VI, Allgemeine Besprechungen 1, 5, Reik zwei Texte Imago, Seite 3

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Imago II/3

box 36/5
1. Panphlets, Offorints
321
Die Allmacht der Gedankens bei Arthur Schnitzler
Motive des Selbstmordes Korsakows und des Abstürzens des
amen
Dr. Bernhaupt scheinen sich zu verschlingen, sie stehen in irgend¬
Graz
einem, uns noch verborgenen Zusammenhang. Diese geheimnisvolle
einem
Verknüpfung wird klarer, wenn wir annehmen, daß es sich in
beiden Fällen um den Tod eines Nebenbuhlers Friedrich Hofreiters
den?e
handelt. Eine rasch vorüberziehende Dialogstelle im selben Drama,
o gut
allerdings in einem anderen Zusammenhang, fällt uns dabei ein.
Der Dichter Albertus Rhon bemerkt zu dem allmählich alternden
s ge¬
Bergsteiger und Don Juan Aigner: -Das muß doch ein recht eigen¬
tümliches Gefühl sein, so zu Füben eines Turmes zu sitzen, den
Wer
man als erster besriegen hat und selbst nicht mehr in der Lage zu
sein . .. Man könnte hier einen Vergleich wagen ... den ich aber
Aber
lieber unterlassen will Aigner antwortet etwas gereizt:
*Wollen wir dieses Thema nicht lieber fallen lassen, Herr Rhonke
Es ist kein Zweifel möglich, daß hier eine Anspielung auf das
Liebesleben des Direktors vorliegt und der Dichter durch seinen
Vergleich auf eine Impotenz seines Gesprächspartners hinzielen
wollte!. Es wären demnach die beiden Motive (Tod Korsakows —
einen
Absturz Dr. Bernhaupts) im Unbewußten des Dichters verknüpft,
e mir
sie sind psychologisch identisch (Motivdoublierung).?
ver¬
Es ist nicht zu verkennen, daß alle diese Motive ähnlich sind.
es ist
Ihr Gemeinsames läßt sich in einer geheimnisvoll erscheinenden Ver¬
knüpfung finden, die zwischen zwei Menschen besteht, von denen
ollen,
der eine etwas intensiv wünscht, was der andere durch seinen Tod
u be¬
erfüllt. Wir sind nicht abergläubisch genug, einen tatsächlichen
gunbe¬
Zusammenhang, eine metaphysische Beeinflußung zu glauben, und
Leute,
so erhebt sich die Frage nach den seelischen Wurzeln solcher Zu¬
haben,
sammenhänge, nach der Realität des psychischen Erlebens, Wir sind
leicht
gewöhnt, Verknüpfungen dieser Art in der Analyse gewisser Neu¬
yper¬
rotiker, vornehmlich Zwangsneurotiker zu finden. Es werden von
tliche
ihnen auf Grund weitverzweigter Assoziationen die sonderbarsten
Beant¬
Zusammenhänge hergestellt. Freud hat nachgewiesen, daß solche
nlicher
Assoziationen von einem geheimen Wunsche getrieben werden, dem
Weg
starke moralische Bedenken gegenüberstehen. Wir würden demzu¬
änger
folge im Falle Dr. Reumanns vermuten, daß dieser intensiv gewünscht
lelden
habe, die Berufung nach Graz zu erhalten und daß in ihm der Ge¬
erben,
ntüm¬
Das Symbol des Bergsteigens für den Sexualverkehr ist dem Psycho¬
ndese
analitiker wohl bekannt. Es findet sich in allen Produkten des Unbewußten.
junge
Freud konnte das Steigen als sicheres Koitussymbol in Träumen aufdecken.
*Traumdeutungs, 3. Aufl., p. 210 f. Volkslied, Sage und Dichtung zeigen die¬
ebes¬
selbe Symbolisierung. Ebenso die Sprache (vgl. -Steigers, snachsteigeng, dun vieux
aß ein
marcheurs) und der Witz.
vor
2 Ein Hinweis auf den geheimen Sinn des Todes Korsakows (und wie wir
s Ge¬
jetzt annehmen können auch Bernhaupts) liefert eine Bemerkung Dr. Mauers:
junge
#lch habe nämlich die Überzeugung, daß Korsakow von der Vorsehung bestimmt
war, gleichsam als Opfer zu falleng, Er denkt nämlich daran, daß durch diesen
ck mit
Tod das Eheglück Genias und Hofreiters, das in Brüche zu gehen droht, wieder
es sich
hergestellt wird.
Die
Imago II/3