VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1903–1906, Seite 18

box 37/3
2. Cuttings
Dabei bleiben wir: entweder die Tschechen bre= die Tschechen nuhr e
.. K. Wienel Tschechen,
Standpunkt akzeptieren, wollen wir mit ihnen
schen mit dem Antisemitismus in allen Schat¬
ndlungen zwischen Dr. Dyk
entstehen der Episodenkranz „Anatol“ — das Wiener Skizzen, welche „Anatol“ bilden? Mit welch ruhiger
Stück „Liebelei“ — das erste; welches in Wahrheit das Eleganz und sicherer Hand setzt unser Dichter in diesen
eton.
Epitheton verdient — die Schauspiele „Freiwild“ und losen Szenen die Charaktere fest und entwickelt daraus ein
##
— das einzig echte
dramologisches Ganzes. „Liebelei“
1„Das Vermächtnis“ — die Novellenreihe „Die Frau des
führt uns die Licht= und Schattenseiten
„Wiener Stück“
Weisen“ der Wiener Roman „Vertha Garlan“ — die
chnitzler.
des Wiener Junggesellenlebens in intimster Weise vor. In
dramatischen Werke „Der Schleier der Veatrice“ —
* „Der grüne Kakadu“ — die von geist=diesen beiden Werken begann auch Schnitzler den Begriff
„Paracelsius“
„jüngsten Deutschland“ in
reichem Humor und sarkastischem Witz erfüllte Novelle des „Süßen Mädels“ — eine spezifisch wienerische Indi¬
des vorigen Jahrhunderts
„Leutnant Gustl“ und schließlich der jüngste Einakter= vidualität — zu schaffen und zu verwerten.
eraturleben neue Wege zu
Als Dramatiker nimmt Arthur Schnitzler eine her¬
zyklus „Lebendige Stunden“.
id zu weisen. Von französi¬
Das echte Wienertum, das in Johann Strauß' und vorragende Stellung ein. „Freiwild“, „Das Vermächt¬
an denke an Paul Verlaine,
nis", „Liebelei", „Lebendige Stunden“ brachten ihm im
Franz Schuberts Tondichtungen, in Schwinds und Wald¬
u. v. a. — entwickelte sich
In= und Auslande glänzende Bühnenerfolge und reihten
müllers Bildwerken den tiefsten, edelsten Ausdruck fand
s Schlaf, Arno Holz, Ger¬
ihn unter die maßgebenden dramatischen Talente Deutsch¬
und die als ewige Marksteine lebendig bleiben werden,
least Hermann Bahr Wiens
n Pocten und Schriftsteller dieses still=innige, gemütvoll=treue Wienerische, bildet auch lands. Selbst die heftigsten Gegner aller „Moderne“
müssen dies ohne Einschränkung zugeben.
einden, leider zu oft miß= in Schnitzlers Werken den stimmunggebenden, reizverlei¬
Die tiefe Erkenntnis für Seelenprobleme, sein schar¬
ner“ beilegten. Als Epi=henden Hintergrund. „In Schnitzler ist das Wienerische
fer Blick für psychische Zustände und Aeußerungen, sein
ernfeld, Anzengruber, Rai=nicht bloß ein subjektives Element, nicht bloß im Ton und
glänzender, meisterhafter Stil verliehen Schnitzler auch
Sinne einer spezifisch öster= im Duft seines Schaffens, sondern es ist auch ein objektives
unbestrittene Hoheitsrechte auf novellistischem Gebiete.
nst aufrichtigst zu begrüßen. sals der Gegenstand und das bestäuinge Thema seiner
„Die Frau des Weisen“. „Bertha Garlan“ und
idene Zahl dürfte dies im Werke; wienerisches Schiasal — das ist ein Schicksal, das
„Leutnant Gustl“ entfachen in jedem literarisch denkenden
Europäertums zu erreichen an den Rand des Lebens gedrängt ist und dort seine schwer¬
und fühlenden Leser helle Begeisterung. Wie Schnitzler
mütigen Freuden findet“, so kennzeichnet ein Biograph
esten Jung=Wienern können
es versteht, Stimmungen zu lokalisieren, weiß jeder, der
Alfred Karr, der Nachfolger Paul
Schnitzler. —
Hugo von Hofmannsthal
die Novellen „Blumen“, „Der Ehrentag“, „Die Toten
Schlenthers im Redaktionssitze der „Vossischen Zeitung“.
werden. Hofmannsthals
gewiß ein bedeutender Literaturhistoriker“ hat das Wesen schweigen“ gelesen. Aber jeder wird auch das Bedürfnis
lle Lyrik, Schnitzlers vollen¬
empfunden haben, diese feinsinnigen Skizzen immer wieder
Schnitzlers wohl am liebevollsten erfaßt. Er sagt einmal
natisches Talent und Bahrs
und mit freudiger Andacht zu lesen Hermann Bahr er¬
über ihn: „Alles flutet durcheinander: Innigkeit und
heistreiche essayistische Kritik
zählt einmal in einem Feuilleton, daß Schnitzlers Stil am
Eleganz, Weichheit und Ironie, Welstädtisches und Ab¬
der modernen deutschen Lite¬
besten durch ein Wort eines französischen Essayisten charak¬
seitiges, Lyrik und Feuilletonismus, Lebensraffinement
terisiert werden kann, nämlich als „creer un poncif“.
unggeselle unter den Wiener und volksmäßige Schlichtheit, Oesterreichertum und Halb¬
Wie viele junge Schriftsteller vermögen trotz sogenannter
Speidel gelegentlich nannte, französisches, Schmerz und Spiel, Lächeln und Sterben.
Individualität von exklusiv Ein junger Meister, ein glücklicher Götterfreund, ordnet Eigenart Schnitzlers Einfluß in ihren Werken nicht zu
En erstes Auftreten beginnt er mit weicher, leiser, spielend vollbringender Hand die verwinden! Aus jedem Satze fühlt man fast den beleben¬
den Hauch Schnitzler'scher Muse entgegenwehen!
— ein Gedichtwerk von Bestandteile.“
gen“
Arthur Schnitzler ist ebenso wie Georg Hirschfeld —
Wer kennt nicht die fein= und echtempfundenen
in rascher Aufeinanderfolge