VI, Allgemeine Besprechungen 1, 6, Herbert Cysarz, Seite 15

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1. Panphlets offniuts
rbert Cysarz.
in Gebild aus Sonne und Kristall):
er Sinnlichkeit und Sinnlichkeit der
die weitere und weichere, verall¬
Gestaltung einer fast universalen
Alls. So heißt es bei Richard
igs=Betrachtungen „Großmutter (mit
von Leben und Tod'): „Ist nicht
nicht mitten darin, sitzt in uns, um
unser Freund und Gefährte? Nicht
Tod, sondern ein begleitender Ton,
sein rauscht. .. Alle Menschen leben
des, der von Gott ist und ihnen ver¬
uft ihrer Blumen vor dem Fenster,
ndes.“ Mynheer der Tod in öster¬
er Tod, der Mozartische Tod: nicht
chenmann, auch nicht der vornehme
d nicht der symbolistische Engel mit
t, vielmehr ein Duft ein Hauch ein
n; er tritt den Menschen nicht an,
eburt.
Art und Kunst ist schon der „Garten
von Andrians: trotz vieler fin-de¬
barer Splitter von echtestem Kaiser¬
lernden Reigens barocker Antithesen
heit der Maske, Natur in der Ver¬
Wandel), die aber sämtlich einmünden
nig von Tod im Leben und Leben im
ertönt auch beim frühen Beer¬
g„Der Tod Georgs“: halb Mozartisch
utende Variationen über das Thema
Diesseits im Jenseits. Auch Emil
flexionsstarken und handlungsträgen
zen) Ich=Roman „Tod und Leben“ -
hen Bahnen seines Freunds Otto
son mit barock=impressionistischen Ak¬
flauterer, allerdings märchenhaft=ver¬
der Klang auch in Thaddäus Rittners
und Entsubstanziiertheit der Worte.
Nerv der Weltgesichte noch des
s nicht nur in Wien gründliche Aus¬
hner) und gültige Auslegung (durch
that, sondern auch Wiedererweckung
des Oesterreichers Erwin Guido
Dichtung Arthur Schnitzlers waltet
und Ernst auch dieser Kunst liegt
des Spiels des Abglanzes des
solche Selbstaufhebung ebenso er¬
nendlichen. Auch hier, einerlei ob in

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Alt=Österreichs letzte Dichtung (1890—1914).
naturalistischem, ob in impressionistischem Ausdruck, das teils
barocke und teils neuromantische Hindurchscheinen des Tods
durch alles Leben, das metaphysische Rieseln durch alle
physischen Adern, eine Art manchmal Maeterlinckschen manch¬
mal de Mussetschen Schicksals= und Unendlichkeitsbegriffs in
den fast medizinisch dargestellten Vorgängen des Alterns und
Verwelkens, in den mit einer fast Flaubertischen „Impassibili¬
tät“ geschilderten Zersetzungen im Aebeneinander=Leben von
Gatten und Liebenden oder im Auseinander=Leben von Eltern
und Kindern. Auch Schnitzler ist füglich ein Zeuge der Koinzi¬
denz von Metaphysik in der Physiologie und Physiologie in
der Metaphysik. In aller seiner Tragik korrespondieren zwei
nur scheinbar antithetische Aspekte — da Schnitzler vielerorten
alle „Weltanschauung“ abgesprochen wird, sei dies in Schärfe
formuliert: Ein Kern der Schnitzlerschen Tragik ist, gleichsam
von unten gesehen, die tierische Einrichtung, daß notwendig
der männliche Orgasmus früher erlischt als der später er¬
wachende weibliche (der „Reigen hat gerade diesen Ablauf ins
Genaueste zergliedert); von oben gesehen aber ist eben dies
(nach Hebbels Wort) „der zwischen den Geschlechtern an¬
hängige große Prozeß“, wie ihn noch Goethe durch alle In¬
stanzen geführt hat — einerseits also physiologische Mechanik des
pfeilschnellen Samens und der beharrenden Frucht, anderseits
tragisches Weltgesetz des ungesättigt Werbenden und der ver¬
lassenen Gebärerin (es gibt vielleicht — Schnitzlers Typen legen
gesetzliche Parallelismen zum Beispiel zwischen
das nah —
anlagemäßig verzögerter Innervation der femininen Sexual¬
funktion und schicksalhaftem Verdammtsein zu unglücklicher, ver¬
spätet geweckter bewußter erwidernder Liebe). Der Hero¬
Leander=Komplex, zugleich Weib=Welt=Komplex, wird also nicht
bezwungen durch himmlisch=irdische Liebe, wie Goethe sie im
„Faust; ersiegt oder ein Richard Dehmel in „Verwandlungen
der Venus ersehnt, vielmehr bewältigt durch die Responsion
eines geradezu Stendhalisch sezierten Sensoriums und eines
wie ein durchsichtiger Rauch über den Dingen schwebenden
All=Reflexes: Auch hier wird einem österreichischen Lied der
Jahrhunderte neue Stimme, und neue Problematik zuteil.
Nun vorerst einen raschen Rückblick! Die Sichtung und
Ordnung des vielspältigen Besitzes hat zunächst drei be¬
herrschende Stränge ans Licht gehoben: Erstlich den Ruhe= und
Naum=Komplex, wie er in Grillparzer die Aeigung zum
Spanisch=Stoischen weckt, in Stifter eine innere Wahlverwandt¬
schaft mit dem katholischen Mittelalter, in Rilke vollends einen
schlechtweg femininen Geistestyp — in solchem Quietismus sind
die stärksten Ueberlieferungen österreichischer Gemeingeschicke
ausgewertet; der zweite Grundzug ruht in der Reizsucht der
Wiener Dichtung, im Glauben an eine Erhöhung des Menschen
durch Differenzierung und Sublimierung des Sinnlichen — in