S
des Leichtstns — aber fien A
und verdorrt. Davon also kein Wort mehr. Die beiden Lite¬
nn, gab es immer einen
geschlossenen Kreise der oberen Zehntausend hinaus — die
raten, die man als angebliche Schulhäupter in engen Kreisen
Pien residierte. Raimund,
Vorstadt mit ihren Grisetten existiert für ihn nicht, und der
neben Schnitzler zu nennen pflegt, Hermann Bahr und Hugo
Dramatiker schwieg, Niko¬
Lebemann zeigt nur die Seite, die er dem Salon zukehrt.
v. Hoffmannsthal, haben übrigens in der Tat manchen Zugmit
eutschen Literaturfürsten
Schnitzler zeichnet das Wiener Leben gerade an jenen
ihm gemein, nicht etwa aus irgend einem Programm oder
eutsch gesagt und gesun¬
Grenzgebieten, wo die sogenannte gute Gesellschaft sich mit
Prinzip heraus, sondern weil sie in derselben Sphäre aufge¬
#turen, aber alle mitsamt
den breiten Volksschichten berührt, wo Lebemänner und Lebe¬
wachsen sind. Sie nähern sich ihm von verschiedenen Seiten
nfeld, Anastasius Grün
jünglinge sich mit der Naivetät „vom Grund“ verbinden, um
her, Bahr von der der ironisch geistreichen Betrachtung des
hösterreichische, für den
einen Traum durchzukosten, oder der erklärten Leichtfertigkeit
Wiener Lebens, Hoffmannsthal von der der bizarren poetischen
heZüge. Damals, im Jahr
huldigen, um in der Ungebundenheit zu schwelgen. Die Komib
Träumerei, die die Lebemannsmüdigkeit auf hohe Töne
ge zweifelhaft. Ein Jahr
und Tragik dieser wilden Verhältnisse ist das Hauptgebiet
stimmt.
it seinem „Pfarrer von
seiner Beobachtung und seiner Mitempfindung. In die eine
Auf einen flüchtigen Blick hin könnte man fast meinen,
er abgeschmackte Ausdruck
wie in die andere dringt das Licht einer ironischen Resigna¬
die beiden repräsentierten die Elemente, aus denen Schnitzler
in der Bühne bespiegeln,
tion ein, die die Verwegenheit adelt, mit der das Natürliche
zusammengesetzt ist: die satirisch beobachtende und die traum¬
nur wirken, nicht gelten
ans Licht gerückt und selbst das Gemeine entschleiert wird:
haft symbolisierende Auffassung gesellschaftlichen Verfalls.
Souverän der deutsch¬
seine Toren des Genusses leiden am Leben, sie sind, wie er
Aber die Chemie versagt wie immer in solchen Fällen; aus
, der den Süden immer
seinen Anatol sich charakterisieren läßt, „leichtfertige Melan¬
Bahr und Hoffmannsthal zusammen macht man trotz alle¬
dem gemeinsamen Boden
choliker“, Prahler der Lebewelt, die Blasiertheit heucheln und
dem keinen Schnitzler. Bahr ist einer von jenen Publizisten
Ernennung. Aber An¬
sich immer wieder in Vorstellungen hineinschwärmen, denen
höherer Ordnung, die unsere französischen Nachbarn weit
ksamkeit waren nur noch
ihre eigene Natur oder die ihres vermeintlichen Ideals nicht
höher einzuschätzen wissen, als wir Deutschen. Er ist voll
er, ging er im November
Stand häli, oder Knaben voll Großmannssucht, die mit Aben¬
von Impulsen, Einfällen, rasch a#negalisierenden Auffassun¬
Grillparzer werden nicht
teuern spielen, in denen sie sich verstricken. Dieses zweite Leben
gen, ja sogar von origineller Bildkraft in der Wiedergabe
#uchen den Impuls des
der Großstadt, das sich dicht hinter den Kulissen der Gesell¬
charakteristischer Erscheinungen der Gegenwart, ein Meister
d werden, so radikal die
schaft ausbreitet und in seiner Leichtfertigkeit und Heuchelei
der literarischen Blitzphotographie, ein Dialektiker, der über¬
mmer zu Geistern empor¬
viele Existenzen vergiftet und vernichtet, ist das Hauptgebiet
raschende Vorgänge sehr fein zergliedert. Aber wenn er das
hergehen.
der Schnitzlerischen Dichtung; er führt die Konflikte dieser
Gesehene aus sich heraus fortspinnen und von Gnaden des
es in Wien nur Präten¬
Welt bald mit juvenalscher Satire an die Grenze einer trau¬
eigenen Temperaments beleben will, klappt es ihm leicht zu¬
Wenn ich mich aber
rigen Lächerlichkeit, in der der Mensch sich in die Selbstver¬
sammen; er braucht, scheint es, die Luft der Aktualität, um
ischen Thrones am näch¬
achtung ergibt, bald wiederum zu erschütternden Katastrophen,
es aufzublasen und in die Höhe zu bringen. Hoffmannsthal
hnitzler. Dabei liegt
in denen eine echte Natur durch die Lüge, der sie das beste
hat viel Kunst, aber wenn man ihn einen Künstler nennt,
knner, die neben ihm die
Teil ihres Wesens anvertraut hat, zu Grunde geht.
denkt man daran, daß sich das Wort auch von künsteln her¬
rtreten, zu verkennen.
Dabei kommt ein Element der Beobachtung und Bil¬
leiten läßt. überfein, mit allen Salben der Formkunst gerie¬
Empfindung heraus so
dung ins Spiel, das vielfach diesen Darstellungen einen her¬
ben, spielerisch geistig, grillparzerisch in der Tonart bis zur
ist auch in Deutschland
vorstechend eigentümlichen Zug gibt: die Vertrautheit mit
Meisterkopie, grüblerisch klug, bleibt er doch immer im Schat¬
roße Bauernpoet hat seine
physiologischen und phatologischen Zuständen, der ausgebil¬
tenhaften stecken, er gehört zu jenen Symbolisten, die nicht
Föderalist der Alpenlän¬
dete Sinn für die Verwandtschaft zwischen Leidenschaft und
die Welt heranrufen, sondern sie scheuchen, deren Sinnbild¬
n, aber er wurzelt in der
Krankheit. Die Richtung des Blickes für solche Erscheinungen
lichkeit die Wesen nicht verdichtet, sondern verdünnt und ver¬
dem man nicht nur den
war für Schnitzler von Hause aus bestimmt. Sohn eines
flüchtigt.
ichtung, sondern auch die
Professors der medizinischen Fakultät, eines angesehenen
Gewiß hat Schnitzler mit beiden Verwandtschaft; aber
ur verehrt, ist ein Mann
Laryngologen, wurde er selbst früh zum Arzt gebildet: er
er hat sein eigenes kräftiges Blut, das diese Mischung über¬
Man muß auf ihn hin¬
übte bereits die Praxis aus, als seine ersten dichterischen
windet, das etwas Elementares ist, er ist trotz aller Koketterie
en. Fast schien es eine
Werke an die Öffentlichkeit traten. Unter den dichtenden
und Träumerei ein Menschenbildner, einer, der aus sich her¬
ner Frau besetzt werden:
Arzten, deren von Justinus Kerner bis Leander=Volkmann
aus formt, was lebt und Leben erzeugt, darum nenne ich
Ebner=Eschenbach — die
eine lange Reihe in unserer Literatur zu verzeichnen ist, ist
ihn den hoffnungsvollsten von jenen, die etwa auf den erle¬
nung gelangt ist — eine
Schnitzler wohl derjenige, bei dem der Beruf am meisten auf
digten Thron der Wiener Literatur gelangen wollen. Oben
lossenheit und Ruhe, die
die Dichtung abgefärbt hat. Ich denke dabei nicht nur an all
ist er noch lange nicht. Es wäre Frivolität, ja Blasphemie,
feinen Erzählungen sind
die Krankheitsszenen, die in der Novelle „Sterben“, im Schau¬
ihn so ohneweiters an die Stelle setzen zu wollen, wo einst
iegenheit; aber zur leben¬
spiel „Vermächtnis“, in den Skizzen „Abschied“ und „Die
Grillparzer und Anzengruber thronten. Was bedeutet das
ie wohl niemals Anspruch
Toten schweigen“ und vollends in der feinen und tiefsinnigen
Um und Auf seiner ganzen dichterischen Welt gegen den,
schaft und der Mut, den
Spitalkomödie „Letzte Masken“ enthalten sind, sondern vor
zu blicken. Dann ist noch Geschichte, Sage und Gegenwart umspannenden Reichtum
allem an den Mut, mit dem Schnitzler einen eigentümlichen
der tiefen Natur Grillparzers, was alle Melancholie, mit der
,ein Österreicher, der als
tragischen Zusammenhang bloßlegt, eine besondere Seite der
er die Geschichte der süßen kleinen Mädchen behandelt, gegen
sein will, der eigenartige,
Lebenstragik, das Aneinanderstoßen und Ineinanderwirken
die großen Akzente, in denen Anzengruber Not, Elend und
die J. J. David. Er ist
des sinnlichen Genusses und der körperlichen Hinfälligkeit, die
Selbstbefreiung des Volkes verkündet. Nein, Schnitzler ist
r die Menge, mehr ein
Abhängigkeit des ausschweifenden und leidenden und ver¬
zunächst nur ein Bildner im kleinen, nur ein Werdender in
es Wort zu erinnern, ein
gehenden Menschen von denselben Nerven, die Himmel und
dem Versuch, in die Tiefen hinabzuleuchten, nur Menschen¬
hler von stimmungsvoller
Hölle für ihn bedeuten, die psychophysische Einheit im Begehren
naturschilderer von einseitigen Neigungen — aber es ist
tarker Akzente fähig, aber
und Verzweifeln, die Schnitzler bald in unheimlichen über¬
Natur in ihm, er ahnt und kündet, was in Menschen vorgeht,
und kein typischer Öster¬
gängen, bald in jähen Umstimmungen so ergreifend darzu¬
wenn auch in engen Kreisen, zumeist im Bereiche geschminkter
seiner Heimat, der mähri¬
stellen weiß, daß selbst das Verwegen=Sinnliche dadurch der
Physiognomien, er vernimmt den Herzschlag, wenn auch fast
halbbäuerlicher Abstam¬
Gemeinheit entrückt und in Lebenstragik gewandelt wird.
nur den matteren der Genußmenschen, er hat eine Ahnung von
das nationaldeutsche Ele¬
Selbstverständlich war auch dieser Boden schon bereitet. Ganz
geheimem Weh und den Mut, es teilnehmend nach außen zu
einen Literaturzuge emp¬
naiv zeigen schon die alten italienischen Novellisten diese
drängen, er ist noch kein souveräner Gestalter, aber er ist ein
wodurch er äußerlich hin¬
grauenhafte Kehrseite der Sinnlichkeit, und Nachklänge dieser
gestaltender Dichter — und darum mag er als Prätendent
enerische Element, hat auf
tiefen organischen Beziehungen findet man in einer Novelle
gelten, wenn von dem verwaisten Throne der österreichischen
strotzdem er sich dramatisch
von Kleist, in einer merkwürdigen Geschichte von Goethe und
Dichtung die Rede ist. Und selbst wenn er das nur bleiben
seine Stärke liegt in an¬
vereinzelt bei französischen Erzählern. Aber Schnitzler hat die
sollte, lohnt es, ihn schärfer ins Auge zu fassen — auch Prä¬
Durchbildung dieses Zusammenhanges zu seiner Spezialität
tendenten gehören mitunter der Geschichte an.
n Mann für sich und doch
gemacht: die Verwandtschaft von Taumel und Tod, vom
Schnitzler ist Wiener von Geburt und Temperament,
isicher und scharf beobach¬
Vergehen in erotischer Verzückung und pathologischer Ver¬
von Neigung und Gesichtskreis. Alles, was er sieht, ist in
und tief, und bei alledem
zweiflung schlägt fast überall bei ihm durch ...
Farbe und Licht seiner Vaterstadt getaucht, auch wenn er ab
egen, sondern auch aufzu¬
Schnitzler ist nicht allzu früh hervorgetreten; 1862 ge¬
und zu einmal seine Gestalten mit Kunst historisch drapiert,
l den Genannten Artur
boren, hatte er das dreißigste Lebensjahr überschritten, als
wie in der bizarren Skizze aus der französischen Revolutions¬
auf die Wiener selbst hin,
seine ersten größeren Arbeiten ans Licht kamen. Dennoch ge¬
zeit „Der grüne Kakadu“ oder in dem träumerischen Renais¬
gondern auf eine literarische
hört er zu den früh entwickelten Talenten; er zeigte sich als
sance=Schauspiel „Der Schleier der Beatrice". Das Kostüm
übungen in die Presse vor¬
nur einer der literarischen ist nur übermalung, Lasur, aus der die Grundfarbe her= ein „Fertiger“, geschlossen in der Form, begrenzt in der Welt
des Leichtstns — aber fien A
und verdorrt. Davon also kein Wort mehr. Die beiden Lite¬
nn, gab es immer einen
geschlossenen Kreise der oberen Zehntausend hinaus — die
raten, die man als angebliche Schulhäupter in engen Kreisen
Pien residierte. Raimund,
Vorstadt mit ihren Grisetten existiert für ihn nicht, und der
neben Schnitzler zu nennen pflegt, Hermann Bahr und Hugo
Dramatiker schwieg, Niko¬
Lebemann zeigt nur die Seite, die er dem Salon zukehrt.
v. Hoffmannsthal, haben übrigens in der Tat manchen Zugmit
eutschen Literaturfürsten
Schnitzler zeichnet das Wiener Leben gerade an jenen
ihm gemein, nicht etwa aus irgend einem Programm oder
eutsch gesagt und gesun¬
Grenzgebieten, wo die sogenannte gute Gesellschaft sich mit
Prinzip heraus, sondern weil sie in derselben Sphäre aufge¬
#turen, aber alle mitsamt
den breiten Volksschichten berührt, wo Lebemänner und Lebe¬
wachsen sind. Sie nähern sich ihm von verschiedenen Seiten
nfeld, Anastasius Grün
jünglinge sich mit der Naivetät „vom Grund“ verbinden, um
her, Bahr von der der ironisch geistreichen Betrachtung des
hösterreichische, für den
einen Traum durchzukosten, oder der erklärten Leichtfertigkeit
Wiener Lebens, Hoffmannsthal von der der bizarren poetischen
heZüge. Damals, im Jahr
huldigen, um in der Ungebundenheit zu schwelgen. Die Komib
Träumerei, die die Lebemannsmüdigkeit auf hohe Töne
ge zweifelhaft. Ein Jahr
und Tragik dieser wilden Verhältnisse ist das Hauptgebiet
stimmt.
it seinem „Pfarrer von
seiner Beobachtung und seiner Mitempfindung. In die eine
Auf einen flüchtigen Blick hin könnte man fast meinen,
er abgeschmackte Ausdruck
wie in die andere dringt das Licht einer ironischen Resigna¬
die beiden repräsentierten die Elemente, aus denen Schnitzler
in der Bühne bespiegeln,
tion ein, die die Verwegenheit adelt, mit der das Natürliche
zusammengesetzt ist: die satirisch beobachtende und die traum¬
nur wirken, nicht gelten
ans Licht gerückt und selbst das Gemeine entschleiert wird:
haft symbolisierende Auffassung gesellschaftlichen Verfalls.
Souverän der deutsch¬
seine Toren des Genusses leiden am Leben, sie sind, wie er
Aber die Chemie versagt wie immer in solchen Fällen; aus
, der den Süden immer
seinen Anatol sich charakterisieren läßt, „leichtfertige Melan¬
Bahr und Hoffmannsthal zusammen macht man trotz alle¬
dem gemeinsamen Boden
choliker“, Prahler der Lebewelt, die Blasiertheit heucheln und
dem keinen Schnitzler. Bahr ist einer von jenen Publizisten
Ernennung. Aber An¬
sich immer wieder in Vorstellungen hineinschwärmen, denen
höherer Ordnung, die unsere französischen Nachbarn weit
ksamkeit waren nur noch
ihre eigene Natur oder die ihres vermeintlichen Ideals nicht
höher einzuschätzen wissen, als wir Deutschen. Er ist voll
er, ging er im November
Stand häli, oder Knaben voll Großmannssucht, die mit Aben¬
von Impulsen, Einfällen, rasch a#negalisierenden Auffassun¬
Grillparzer werden nicht
teuern spielen, in denen sie sich verstricken. Dieses zweite Leben
gen, ja sogar von origineller Bildkraft in der Wiedergabe
#uchen den Impuls des
der Großstadt, das sich dicht hinter den Kulissen der Gesell¬
charakteristischer Erscheinungen der Gegenwart, ein Meister
d werden, so radikal die
schaft ausbreitet und in seiner Leichtfertigkeit und Heuchelei
der literarischen Blitzphotographie, ein Dialektiker, der über¬
mmer zu Geistern empor¬
viele Existenzen vergiftet und vernichtet, ist das Hauptgebiet
raschende Vorgänge sehr fein zergliedert. Aber wenn er das
hergehen.
der Schnitzlerischen Dichtung; er führt die Konflikte dieser
Gesehene aus sich heraus fortspinnen und von Gnaden des
es in Wien nur Präten¬
Welt bald mit juvenalscher Satire an die Grenze einer trau¬
eigenen Temperaments beleben will, klappt es ihm leicht zu¬
Wenn ich mich aber
rigen Lächerlichkeit, in der der Mensch sich in die Selbstver¬
sammen; er braucht, scheint es, die Luft der Aktualität, um
ischen Thrones am näch¬
achtung ergibt, bald wiederum zu erschütternden Katastrophen,
es aufzublasen und in die Höhe zu bringen. Hoffmannsthal
hnitzler. Dabei liegt
in denen eine echte Natur durch die Lüge, der sie das beste
hat viel Kunst, aber wenn man ihn einen Künstler nennt,
knner, die neben ihm die
Teil ihres Wesens anvertraut hat, zu Grunde geht.
denkt man daran, daß sich das Wort auch von künsteln her¬
rtreten, zu verkennen.
Dabei kommt ein Element der Beobachtung und Bil¬
leiten läßt. überfein, mit allen Salben der Formkunst gerie¬
Empfindung heraus so
dung ins Spiel, das vielfach diesen Darstellungen einen her¬
ben, spielerisch geistig, grillparzerisch in der Tonart bis zur
ist auch in Deutschland
vorstechend eigentümlichen Zug gibt: die Vertrautheit mit
Meisterkopie, grüblerisch klug, bleibt er doch immer im Schat¬
roße Bauernpoet hat seine
physiologischen und phatologischen Zuständen, der ausgebil¬
tenhaften stecken, er gehört zu jenen Symbolisten, die nicht
Föderalist der Alpenlän¬
dete Sinn für die Verwandtschaft zwischen Leidenschaft und
die Welt heranrufen, sondern sie scheuchen, deren Sinnbild¬
n, aber er wurzelt in der
Krankheit. Die Richtung des Blickes für solche Erscheinungen
lichkeit die Wesen nicht verdichtet, sondern verdünnt und ver¬
dem man nicht nur den
war für Schnitzler von Hause aus bestimmt. Sohn eines
flüchtigt.
ichtung, sondern auch die
Professors der medizinischen Fakultät, eines angesehenen
Gewiß hat Schnitzler mit beiden Verwandtschaft; aber
ur verehrt, ist ein Mann
Laryngologen, wurde er selbst früh zum Arzt gebildet: er
er hat sein eigenes kräftiges Blut, das diese Mischung über¬
Man muß auf ihn hin¬
übte bereits die Praxis aus, als seine ersten dichterischen
windet, das etwas Elementares ist, er ist trotz aller Koketterie
en. Fast schien es eine
Werke an die Öffentlichkeit traten. Unter den dichtenden
und Träumerei ein Menschenbildner, einer, der aus sich her¬
ner Frau besetzt werden:
Arzten, deren von Justinus Kerner bis Leander=Volkmann
aus formt, was lebt und Leben erzeugt, darum nenne ich
Ebner=Eschenbach — die
eine lange Reihe in unserer Literatur zu verzeichnen ist, ist
ihn den hoffnungsvollsten von jenen, die etwa auf den erle¬
nung gelangt ist — eine
Schnitzler wohl derjenige, bei dem der Beruf am meisten auf
digten Thron der Wiener Literatur gelangen wollen. Oben
lossenheit und Ruhe, die
die Dichtung abgefärbt hat. Ich denke dabei nicht nur an all
ist er noch lange nicht. Es wäre Frivolität, ja Blasphemie,
feinen Erzählungen sind
die Krankheitsszenen, die in der Novelle „Sterben“, im Schau¬
ihn so ohneweiters an die Stelle setzen zu wollen, wo einst
iegenheit; aber zur leben¬
spiel „Vermächtnis“, in den Skizzen „Abschied“ und „Die
Grillparzer und Anzengruber thronten. Was bedeutet das
ie wohl niemals Anspruch
Toten schweigen“ und vollends in der feinen und tiefsinnigen
Um und Auf seiner ganzen dichterischen Welt gegen den,
schaft und der Mut, den
Spitalkomödie „Letzte Masken“ enthalten sind, sondern vor
zu blicken. Dann ist noch Geschichte, Sage und Gegenwart umspannenden Reichtum
allem an den Mut, mit dem Schnitzler einen eigentümlichen
der tiefen Natur Grillparzers, was alle Melancholie, mit der
,ein Österreicher, der als
tragischen Zusammenhang bloßlegt, eine besondere Seite der
er die Geschichte der süßen kleinen Mädchen behandelt, gegen
sein will, der eigenartige,
Lebenstragik, das Aneinanderstoßen und Ineinanderwirken
die großen Akzente, in denen Anzengruber Not, Elend und
die J. J. David. Er ist
des sinnlichen Genusses und der körperlichen Hinfälligkeit, die
Selbstbefreiung des Volkes verkündet. Nein, Schnitzler ist
r die Menge, mehr ein
Abhängigkeit des ausschweifenden und leidenden und ver¬
zunächst nur ein Bildner im kleinen, nur ein Werdender in
es Wort zu erinnern, ein
gehenden Menschen von denselben Nerven, die Himmel und
dem Versuch, in die Tiefen hinabzuleuchten, nur Menschen¬
hler von stimmungsvoller
Hölle für ihn bedeuten, die psychophysische Einheit im Begehren
naturschilderer von einseitigen Neigungen — aber es ist
tarker Akzente fähig, aber
und Verzweifeln, die Schnitzler bald in unheimlichen über¬
Natur in ihm, er ahnt und kündet, was in Menschen vorgeht,
und kein typischer Öster¬
gängen, bald in jähen Umstimmungen so ergreifend darzu¬
wenn auch in engen Kreisen, zumeist im Bereiche geschminkter
seiner Heimat, der mähri¬
stellen weiß, daß selbst das Verwegen=Sinnliche dadurch der
Physiognomien, er vernimmt den Herzschlag, wenn auch fast
halbbäuerlicher Abstam¬
Gemeinheit entrückt und in Lebenstragik gewandelt wird.
nur den matteren der Genußmenschen, er hat eine Ahnung von
das nationaldeutsche Ele¬
Selbstverständlich war auch dieser Boden schon bereitet. Ganz
geheimem Weh und den Mut, es teilnehmend nach außen zu
einen Literaturzuge emp¬
naiv zeigen schon die alten italienischen Novellisten diese
drängen, er ist noch kein souveräner Gestalter, aber er ist ein
wodurch er äußerlich hin¬
grauenhafte Kehrseite der Sinnlichkeit, und Nachklänge dieser
gestaltender Dichter — und darum mag er als Prätendent
enerische Element, hat auf
tiefen organischen Beziehungen findet man in einer Novelle
gelten, wenn von dem verwaisten Throne der österreichischen
strotzdem er sich dramatisch
von Kleist, in einer merkwürdigen Geschichte von Goethe und
Dichtung die Rede ist. Und selbst wenn er das nur bleiben
seine Stärke liegt in an¬
vereinzelt bei französischen Erzählern. Aber Schnitzler hat die
sollte, lohnt es, ihn schärfer ins Auge zu fassen — auch Prä¬
Durchbildung dieses Zusammenhanges zu seiner Spezialität
tendenten gehören mitunter der Geschichte an.
n Mann für sich und doch
gemacht: die Verwandtschaft von Taumel und Tod, vom
Schnitzler ist Wiener von Geburt und Temperament,
isicher und scharf beobach¬
Vergehen in erotischer Verzückung und pathologischer Ver¬
von Neigung und Gesichtskreis. Alles, was er sieht, ist in
und tief, und bei alledem
zweiflung schlägt fast überall bei ihm durch ...
Farbe und Licht seiner Vaterstadt getaucht, auch wenn er ab
egen, sondern auch aufzu¬
Schnitzler ist nicht allzu früh hervorgetreten; 1862 ge¬
und zu einmal seine Gestalten mit Kunst historisch drapiert,
l den Genannten Artur
boren, hatte er das dreißigste Lebensjahr überschritten, als
wie in der bizarren Skizze aus der französischen Revolutions¬
auf die Wiener selbst hin,
seine ersten größeren Arbeiten ans Licht kamen. Dennoch ge¬
zeit „Der grüne Kakadu“ oder in dem träumerischen Renais¬
gondern auf eine literarische
hört er zu den früh entwickelten Talenten; er zeigte sich als
sance=Schauspiel „Der Schleier der Beatrice". Das Kostüm
übungen in die Presse vor¬
nur einer der literarischen ist nur übermalung, Lasur, aus der die Grundfarbe her= ein „Fertiger“, geschlossen in der Form, begrenzt in der Welt