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box 36/6
PamphletsOfforints
Josef Körner: Arthur Schnitzlers Gestalten und Probleme
nicht in die unmittelbarste zeitliche und
örtliche Nähe seiner selbst versetzt. Seine
vollknmensten, künstlerisch reinsten
Schöpfungen — „Der grüne Kakadu“
„Der Schleier der Beatrice", „Der Ruf
des Lebens“, „Die Hirtenflöte“ — spielen
nicht in der Gegenwart und beim „Leut¬
nant Gustl“ schafft die soziale und die in¬
tellektuelle Überlegenheit des Dichters die
notwendige Distanz.
Die allzu enge geistige und persönliche
Verbundenheit des Dichters mit den Er¬
zeugnissen seiner Schöpferkraft tritt zu den
gedanklichen und formalen Komponenten,
aus denen die leitmotivartige Wiederkehr
seiner Probleme und Figuren resultiert,
verstärkend hinzu. Die Empfindungen und
Rätselfragen, die auf den Gestalter ein¬
stürmen, spiegeln sich wider in den Ge¬
stalten, und wie es im Grunde nur ein
einziges, nie bezwungenes Problem ist,
mit dem der Dichter in immer neuer
Kampfbereitschaft ringt, so kehren im Antlitz
seiner Helden und in der äußeren (keines¬
wegs aber — und darauf kommt es an —
in der inneren) Form ihres Erlebens die
gleichen Züge wieder.
Ferdinand Schmutzer
„Jeder rechte Dichter,“ sagt ein gar
Radierung aus dem Buche „Die Hirtenflöte“ von
kluges Wort von F. Th. Vischer, „ist klüger
Arthur Schnitzler
als er ist.“ Schnitzler aber müßte schon
ein ganz ungewöhnlicher Mangel an Klug¬
altbeliebte, schon bei Shakespeare bewährte,
heit eignen, sollte die so offenbare, dem
durch die deutschen Romantiker totgehetzte,
geringsten seiner Kritiker auffallende Tat¬
von Schnitzler selbst in der Groteske „Der
sache seiner Vorliebe für gewisse Motive
grüne Kakadu“ zu gewaltigster Wirkung
und Figuren nur ihm selbst nicht bewußt
gesteigerte Motiv des Theaters im The¬
geworden sein.
ater erscheint hier bis zur Tollheit verzerrt.
In der Tat hat Arthur Schnitzler längst
Wie in Ludwig Tiecks „Gestiefeltem Kater“.
bewiesen, daß er genug Einsicht in sein
und anscheinend nicht ganz unabhängig
eigenes Werk besitzt. Nach schönstem
von diesem, spielt das Publikum, dem
Künstlerrecht hat er Gerichtstag über sich
ein „Zum großen Wurstel“ benenntes
selbst gehalten in einer so übermütigen
Marionettentheater des Wiener Wurstel¬
wie tiefsinnigen Dichtung und dort besser,
praters ein hochtragisches Stücklein vor¬
geistvoller und vollständiger als je ein an¬
stellt, lobend und tadelnd mit; Personen
derer das Generalregister seiner Gestalten
aus dem Zuschauerraum, ja solche aus
und Probleme selber angefertigt.
fremden Dichtungen stehen mit einem
Im Jahre 1905 brachte eine Wiener
Male auf der Bühne; die Marionetten
Tageszeitung erstmals eine Arbeit Arthur
fallen aus der Rolle, machen sich über ihren
Schnitzlers in die Offentlichkeit, die viel
Dichter lustig, der die eigenen Schein¬
Kopfschütteln erregte: „Zum großen
gestalten nicht mehr meistern kann; Dichter
Wursiel. Burleske in einem Akt.“ Hier
und Direktor greifen inmitten der Auf¬
packt der Dichter mit beiden Händen ein
führung, um das Stück zu retten, zu den
ganzes Theater— Schauspieler und Dichter,
seltsamsten Maßregeln und Hilfsmitteln
Direktor und Publikum — und stellt sie
und können es doch nicht verhindern, daß
allesamt auf seine eigene Bühne. Das zuletzt der entsetzlichste Theaterskandal los¬