VI, Allgemeine Besprechungen 2, 1901 Sosnosky Jung Wien, Seite 5

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damit waren ihm die Wege für die Zukunft geebnet. Aber
so vortheilhaft und auszeichnend dieser Umstand insofern auch
war, dem Stücke war er kaum förderlich, denn das auf
Kothurnen einherstelzende Theaterdeutsch, das in der „Burg“
Herkommen ist, konnte dem natürlichen Wiener Lokalton des
Stückes nur ungenügend gerecht werden. Trotzdem erzielte
es großen Beifall und eroberte sich im Fluge alle be¬
deutenden deutschen Bühnen. Mit vollem Recht, denn es ist
reizend. Stimmungsvolleres und dabei Natürlicheres als der
erste Akt ist wohl noch nie auf der deutschen Bühne dargestellt
worden, sicher nicht auf der des Burgtheaters. Das Stück ist
ganz im Geiste der „Anatol“=Einakter gehalten und führt uns
nebst anderen Personen das bekannte „süße Mädel“ ihren
weltmännischen Liebhaber und dessen Freund vor, aber der
Dialog ist natürlicher, nicht so bewußt geistreich. Keines von
Schnitzlers späteren Theaterstücken kann den poetischen Werth
der „Liebelei“ erreichen, um so weniger, als er in einigen das
ihm gewohnte Gebiet der Erotik everläßt, allerdings nicht so weit,
daß deren Einfluß nicht merkbar wäre. Die zwei größeren
Bühnenstücke, die er außer jenen geschrieben hat sind Tendenz¬
stücke: Im „Vermächtniß“*), wendet er sich mit vollem
Recht gegen die grausame Engherzigkeit des offesell wohl¬
anständigen Bürgerthums gegenüber solchen Mädchen, denen
die Liebe höher steht, als die Tugend. In „Freiwild“
sucht er das Duell ad absurdum zu führen. Beide
Stücke sind sorfältige, bühnenwirksame Arbeiten, die es
deutlich zeigen, daß sie nicht von einem Schauspiel=Macher,
sondern von einem Künstler stammen, aber der Eindruck des
ersten ist nicht sonderlich tief, und das zweite reizt zu
energischem Widerspruch: nicht nur, daß es die in den
Kreisen des Autors herrschende Gehässigkeit gegen den Offizier¬
stand verräth, es vermag seinen Zweck, die Thorheit des
Duelles darzuthun, ganz und gar nicht zu erreichen; unge¬
schickter ist wohl noch selten gegen diese Unsitte zu Felde ge¬
zogen worden; statt die Blößen der gegnerischen Ansicht auf¬
zudecken, verräth er nur die der eigenen.
In seinen letzten drei Bühnenarbeiten, die in der Regel
zusammen gegeben werden, da sie als Einakter nur so den
Aben) füllen, hat Schnitzler die Tendenz wieber an
0ver¬
den Nagel gehängt und sein altes, ihm
trautes Milieu aufgesucht, die Erotik; diesmal allerdings
ohne „süßes Mädel“. Es sind die Schauspiele „Paracelsus“,
„Die Gefährtin“ und „Der grüne Kakadu“**) Das letzte,
das merkwürdiger Weise sehr gerühmt wird, mag auf der Bühne,
gut gespielt, vielleicht sehr wirksam sein; im Lesen macht dieses
bizarre Hin und Her zwischen frivolem Scherz und blutigem
Ernst einen unerquicklichen, gekünstelten Eindruck; für den
poctischen, literarischen Werth eines Theaterstückes aber
entscheidet doch nur die unbeeinflußte, stille Lektüre, nicht das
Lampenlicht mit all seinen Effekten.
Die neuen Kheinbrücken bei Worms.
Von P. M. Grempe.
[Nachdruck verboten.]
Zwei gewaltige Brücken, die in der letzten Zeit in die
rebellischen Fluthen des Rheins eingebaut war sind im vorigen
Jahre vollendet worden: beide bei Wms; die eine
wurde bereits am 26. März 1900 feierlich öffnet, während
das zweite dieser Bauwerke, die mächtige Eisenbahnbrücke,
erst am 1. Dezember dem Verkehr übergeben werden konnte.
Es hat ziemlich langer Kämpfe bedurft, um all die
Hindernisse zu beseitigen und um die Geldmittel für diese
zwei gewal igen Kulturbauten herbeizuschaffen; denn obwohl
man bereits im Jahre 1876 eine Kommission zum Studium
der einschlägigen Fragen eingesetzt hatte, vermochte selbst das
groß Hochwasser des Rheins, durch welches zu Anfang des
Jahres 1883 beinahe die gesammte hessische Rheinniederung
unter Wasser gesetzt worden war, die schleunige Beseitigung der
allgemein anerkannten Uebelstände ncht zu zeit gen.
Erst im Mai 1896 wurde die Ausführung dr 750 Meter
Det Woniis
2
Tischtuch. Jotzt ein al
meter sieben Personen von je 160 Pfund Gewicht stehen
dürfen.
nicht der Einzige se
Tischtuch über die Br
Die Eisenkonstruktion der 600 Meter langen Fluthbrücke
wendig erscheint. Er
auf dem vom Hochwasser zu erreichenden Gebiete besteht aus
dessen bewußt. Kurz,
15 je 32,25 Meter, einem 38725 Meter und einem 34,875
liche“ Esser.
Meter langen under der Fahrbahn liegenden Parallelträger
Ja, wenn Manie
mit Netzwerk und Versteifungsvertikalen.
sich schwer erlernen Ii
Alle zu diesen Brückenbauten nothwendigen Eisenmateria¬
ernstlich in Angriff zu
lien wiegen die Kleinigkeit von 5250000 Kilo; davon ent¬
sich wundern, wie er
da mit Handhabung
fallen auf die drei großen Stromöffnungen etwa 2750000
Buben, der sich nicht
Kilo und auf die Ueberbrückung des Hochwassergebietes der
richtig anzufassen.
Rest von 2500000 Kilo Eisengewicht. Würde man aus diesem
oder beffer schreiben?
Eisenmaterial von 5250 Tonnen Gewicht eine massive Säule
steif vorkommen, daß
von 1 Quadratmeter Grundfläche anfertigen, so erhielt diese
soll. Indessen, wird
eine Höhe von 700 Metern; wollte man aber aus der Ge¬
geht, wie mit dem
sammtmasse der Eisenbahnbrücken=Anlage bei Worms eine
konnte, ehe er dem Un
kompakte Säule in Höhe des 306 Meter sich erhebenden Eiffel¬
reiten konnte, ehe der
er, nachdem er den #
Thurms herstellen, so würde biese eine Querschnittfläche von
Pferde sich angeeignet,
233 Quadra metern aufweisen. Diese Zahlen werden gewiß
und gemüthlicher oben
eine leichtfaßliche Vorstellung von der Größe der Eisenkon¬
Damit haben wir
struktion des gewaltigen neuen Bauwerks über den Rhein bei
erster Rethe die vielen
Worms ermöglichen.
lässige Haltung beim
Nachdem am 7. März 1898 die Gründungsarbeiten zu
viI auf eine gerade
den Strompfeilern der Eisenbahnbrücke ihren Anfang genommen
irgend einem anderen
gestalten wie in Deut
hatten, wurde im August des folgenden Jahres unter umfang¬
reicher Anwendung von elektrischen Hebevorr chtungen mit der sammen und bereiten
Montage der Eisentheile begonnen. Das Einbauen der drei 1 Unbequemlichkeit.
großen Brückenbogen war so eingerichtet worden, daß immer) Tisch sich von selbst e
Wer beim Essen
nur eine Oeffnung durch die Rüstungen verbaut wurde, daß nächst darauf, d
aber zwei Brückenöffnungen für die Zwecke der Schifffahrt# Tische entfernt steht;
verblieben. Die Montage des großen Mittelbogens ging in ] das in Deutschland so
den Monaten Juni bis September vorigen Jahres vor sich.
rechte Haltung des
rühren des Tisches u
Die Kosten dieser großartigen Ueberb ückung des Rhein¬
Diese — oder sei es
stromes betragen rund 3 Millionen Mark; davon entfallen
ganz und garnicht auf
auf die Gründungsarbeiten, die Ausführung der Mauer¬
Umständen ganz stram
theile 2c. etwa 1 250000 , während den Rest von 1750000
Gar vielfach wird
Mark die Eisenkonstruktion verschlang.
fehlt. Messer wie Ga
Mit der Herstellung der Straßenbrücke und der Ueber¬
icht einen höchst
brückung für den Eisenbahnverkehr bei Worms ist die Ver¬
Messer so kurz hält, d
bindung zwischen der linken und der rechten Userseite des
häufig mit dem kramp
doch der Griff zum A
Rheins in der längst erwünschten Weise bedeutend verbessert
und den Fhigern
worden. — Diese beiden Brücken selbst legen, genau wie die in
metern gelassen
allerletzter Zeit erst erbauten großen Rheinbrücken bei Bonn
des Essens auch
und bei Dusseldorf, Zeugniß ab von der großartigen Ent¬
dieselbe nicht
wicklung der deutschen Bruckenbaukunst; sie sind durchaus
da ist, um mit derselb
würdige Kulturthaten, die noch späteren Generationen zeigen
der Hervorhebung. W
wer en was unsere Zeit durch organisatorische Zusammen¬
keit — zumal wenn da
die Messerspitze mehre
fassung der Kopf= und Handarbeit Großes in bautechnischer
aufzuheben, als wenn
Hinsicht zu bieten vermochte.
fliegen müsse. Auch
Bei diesr Gelegenheit dürfte es überhaupt angebracht
bleiben — zumal wen
sein, darauf aufmerisam zu machen, daß die festen Brücken
Zum Salffaß gehört e
über den Rhein erst in den letzten Jahrzeynten erbaut worden
aus, wenn Jemand, un
sind. Der Bau von Esenbahnen brachte die Frage fester
dises, statt es auf
Rhein=Ueberbrückungen in Fluß, und so entstanden die Eisen¬
Hand nimmt, wemögl
bahnbrücken bei Kehl (1858 bis 1861 erbaut), Mannheim,
freier Hand zwischen
Mainz, Kob'enz, Köln und Düsseldorf Ueber feste Straßen¬
die einsache Verrichtun
brücken verfügten zuerst Mannheim (1867 erbaut) und Köln;
Ebenso peinliche
dag gen mußte sich die Bevölkerung der anderen Städte des
der Gabel zu Tage.
der Mitte an, so daß
Mittel= und Niederrheins mit Schiffsbrücken und Fahrzeugen
Zeigefinger emporragt.
behelfen, bis in der letztn Zeit die festen Straßenbrücken er¬
Gabel sollte so lang a
baut wurden. Nachdem von 1882 bis 1885 die Stadt Mainz
ebenso wie bei dem M
in
eine Ueberbrückung des Stromes erhalten hatte, folgten
wird, und die Höblung
den letzten Jahren die oben genannten anderen Städte.
nach unten gehalten m#
die sich sonst nicht
kehren derselben zulä
halten, zwar nicht so
Anstand bei Tisch.
um so anständiger, um
Auch kann man n#
(Nachdruck verboten.]
aus Essen und Trinken
— „Essen und Trinken sind die peinlichsten thierischen Verrichtungen,
Schlürfen. Natürlich
die der Menich ausübt, ohne sich der Oeffentlichkeit zu entzieben“,
Zahnstocher gebraucht
sagte mir einmal ein guter Bekannter, ein allerdings höchst über¬
dies geschieht.
reizter Mensch, der auch behauptete, daß er schon garnicht mehr an einer
an mancher Gastdo
Table d’hôte zu speisen sich.“gtraue, einmal weil ihm die Act und
ihre Speisen „in den Mund###en unerquscklichen
Weise, mit der manche Pier