hen
zler
box 36/4
1. Panphlets, offprints
Bühne und Welt.
557
Und noch quälender eigentlich ist ihm das Träumen im natürlichen Schlaf, das
Wünsche und Gedanken erweckt, von denen der Wache nichts weiß. Wer lebt denn
nun wirklich — der Träumende oder der Wache, wo offenbart sich die wahre Natur
des Menschen, welches ist seine Wahrheit überhaupt, und wo ist die Grenze zwischen
Wahn und Wahrheit, Traum und Wachen? Wer in solchen Zweifeln befangen ist, wird
Arthur Schnitzler in seinem Arbeitszimmer
die Wirklichkeit niemals sicher erfassen und so auch niemals kraftvoll genießen können.
Und neben diesem philosophischen Schwanken, wahrscheinlich wohl auch vor ihm und
als seine Veranlassung, hemmt den Genußersehnenden sein zerrissenes, grüblerisches,
unnaives Wesen. Wer genießen will, muß einheitlich fühlen, dies lieben, jenes hassen
können, dem recht und jenem andern unrecht geben. Das alles vermag Schnitzler nicht;
er betrachtet die Dinge und das eigene Selbst zu qualvoll rundherum, er sieht keinen
Gegner, ohne dessen Berechtigung, keinen Freund, ohne dessen Unrecht zu empfinden,
ja, er verspürt bei jeder Handlung Recht und Unrecht, Freund und Feind, eine
WA
zler
box 36/4
1. Panphlets, offprints
Bühne und Welt.
557
Und noch quälender eigentlich ist ihm das Träumen im natürlichen Schlaf, das
Wünsche und Gedanken erweckt, von denen der Wache nichts weiß. Wer lebt denn
nun wirklich — der Träumende oder der Wache, wo offenbart sich die wahre Natur
des Menschen, welches ist seine Wahrheit überhaupt, und wo ist die Grenze zwischen
Wahn und Wahrheit, Traum und Wachen? Wer in solchen Zweifeln befangen ist, wird
Arthur Schnitzler in seinem Arbeitszimmer
die Wirklichkeit niemals sicher erfassen und so auch niemals kraftvoll genießen können.
Und neben diesem philosophischen Schwanken, wahrscheinlich wohl auch vor ihm und
als seine Veranlassung, hemmt den Genußersehnenden sein zerrissenes, grüblerisches,
unnaives Wesen. Wer genießen will, muß einheitlich fühlen, dies lieben, jenes hassen
können, dem recht und jenem andern unrecht geben. Das alles vermag Schnitzler nicht;
er betrachtet die Dinge und das eigene Selbst zu qualvoll rundherum, er sieht keinen
Gegner, ohne dessen Berechtigung, keinen Freund, ohne dessen Unrecht zu empfinden,
ja, er verspürt bei jeder Handlung Recht und Unrecht, Freund und Feind, eine
WA