VI, Allgemeine Besprechungen 1, 6, Josef Körner Spätwerk, Seite 42

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Panphiets OFTDLRES
tweichen die Träume der Nacht,
Nackstanzverein scheint sich der Dichter bei expressionistischen
bird auch die Wirklichkeit des
Erzählern inspiriert zu haben, ist aber dabei nicht vor die
ind so sind, von höherer Warte
rechte Schmiede gekommen, denn diese Episoden erinnern mehr
htgesichte und Fridolins skurrile
an den „Dr. Mabuse“ als an wirklich wertvolle Erzählungs¬
nlos.
kunst des jüngsten Tages. Wichtig und bemerkenswert bleibt
rklichkeitsproblem hier eine Be¬
daran, daß Schnitzler auch in der Novelle neue Wege und
und fast noch skeptischer ist als
Ziele nimmt und so mit seinen Spätwerken nach allen Seiten
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kehrt auch das Vorder¬
hin: ethisch und ästhetisch, in Gehalt und Gestalt, in Stoffen
Dramas in der Traumnovelle
und Stilmitteln Anschluß sucht an das neueste Dichtergeschlecht,
von Ursenbeck kommt, wie er
ohne darum sein altes und echtes Wesen zu verleugnen. Ge¬
Weiher einigermaßen überlegt,
wiß hält er mit dem idealistisch=expressionistischen Geist der
im er es äußert, entspinnt sich
jungen Gegenwart nicht gleichen Schritt — wie könnte er das,
ser Dialog:
da er aus positivistisch=impressionistischen Zeiten herkommt und
schon an der Schwelle des Greisenalters steht. Aber wie er und
'st du mich, nein, Leonilda,
nein, irgendwen erwartet.
weil er seiner eigenen Zeit einst voran war, so weiß er,
Das mag wohl sein.
vielleicht als einziger unter den Genossen seiner Generation,
Nun also? —
auch heutigen Menschen noch willkommene Weisheit zu
Den, der kam.
spenden. Freilich, die Tiefe seiner Weisheit wird gegenwärtig
niedriger eingeschätzt denn ehedem, als gegenüber dem Natura¬
es gemeint ist. Wer sich daran
lismus mit seiner pedantischen Abschilderung des Aeußer¬
er ihrer Schwestern Rechtserti¬
lichsten schon die psychologische Analyse eine Vertiefung war.
des deutschen Bürgers: im
Seit deutsche Dichtung sich wiederum mit wirklich philo¬
uch, 15. Kapitel. Die Blüte¬
sophischem Gehalte füllt, erscheint Schnitzlers Werk, das meta¬
it schmunzelnd Meister Gott¬
physische und ethische Probleme höherer Ordnung kaum kennt,
sie nicht lange warten mögen
eher oberflächlich und seicht. Denn immer noch, auch in den
ommt.
gedanklich schwerst befrachteten Spätwerken. bleibt für ihn das
hen plaudert an einem schönen
diesseitige Leben der höchste, der unbedingte Wert und der
s mit einem hübschen jungen
physische Tod die absolute Entwertung; es fehlt jede über
er nur ein Wort zu sprechen
das Diesseits, über das Individuum, über das gelebte Nun
haben; aber der junge Mann
hinausweisende Idee —, diese Dichtung ist ohne Wort Gottes¬
in, und anderen Tags hält er
Verglichen mit der bloßen Milieuschilderung und aktuellen
Fridolin um Albertinens Hand.
Zeittendenz der Naturalisten, erschien Arthur Schnitzlers dichte¬
Beichtende: „Wenn an jenem
risches Werk als mit „ewigen“ Problemen befaßt. Aber nach
ldeinem Fenster gestanden hätte
der Weltwende unseres staatlichen, gesellschaftlichen, sittlichen
ort eingefallen?“
— Fridolins
Daseins erkennt man auch sie als zeitgebunden und zeit¬
twort. In der Verführungs¬
beschränkt. Eine im üblen Sinn „bürgerliche“ Epoche, die in
serfolge darauf, daß er immer
scheinbar unbedrohter Sicherheit sich wiegte, in der die Erfolge
und Gefahren eines ganzen Menschenlebens schon vor der
Geburt berechenbar schienen, kannte keine Demut und keine
Hybris, in ihr eintöniges Grau warf einzig das Liebesleben
in Wien, und ob schon eine
einen Schimmer von Farbe, in ihre Friedhofstille nur die
gegeben wird, geht aus ver¬
Jagd nach Geschlechtsgenüssen einen Klang von Abenteuer;
lieus (S. 16, 37) hervor, daß
so wurde der Weg zum Fleisch und die Flucht vor dem Fleische
liegt. In jene nüchterne und
zum Zentralproblem einer ideenlosen Gesellschaft!). Jetzt hat
reilich allerhand seltsame Ge¬
eine ins Wanken geratene Welt den Inbegriff des Daseins
sichern und tollen Zeiten der
recht hineinpassen. Für das
1) Bgl. B. Diebold, Anarchie im Drama (Frankfurt a. M., 21922),
bliebene) Nachtstück im Laden
S. 28
luch für den geheimnisvollen
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