VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1903–1906, Seite 19

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2. Cuttings
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#annen. Abgesehen davon, daß Blatt“ sind, nicht eintreten können, erscheint uns klar,
Es sollen die Freund
#. Huben zur Wehrkraft des Staates einen unverhältnis=sebenso, daß die Herren Deutschnationalen erst an dem
Herz eingehen und erkenne
der schon des öfteren an dieser Stelle eingehende Würdi¬
hochgehalten, und insbesondere sind es die Grabstätten und die in
Schon viele Tage vor dem
gung fand — Jude. Während aber der Berliner Dichter
der Nähe derselben oder unmitztelbar über denselben Synagogen
auf den Weg gemacht, um
und Lehrhäuser, welche die Zielpunkte der frommen Wanderungen
seine besten Werke auf Zucht und Sitte im jüdischen Hause
Miren einzutreffen. Da ko##
und großen Wallfahrten bilden. In Palästina wo sich an jeden
selbst Schwache und Kranke
aufbaut und sie aus Verhältnissen jüdischen Ursprungs
Fußbreit Bodens die heiligsten Erinnerungen knüpfen, gibt es
Tiberias und aus den fernst
herauswachsen läßt, zeigt unser Dichter sein Mitempfinden
außerhalb der ewigen Stadt Jerusalem gar viele, viele Orte, die als
Leute aus der ganzen eurc
Stätten großer Erinnerungen eine nicht geringere Verehrung wie
für seine in jedem Stande unterdrückten Brüder in scharfen,
Buchara, der Tartarei, den
die heilige Stadt selbst genießen. Von solchen Orten seien nur
Arabien, Egypten, Indien
spitzigen Reflexionen über die antisemitelnden und anti¬
Hebron, Safed (Zephat) und Tiberias erwähnt, welche jahraus
Familienangehörigen, alle f
semitischen Allüren der militärischen und aristokratischen
jahrein nicht nur von den in Palastina einheimischen Juden sehr oft
in Miron mitzufeiern. Un
Kreise. Sein „Leutnant Gustl“— der ihm, wie bekannt, die
besucht werden, sondern es wandern Bekenner aller anderen Re¬
auch Mohammedaner und sei
ligionen von weitester Ferne in ganzen Scharen dahin, um die
Degradation brachte — und „Graf Cleo“ im Lustspiele
Besonders wird der
Grabstätten heiliger Männer, die Lehr= und Bethäuser, wo sie ge¬
von den Arabern hoch vereh
„Literatur“ lassen durch verhöhnende Bemerkungen ihren
wirkt, wenigstens einmal im Leben aufzusehen. Die Zahl der
heiligen anrufen. Oft ersch
Antisemitismus erkennen und zeigen den Typhus des in
frommen Pilaer erreicht aber die größte Höhe an Tagen, an
staatliche Würdenträger, um
ihren sozialen Sphären üblichen Denkens und Handelns.
welchen zu Ehren eines berühmten Heiligen die Hillula, das ist
kam mit seinem Ehrengefolg
das wahre Huldigungsfest, stattfindet. Ein solcher Tag wird zu
Schnitzler verleugnet sein Judentum keineswegs, wenn¬
fast alljährlich ein. Kaum s#
einem wahren Volksfeste, bei welchem es gar laut und lustig zu¬
herbeigeströmte Menge. G
gleich das Empfinden seiner dichterischen Seele einem an¬
geht, und der sonst schweigsame Orientale tritt da so recht aus sich
welche die Triebfeder dieser
deren Ideale: dem Wienerischen, in seiner schönsten Blüte
selbst heraus.
Orientalen überhaupt so selt
geweiht ist.
Nun gibt es verschiedene Hillulas, welche für gar viele be¬
benslust und zwanglosen #
Krems=Alannthal, Ende Juli 1902.
Huldigungsfeste zu Miron in
rühmte Männer veranstaltet werden; keine erreicht aber an Gro߬
frühen Nachmittag des 17. J
artigkeit der Entfaltung und an allgemeiner Betätigung des Volkes
Max Hernfeld.
Fremden, die alle dem auf
im festlichen Jubel diejenige, welche alljährlich am 18. Jjar, das
Synagogengebäude zuströmen
ist am dreiunddreißigsten Omertage, zu Ehren des Rabbi Simeon
ben Jochai, des angenommenen Verfassers des „Sohar“, abge¬
ins Innere zu gelangen, da
halten und unter dem Namen „Hillula di Rabbi Simeon ben
doch wenigstens außerhalb der
Die Hillr'a=Feste in Palästina.
Jochai“ sowohl in ganz Palästina als auch in der übrigen Diaspora
Hofe die Nacht zuzubringen.
Nur wenigen Lesern dürfte es bekannt sein, daß im heiligen
bekannt ist. Der dreiunddreißigste Omertag ist nämlich derjenige
Räume, in welchen Tag und
Lande alljährlich gewisse Feste gefeiert werden, die, ganz außerhalb
Tag, an welchem, der Tradition zufolge, Rabbi Simeon ben Jochai,
oder erst angekommenen Pilg
des religiösen Jahreszyklus, sich zu allgemein gebräuchlichen und
werden.
der Begründer der Kabbalah und Mystik, dem das Buch Sohar zu¬
spezifisch jüdischen Volksfesten herausgebildet haben. Es sind dies
geschrieben wird, zum letztenmale seine Jünger um sich versammelt
In der Synagoge selb
dir Hillula=Feste, welche, seit vielen Jahrhunderten in Palästina
hat, um ihnen noch wichtige Aufschlüsse und Nachtragserklärungen,
schon an diesem Tage ein un
bestehend, Gelehrten und Kennern der jüdischen Geschichte schon
die sogenannten Schlüssel zum Werke Sohar zu geben und — dann
und Gehenden, welches bis zum
längst bekannt geworden und worüber wir für minder eingeweihte
verschied er. Ungefähr zwei Wegstunden von Zephat entfernt, in
mit gespannter Ungeduld erwa
Leser das Wesentliche hier mitteilen wollen. Das Wort „Hillula“
dem kleinen Dorfe Miron, liegt die ganz unzweifelhafte Grabstätte
kann. Eingeleitet wird nun
ist die aramäische Form des hebräischen Wortes „Hallel“ und be¬
des heiligen Mannes, wie dies auch aus Midrasch Kohelet und fer¬
des Festes, das ist nämlich
deutet daher, wie dieses, Lob und Huldigung. Ein Hillula wird
ner aus dem Traktat Babamezia des babylonischen Talmud mit
eines großen Freudenfeuers.
veranstaltet in Erinnerung und zur Ehrung ausgezeichneter
Unzweidentigkeit sich kombinieren läßt. Ueber der Grabstätte wölbt
der Synagoge, woselbst sich
Männer, welche durch besondere Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und
sich die altersgraue Synagoge und däs Beth=Hamidrasch, beide von
schüsselförmige Vertiefung bei
Weltabgeschiedenheit einen berühmten Namen in der Geschichte des
hohen, düstern Mauern umgeben. In der Synagoge wird Tag und
Reste von Leinen=, Baumwol
jüdischen Volkes genießen und wegen ihres ganzen Erdenwallens
Nacht gelernt und gebetet. Ueber dem eigentlichen Grabgewölbe
die alle sehr reichlich mit Oel
und =Wirkens wie Heilige verehrt werden. Die Stätten, wo solche des heiligen Mannes brennen unzählige Oelkampen oder Wachs¬
vorbereitet liegen, um als B
Männer gelebt, gewirkt oder geduldet haben, werden vom Volkel kerzen, welche die Besucher als Weihegaben mitgebracht haben. bei völlig eingetretener Nacht