenen Wege.
schaffen, der Lauf der Dinge machte einen Narren aus ihm.“ Drei große
fäirmsten Schauspiele, die
Handlungen greifen in der dramatischen Historie „Der junge Me¬
otive bleiben in der Ent¬
dardus“ einem in Bezug auf Stoff und Ausführung gleich wirksamen
nere Durchbildung. Der
Stücke, ineinander: die Tragödie des Medardus, der Königstraum des
hie und da ganz leise zu
Herzogs von Valois und Napoleons Herrschaft in Wien. Die Ver¬
d über dem Dialog, den
knüpfung der Fäden dieser Handlungen ist eine lose, das Stück
nen die Menschen dieses
zerfällt in Episoden, in denen der Dichter allerdings sein bestes
heit stammt aus
ab
Können entfaltet. Die Einheit der Handlung fehlt ganz, da der Held
nnen sind,
selbst nur zeitweise aktiv eingreift. Vor einem gewaltigen historischen
bleiben. D
Hintergrund sehen wir eine bürgerliche Tragödie sich abspielen. Da¬
nstirbt.
durch, daß die dramatische Form zerfließt, tritt das Epische der
Stimmungsmalerei stärker hervor. Schnitzler hat einen riesigen
Apparat von Personen aufgeboten, die er aber in innigen Zusammen¬
hang zu bringen weiß. Besonders gut sind ihm diesmal die Wiener
vom Grund gelungen, zu denen ja die Familie Klähr gehört, die
Wiener, die Schnitzler in seinem Roman zu schildern versäumte oder
absichtlich unterließ. Es ist das Wien, vor dem sich, wie Bartsch es so
schön ausdrückt, die Basteien die Hände reichen.
Auf ganz romantische Art wird die Familie Klähr mit dem Hofe
des Herzogs von Valois in Verbindung gebracht. Ein altes Motiv
wird hier geschickt neu verwendet: der Sohn des Herzogs liebt die
Bürgerliche und ihr Bruder, der die Tochter des Herzogs anfangs
haßt, beginnt sie bald leidenschaftlich zu lieben. Medardus sagt über
seine Gefühle selbst: „Es liegt nicht viel daran, ob du es Liebe
nd
nennen willst oder Haß . . . ich weiß, es wird mich und Helene und
die Welt verzehren.“
natürliche
Schnitzler war es nicht eigentlich um das historische Element zu
nur diese
tun, dieses sollte nur die Stimmung für das Drama abgeben, wie
s klingt ins Leere. Sie
der Krieg in dem Schauspiel „Der Ruf des Lebens". Dadurch wird
zugleich das Wunderbare der Handlung in ein anderes Licht gerückt,
deren Leben ein einsamer
es erscheint uns wahrscheinlicher und es wird diese seltsame Verbindung
gan Fichtner, der Maler,
von Kriegsgefahr und Schlachtenlärm mit romantischen Liebesaben¬
Dichter und Lebenskünstler,
teuern besonders reizvoll. Der Tod spielt auch hier eine bedeutende
Freundin Fichtners. Alle