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1. Panphlets, offorints
Theodor Reik
332
stimmt von einer Dunkelheit durch ein sinnloses Nichts hindurch
einzugehen in eine andere,
Mit ungleich größerem Scharfsinn versucht Georgs Freund,
Heinrich Bermann, sein eigenes Schuldbewußtsein, das sich auf einen
ähnlichen Wunsch bezieht, abzuwälzen: Ja, ich hab mich ohne
Schuld gefühlt. Irgendwo in meiner Seele. Und wo anders, tiefer
vielleicht hab ich mich schuldig gefühlt ... und noch tiefer wieder
schuldlos. Es kommt immer nur darauf an, wie tief wir in uns
hineinschauen. Und wer die Lichter in allen Stockwerken ange¬
zündet sind, sind wir doch alles auf einmal, schuldig und unschuldig,
Feiglinge und Helden, Narren und Weise.& Dieses Schuldbewußt¬
sein loszuwerden, zurückzukehren in die allgemeine soziale Ordnung
dafür bietet der Fatalismus einen Ausweg. Einige Beispiele
mögen zeigen, wie off Schnitzlers Personen diesen Ausweg aus
den sie bedrängenden Konflikten betreten.
Nicht wir sind's, die unser Schicksal machen, sondern meist
besorgt das irgendein Umstand außer uns, auf den wir keinerlei
Einfluß zu nehmen in der Lage warens (Weg ins Freies). #Nie¬
mand hat die Wahl — es fällt uns zux (Frau mit dem Dolche*).
„lst denn ein Mensch je eines andern Schicksal! Er ist immer nur
das Mittel, dessen sich das Schicksal bedients (Ruf des Lebenss).
Wenn hier überall das Schicksal die Verantwortung für die
Taten der Menschen übernehmen muß, so erklärt sich das als eine
psychische Verschiebung, die das eigene Schuldbewußtsein bewirkt
hat, um Erleichterung zu finden. Die Struktur der Werke des
Dichters zeigt jenen tiefen Glauben an ein Fatum, das unberechen¬
bar und unerbittlich über den Menschen waltet. Es scheint, als
wäre auch die Verfolgung dieser seelischen Wege Aufgabe einer
Metapsychologie im Sinne Freuds.
Wir werden vermuten, daß die Probe auf die Fruchtbarkeit
unserer bisherigen psychologischen Erkenntnisse darin liegen wird,
daß sie uns tiefere Einsicht in das Wesen der Dichtung Arthur
Schnitzlers gewähren werden.
Es müßte durch die Aufklärung, die wir ihnen verdanken,
auch manches dunkel Scheinende in seinen Werken erhellt werden.
Ein kleines Beispiel dieser Art: Etzelt redet dem jungen Medardus
zu, er möge seine Waffe ablegen. Doch Medardus erklärt, er werde
sich wohl hüten dies zu tun, odenn dann geschähe etwas grausam
Törichtes. Ein Kind fände meinen Dolch und erstäche seine Ge¬
schwister im Spiel oder eine glückliche Braut rizte sich aus Ver¬
sehen die Hand . .. und es träte ein Brand zu der kleinen
Wunde.& Erinnern wir uns eines sonderbaren Phänomens, das mit
der Allmacht der Gedankens im engsten Zusammenhang steht
und erst jetzt durch Professor Freuds Ausführungen seine Dunkel¬
heit verloren hat: des Tabuglaubens!, Ebenso wie der junge
Imago 1912.
Die
Medardus würde
dem diese Waffe
eine Tabuvorschri
halten. So wie
jungen Hlelden auf
Weigerung, die
unbewußten Wün
Eine Nove
scheint mir in det
Glaubens an die
haben.
Ein reicher
Liebe, die er e
Doch sie zieht ih
sch
box 36/5
1. Panphlets, offorints
Theodor Reik
332
stimmt von einer Dunkelheit durch ein sinnloses Nichts hindurch
einzugehen in eine andere,
Mit ungleich größerem Scharfsinn versucht Georgs Freund,
Heinrich Bermann, sein eigenes Schuldbewußtsein, das sich auf einen
ähnlichen Wunsch bezieht, abzuwälzen: Ja, ich hab mich ohne
Schuld gefühlt. Irgendwo in meiner Seele. Und wo anders, tiefer
vielleicht hab ich mich schuldig gefühlt ... und noch tiefer wieder
schuldlos. Es kommt immer nur darauf an, wie tief wir in uns
hineinschauen. Und wer die Lichter in allen Stockwerken ange¬
zündet sind, sind wir doch alles auf einmal, schuldig und unschuldig,
Feiglinge und Helden, Narren und Weise.& Dieses Schuldbewußt¬
sein loszuwerden, zurückzukehren in die allgemeine soziale Ordnung
dafür bietet der Fatalismus einen Ausweg. Einige Beispiele
mögen zeigen, wie off Schnitzlers Personen diesen Ausweg aus
den sie bedrängenden Konflikten betreten.
Nicht wir sind's, die unser Schicksal machen, sondern meist
besorgt das irgendein Umstand außer uns, auf den wir keinerlei
Einfluß zu nehmen in der Lage warens (Weg ins Freies). #Nie¬
mand hat die Wahl — es fällt uns zux (Frau mit dem Dolche*).
„lst denn ein Mensch je eines andern Schicksal! Er ist immer nur
das Mittel, dessen sich das Schicksal bedients (Ruf des Lebenss).
Wenn hier überall das Schicksal die Verantwortung für die
Taten der Menschen übernehmen muß, so erklärt sich das als eine
psychische Verschiebung, die das eigene Schuldbewußtsein bewirkt
hat, um Erleichterung zu finden. Die Struktur der Werke des
Dichters zeigt jenen tiefen Glauben an ein Fatum, das unberechen¬
bar und unerbittlich über den Menschen waltet. Es scheint, als
wäre auch die Verfolgung dieser seelischen Wege Aufgabe einer
Metapsychologie im Sinne Freuds.
Wir werden vermuten, daß die Probe auf die Fruchtbarkeit
unserer bisherigen psychologischen Erkenntnisse darin liegen wird,
daß sie uns tiefere Einsicht in das Wesen der Dichtung Arthur
Schnitzlers gewähren werden.
Es müßte durch die Aufklärung, die wir ihnen verdanken,
auch manches dunkel Scheinende in seinen Werken erhellt werden.
Ein kleines Beispiel dieser Art: Etzelt redet dem jungen Medardus
zu, er möge seine Waffe ablegen. Doch Medardus erklärt, er werde
sich wohl hüten dies zu tun, odenn dann geschähe etwas grausam
Törichtes. Ein Kind fände meinen Dolch und erstäche seine Ge¬
schwister im Spiel oder eine glückliche Braut rizte sich aus Ver¬
sehen die Hand . .. und es träte ein Brand zu der kleinen
Wunde.& Erinnern wir uns eines sonderbaren Phänomens, das mit
der Allmacht der Gedankens im engsten Zusammenhang steht
und erst jetzt durch Professor Freuds Ausführungen seine Dunkel¬
heit verloren hat: des Tabuglaubens!, Ebenso wie der junge
Imago 1912.
Die
Medardus würde
dem diese Waffe
eine Tabuvorschri
halten. So wie
jungen Hlelden auf
Weigerung, die
unbewußten Wün
Eine Nove
scheint mir in det
Glaubens an die
haben.
Ein reicher
Liebe, die er e
Doch sie zieht ih
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