n
i
edächt¬
Dis¬
die
unter zu
absinkenden
n äußerlich
verhüllten
in Festsitzen,
erfordern,
Gestalten
ich der eine
box 36/6
amphlets Offerints
Josef Körner: Arthur Schnitzlers Gestalten und Probleme
und, Er¬
als Schriftsteller, der andere als Arzt,
—
erschieden
der dritte als Schauspieler vorgestellt, so
wieder
könnten diese doch ohne Not ihre Berufe
mal bleibt
miteinander vertauschen; was bei Ger¬
hart Hauptmann undenkbar wäre.
1e
Werke
Bei so schematischer Gestaltung muß
sich zwischen den Personen der einzelnen
chnitz¬
Werke natürlich eine tiefe Verwandtschaft
zeigen: je weniger individuellen Charakter
vohl
sie aufweisen, desto größer scheint ihre
em
Ahnlichkeit. Es sind immer dieselben Fi¬
guren, an denen bloß verschiedene „Fälle“.
aufgezeigt werden. Anatol und Fritz Lob¬
heimer („Liebelei") und Emil Lindbach
ten
(„Frau Berta Garlan“) und wie sie sonst
II“
heißen, dese genießerischen Männer,
chter
tragen keine unterscheidenden Züge, und
en,
Julian Fichtner („Der einsame Weg“)
len,
oder Herr von Aigner („Das weite Land“)
ist nur ein gealterter Anatol.
di¬
Es ist bekanntlich die Stilform der
en
primitiven Kunst, im Typischen zu ver¬
harren. Vornehmlich das deutsche Märchen
(in dem klassischen Gewande, das Wilhelm
Ur
Grimm ihm gesponnen) begnügt sich
ei
mit der kargsten Charakteristik seiner bloß
tzler
zweidimensionalen Gestalten; es kennt,
Ferdinand Schm
Radierung aus dem Buche „Die Hirtenflöte“ von
ungebunden von Raum und Zeit, kein
Arthur Schnitzler
Individuum, auch keine Namen, nichts
I1
Der Dichter stellt sie hin ohne Namen und
Reales.
Beruf, ohne Heim und Familie, ohne
Dieser Stilform des Märchens (das
Vergangenheit und Zukunft. Für dieses
mag paradoxer klingen, als es gemeint
richtig naturwissenschaftliche Verfahren,
ist) hat sich Schnitzler, dessen, naturwissen¬
die Fülle des Individuellen, die extensive
schaftliche“ über alle individuellen Be¬
und intensive Mannigfaltigkeit des Ge¬
sonderheiten zum allgemeinen, gleichsam
schehens und der Gestalten fortzuschaffen,
gesetzmäßigen Fall hinstrebende Arbeits¬
um das Problem, den „Fall“ sauber blo߬
methode ihn von Anbeginn auf diese Bahn
zulegen (etwa wie einen Muskel mit dem
drängte, immer mehr, immer bewußter,
Seziermesser), sind die Eingänge von
zuletzt mit offenbarer Absicht genähert.
zwei späten Novellen bezeichnend, in
Märchen, freilich ohne den Apparat des
denen der Märchenstil bereits in voller
Wunderbaren, sind nahezu alle seine Er¬
künftlerischer Absicht durchgeführt ist. „Ein
zählungen. Schon die frühe Anekdote von
junger Mann“ — beginnt die Erzählung
„Freund Ppsilon“t), der sich in die schöne
„Der Mörder“ —, „Doktor beider Nechte,
Heldin seiner eigenen Dichtung verliebt
ohne seinen Beruf auszuüben, elternlos,
und aus Schmerz über ihren, doch nur
in behaglichen Umständen lebend, als
von ihm selbst ersonnenen Tod seinem
liebenswürdiger Gesellschafter wohlgelitten,
eigenen Leben ein wirkliches Ende macht,
stand... in Beziehungen zu einem Mäd¬
läßt sich kaum anders bezeichnen. Losge¬
chen geringerer Abkunft, das, ohne Ver¬
löst von allen irdischen Beziehungen er¬
wandtschaft gleich ihm, keinerlei Rück¬
scheinen in der Novelle „Sterben“ der
sichten auf die Meinung der Welt zu
totkranke Felix und seine Geliebte Marie.
nehmen genötigt war.“ So schneiden
gleich die ersten Sätze alle Fesseln durch,
1) An der Schönen Blauen Donau IV, S.
mit denen sonst Menschen mit einer Um¬
25—28.
999
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Dis¬
die
unter zu
absinkenden
n äußerlich
verhüllten
in Festsitzen,
erfordern,
Gestalten
ich der eine
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Josef Körner: Arthur Schnitzlers Gestalten und Probleme
und, Er¬
als Schriftsteller, der andere als Arzt,
—
erschieden
der dritte als Schauspieler vorgestellt, so
wieder
könnten diese doch ohne Not ihre Berufe
mal bleibt
miteinander vertauschen; was bei Ger¬
hart Hauptmann undenkbar wäre.
1e
Werke
Bei so schematischer Gestaltung muß
sich zwischen den Personen der einzelnen
chnitz¬
Werke natürlich eine tiefe Verwandtschaft
zeigen: je weniger individuellen Charakter
vohl
sie aufweisen, desto größer scheint ihre
em
Ahnlichkeit. Es sind immer dieselben Fi¬
guren, an denen bloß verschiedene „Fälle“.
aufgezeigt werden. Anatol und Fritz Lob¬
heimer („Liebelei") und Emil Lindbach
ten
(„Frau Berta Garlan“) und wie sie sonst
II“
heißen, dese genießerischen Männer,
chter
tragen keine unterscheidenden Züge, und
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Julian Fichtner („Der einsame Weg“)
len,
oder Herr von Aigner („Das weite Land“)
ist nur ein gealterter Anatol.
di¬
Es ist bekanntlich die Stilform der
en
primitiven Kunst, im Typischen zu ver¬
harren. Vornehmlich das deutsche Märchen
(in dem klassischen Gewande, das Wilhelm
Ur
Grimm ihm gesponnen) begnügt sich
ei
mit der kargsten Charakteristik seiner bloß
tzler
zweidimensionalen Gestalten; es kennt,
Ferdinand Schm
Radierung aus dem Buche „Die Hirtenflöte“ von
ungebunden von Raum und Zeit, kein
Arthur Schnitzler
Individuum, auch keine Namen, nichts
I1
Der Dichter stellt sie hin ohne Namen und
Reales.
Beruf, ohne Heim und Familie, ohne
Dieser Stilform des Märchens (das
Vergangenheit und Zukunft. Für dieses
mag paradoxer klingen, als es gemeint
richtig naturwissenschaftliche Verfahren,
ist) hat sich Schnitzler, dessen, naturwissen¬
die Fülle des Individuellen, die extensive
schaftliche“ über alle individuellen Be¬
und intensive Mannigfaltigkeit des Ge¬
sonderheiten zum allgemeinen, gleichsam
schehens und der Gestalten fortzuschaffen,
gesetzmäßigen Fall hinstrebende Arbeits¬
um das Problem, den „Fall“ sauber blo߬
methode ihn von Anbeginn auf diese Bahn
zulegen (etwa wie einen Muskel mit dem
drängte, immer mehr, immer bewußter,
Seziermesser), sind die Eingänge von
zuletzt mit offenbarer Absicht genähert.
zwei späten Novellen bezeichnend, in
Märchen, freilich ohne den Apparat des
denen der Märchenstil bereits in voller
Wunderbaren, sind nahezu alle seine Er¬
künftlerischer Absicht durchgeführt ist. „Ein
zählungen. Schon die frühe Anekdote von
junger Mann“ — beginnt die Erzählung
„Freund Ppsilon“t), der sich in die schöne
„Der Mörder“ —, „Doktor beider Nechte,
Heldin seiner eigenen Dichtung verliebt
ohne seinen Beruf auszuüben, elternlos,
und aus Schmerz über ihren, doch nur
in behaglichen Umständen lebend, als
von ihm selbst ersonnenen Tod seinem
liebenswürdiger Gesellschafter wohlgelitten,
eigenen Leben ein wirkliches Ende macht,
stand... in Beziehungen zu einem Mäd¬
läßt sich kaum anders bezeichnen. Losge¬
chen geringerer Abkunft, das, ohne Ver¬
löst von allen irdischen Beziehungen er¬
wandtschaft gleich ihm, keinerlei Rück¬
scheinen in der Novelle „Sterben“ der
sichten auf die Meinung der Welt zu
totkranke Felix und seine Geliebte Marie.
nehmen genötigt war.“ So schneiden
gleich die ersten Sätze alle Fesseln durch,
1) An der Schönen Blauen Donau IV, S.
mit denen sonst Menschen mit einer Um¬
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