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Herz und Verständnis haben für jede Wiener Frage, und so heimatlich anmutende
Geschichten zu schreiben vermögen, wie sie in Hevesis Novellen und Humoresken
sich finden.
Auf ein Buch Bahrs aber will ich noch hinweisen, nicht nur, weil es eigentlich
das Grundthema dieses Aufsatzes behandelt, sondern auch, weil es vielfach zu
persönlichen Angriffen Anlaß gegeben hat, auf sein Buch über „Wien“. Mit rück¬
sichtsloser Schärfe skizziert hier Bahr heimische Fehler, indem er sie zugleich
historisch zu erklären sucht, Fehler, über die gelegentlich fast schon jeder Wiener
„geschimpft“ hat, wenn er auch seine Worte nicht so zuzuspitzen vermochte, wie
Hermann Bahr es kann. So könnte das Buch als ein Gegenstück angesehen werden
zu dem nicht lange danach erschienenen Büchlein von FRANZ SERVAES über
Wien: und dech entspringen beide aus derselben lauteren Quelle, derselben Liebe,
der eine sicht auf das Gute, das da ist und freut sich darüber, der andere sieht auf
das Gute, das noch da sein könnte, und ärgert sich daher natürlich, daß es nicht
da ist. In diesem Zusammenhange sei auch des Wiener Privatdozenten WILHELM
SUIDA „Führer durch die kaiserlichen Gemäldegalerien“ (im „Medernen Cicerone“
der Deutschen Verlagsgesellschaft“) genannt.
Und weil ich von jenen zwei Büchern über Wien gesprochen habe, sei gleich
noch eines dritten Buches über Wien gedacht, des von dem Wiener EUGEN
GUGLIA herausgegebenen, zumeist von Wiener Autoren geschriebenen, vor kurzem
bei Gerlach und Wiedling erschienenen „Führers“ durch Wien. Weil ich aber den
Namen GUIGLIA nenne, will ich gleich dessen treffliche Schrift über den unverge߬
lichen Mitterwurzer und seine Übersetzung der römischen Elegien d’Annunzios
anführen: denn habe ich auch nicht so viel Raum zur Verfügung, um streng syste¬
matisch zu sein, so riskiere ich doch die Zeile, die diesen Mangel entschuldigen
soll, um so mehr als sie mir Anlaß gibt, die Verwahrung einzuschalten, als wolle
meine Aneinanderreihung der Einzelnen etwa eine Rangreihe geben.
Eine derartige Einschaltung einer allgemeinen Verwahrung hat das Mißliche,
daß man ihr gewöhnlich eine zweite Verwahrung folgen lassen muß, sie sei nicht
auf einen besonderen Fall, etwa den unmittelbar folgenden, gemünzt. Da ich nun
von KARL. SCHONHIERR sprechen will, könnte ich freilich von dem Verdachte
frei sein, als wollte ich diesen nicht in die erste Linie stellen. Habe ich doch durch
einen günstigen Zufall selbst zuerst auf sein Drama „Bildschnitzer“ in einem
Zeitungsartikel aufmerksam machen und so dem Dichter, dessen Stück hierauf sofort
von Direktor Bukovies angenommen wurde, den Weg zur Bühne erleichtern können.
Sein „Sonnwendtag“ wurde dann schon im Burgtheater gegeben, und mit der „Erde“
ist nun auch der ergreifende Einakter „Karrnerleut“ dorthin gekommen. Außer
den Erzählungen „Caritas“ hat Schönherr auch Gedichte im Tiroler Dialekt heraus¬
gegeben („Iunthaler Schnalzer“), was Anlaß gibt zu einer kleinen Abschweifung
nach Tirol zu den Dialektgedichten und Erzählungen eines andern Tirolers,
RUDOLF GREINZ, zu den echt bodenständischen, kräftigen Dramen „Andre
Hofer“ und „Michel Geißmayr“ von dem Tiroler FRANZ KRANEWITTER, und
zu dem Volksstück „Not kennt kein Gebot“ des Tirolers RUDOLF JENNY, das
in der Zeit, da dieser in Wien lebte, in Wien aufgeführt worden ist. Und weil ich
in Tirol bin. kann ich der prächtigen, wohl schon längst vergriffenen „Kinder¬
und Hausmärchen“ aus Tirol von den Brüdern IGNAZ und JOSEPH ZINGERLE
nicht vergessen und darf auch noch rasch den Namen KARI. WOLF, des Er¬
zählers aus dem Burggrafenamt, anführen.
Jetzt muß ich aber endlich zwei Schriftsteller nennen, die schon seit Jahren
den Sitz ihrer Tätigkeit in Wien haben. Der eine ist FELIX SALTEN, der
andere JAKOB WASSERMANN. Es sind schlanke Büchlein, mit denen Salten
auf dem Büchermarkte vertreten ist. Freilich, wenn einmal alle seine Feuilletons in
Buchform erscheinen, werden sie stattliche Bände füllen. Aber unter den schlanken
Büchleins befindet sich „Die Gedenktafel der' Prinzessin Anna“, eine köstlich-freche
Novelle, die von einem der besten Novellisten der Renaissancezeit geschrieben sein
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könnte, und „Herr Wenzel auf
Farben getreu den Stil eines
Novellenbände gekommen, der
betitelt sind „Die Geliebte Fr.
nichts enthielte als die tig
Ilerrn“, sc enthielte er ebe
beruhende Hundegeschichte, di
von der Notiz bei Darwin
als dieser ihn vivisecierte, die
zeugen die drei Einakter „)
der Dialog „Die Kunst der E
Romanen will ich außer der „□
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zichtet, auf die „Spannung“ hin
oder sich in das Problem zu verli
schrittweise die Welt erfassen m
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Welt einer aufblühenden Mens
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Ein starkes Talent war der
verstorbene GUSTAV MACASY
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J. J. DAVID, von dem, allerd
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„Der kleine Mann“, der Volkss
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dem gelegentlichen Einschlage
geworden war.
Wenn man von Wiener Au
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sei hier gedacht. Von RUDOL
zu nennen. Auen den Namen E
seines „neuen Schattenspieles“
ganz nach Graz gehören dür
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(„Zwölf aus der Steiermark“
und Wienerinnen seien noch di
IIOF (Alice Gurschner), RIO
Tragödie „Der Graf v. Charola
FRIEBERGER, EMIL. LUCI
(„Die moderne Seele“, „Der Tr
Himmel und Erde“, Sonette),
OESTEREN („Christus, nicht
(„Messenhauser“). Auch der N
des Verfassers des preisgekrön
planten Volksschauspiele.
Von Dichterinnen will ic
und die Baronin HANDEL-M.
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Herz und Verständnis haben für jede Wiener Frage, und so heimatlich anmutende
Geschichten zu schreiben vermögen, wie sie in Hevesis Novellen und Humoresken
sich finden.
Auf ein Buch Bahrs aber will ich noch hinweisen, nicht nur, weil es eigentlich
das Grundthema dieses Aufsatzes behandelt, sondern auch, weil es vielfach zu
persönlichen Angriffen Anlaß gegeben hat, auf sein Buch über „Wien“. Mit rück¬
sichtsloser Schärfe skizziert hier Bahr heimische Fehler, indem er sie zugleich
historisch zu erklären sucht, Fehler, über die gelegentlich fast schon jeder Wiener
„geschimpft“ hat, wenn er auch seine Worte nicht so zuzuspitzen vermochte, wie
Hermann Bahr es kann. So könnte das Buch als ein Gegenstück angesehen werden
zu dem nicht lange danach erschienenen Büchlein von FRANZ SERVAES über
Wien: und dech entspringen beide aus derselben lauteren Quelle, derselben Liebe,
der eine sicht auf das Gute, das da ist und freut sich darüber, der andere sieht auf
das Gute, das noch da sein könnte, und ärgert sich daher natürlich, daß es nicht
da ist. In diesem Zusammenhange sei auch des Wiener Privatdozenten WILHELM
SUIDA „Führer durch die kaiserlichen Gemäldegalerien“ (im „Medernen Cicerone“
der Deutschen Verlagsgesellschaft“) genannt.
Und weil ich von jenen zwei Büchern über Wien gesprochen habe, sei gleich
noch eines dritten Buches über Wien gedacht, des von dem Wiener EUGEN
GUGLIA herausgegebenen, zumeist von Wiener Autoren geschriebenen, vor kurzem
bei Gerlach und Wiedling erschienenen „Führers“ durch Wien. Weil ich aber den
Namen GUIGLIA nenne, will ich gleich dessen treffliche Schrift über den unverge߬
lichen Mitterwurzer und seine Übersetzung der römischen Elegien d’Annunzios
anführen: denn habe ich auch nicht so viel Raum zur Verfügung, um streng syste¬
matisch zu sein, so riskiere ich doch die Zeile, die diesen Mangel entschuldigen
soll, um so mehr als sie mir Anlaß gibt, die Verwahrung einzuschalten, als wolle
meine Aneinanderreihung der Einzelnen etwa eine Rangreihe geben.
Eine derartige Einschaltung einer allgemeinen Verwahrung hat das Mißliche,
daß man ihr gewöhnlich eine zweite Verwahrung folgen lassen muß, sie sei nicht
auf einen besonderen Fall, etwa den unmittelbar folgenden, gemünzt. Da ich nun
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einen günstigen Zufall selbst zuerst auf sein Drama „Bildschnitzer“ in einem
Zeitungsartikel aufmerksam machen und so dem Dichter, dessen Stück hierauf sofort
von Direktor Bukovies angenommen wurde, den Weg zur Bühne erleichtern können.
Sein „Sonnwendtag“ wurde dann schon im Burgtheater gegeben, und mit der „Erde“
ist nun auch der ergreifende Einakter „Karrnerleut“ dorthin gekommen. Außer
den Erzählungen „Caritas“ hat Schönherr auch Gedichte im Tiroler Dialekt heraus¬
gegeben („Iunthaler Schnalzer“), was Anlaß gibt zu einer kleinen Abschweifung
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RUDOLF GREINZ, zu den echt bodenständischen, kräftigen Dramen „Andre
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zu dem Volksstück „Not kennt kein Gebot“ des Tirolers RUDOLF JENNY, das
in der Zeit, da dieser in Wien lebte, in Wien aufgeführt worden ist. Und weil ich
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Jetzt muß ich aber endlich zwei Schriftsteller nennen, die schon seit Jahren
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