VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1903–1906, Seite 47

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2. Cuttings



wirtschaftlichen Dienstbotenn
und Invaliditätsversicherung
wirklich Malheur; muß er gerade den „Wiener Herrn Salkind zufolge, der das Sammelsurium von
Arbeiter und die Prämiierun
Schnitzler durch zwei Kunstlebensformen charakterisieren
Mord und Laster eine Schicksalstragödie" nennt, „leb¬
längerer Dienstzeit;
Dr. Stumpf, Schraff
die für Wien fast nicht existiert haben, in denen sich
haft an ein Shakespearesches Stück“ Schnitzler verfährt
bahnverbindung von Salzbur
Wien gar nicht, am wenigsten aber in persönlicher Weise
darin, „wie es vielfach Shakespeares Gewohnheit war“.
St. Johann in Tirol und v#
geäußert hat Vermutlich meint Herr Salkind die Barocke.
Nun, wenn der Herr Salkind keine Ahnung von
Dr. Mayr, betreffend
in der Wien ein Jahrhundert nahezu ausschließlich gelebt
Renaissance und Rokoko hat, so darf man sich nicht
Kapitalsbeschaffung für die L
Fink, betreffend die Ab
hat. Nun denke man sich das jüdische Lebejüngel Anatol
wundern, wenn er nicht weiß, was eine Schicksalstragödie
Dr. Schocpfer, Sch
und die aristokratische Grandezza der Barocke! Er hat
und was Shakespeares Gewohnheit ist.
Enneberger Konkurrenzstraße
auch Pech mit seinen Vergleichen, der Herr Salkind.
Aber das lustigste ist, daß Herr Salkind auch nicht
sowie der Kampolongostraße
Aber vernehmen wir weiter die glorifikanten Lobes¬
einmal weiß, was Herrn Schnitzlers „Gewohnheit“ ist.
Schraffl, #treffend d
Gendarmerie;
hymnen des gelehrten Herrn Salkind: Christine, das
Er versteht nämlich seinen vielgepriesenen Autor gar
Siegele, Niedrist,
„süße Mädel“ in Schnitzlers „Liebelei“ ist eine der
nicht und versagt an den entscheidenden Stellen. So
nahmen zur Förderung der
greinsten und schönsten Gestalten“; sie befindet sich in
weiß er nicht, daß das katastrophale Moment im „Frei¬
produktion und zur Hebung
voller Uebereinstimmung mit
— Gretchen im „Faust“.
wild“ darin besteht, daß Karinski Ränning zum Duell
Dr. Ritter v. Wittek,
des Lokalbriefportos und der
Das ist jedoch nicht genug, nicht bloß Goethe hat
zwingen muß, wenn er selbst nicht ruiniert sein will.
Er ahnt auch nichts von der Bedeutung der Figur der das Haus wolle beschließen:
Schnitzler vorgefühlt, nein, Ibsen ist von Schnitzler in
Verordnung des Handelsmi
seinem „John Gabriel Borkman“ und „Wenn wir
Irene Herms im „Einsamen Weg“; er weiß nicht, daß bezüglich der Erhöhung des
Toten erwachen“ beeinflußt worden: „Da diese beiden
Schnitzler hier das Mittel der tragischen Ironie ge¬abonnementsgebühren zurückz
Stücke Ibsens nach der „Liebelei“ erschienen, stehen wir
braucht, indem Fichtner sieht, wo und wie er sich das die hiedurch eingeführte Ve
Glück verscherzt hat, das er jetzt auf seinem „einsamen Abonnementsgebühren behobe
vor der bemerkenswerten Tatsache, daß vielleicht auch
die Zuweisung dieses Antrag
einmal umgekehrt Ibsen durch Schnitzler beeinflußt
Weg“ vergebens sucht. Endlich versteht Herr Salkind,
Schoiswohl und Gen
wurde!“ Herr Salkind sagt es und so muß es denn
der Schnitzler=Kommentator par excellence, nicht den
Minimalprovisionsmaßes im
auch wahr sein, daß der große nordische Denker, der
Sinn des Einakters Die letzten Masken“. Nur die Er=jährlich;
Schoiswohl, Pautz,
sich um die Außenwelt nicht kümmerte, an seinem Lebens¬
kenntnis von der Hohlheit und Erbärmlichkeit Weihgasts
die Verhinderung der Aufkä
abend bei dem Wiener jüdischen Feuilletonisten in die
ist es, die Rademacher bestimmt, sein Geheimnis voll
zu Spekulationszwecken und
Lehre gegangen ist. Auch der selige Schiller wird
Verachtung mit ins Grab zu nehmen.
Jedek, betreffend die
mobilisiert, weil in „Kabale und Liebe“ — auch ein
Genug. Wir haben uns schon zuviel mit Schnitzler
der Fluren;
Chiari, Peschka, G
alter Musikant der Vater der Sentimentalen ist.
und Salkind beschäftigt. „Ein überflüssiges Buch“ lautete
§ 5, 7 und 8 A der Geschäft
Goethe muß noch ein anderes Mal Zeugnis ablegen
ja der Titel unseres Themas. Wenn nun schon das
Aenderung hätte § 5
für Schnitzler. Denn über „Freiwild“ prägt Herr
meiste von dem, was Herr Schnitzler schrieb, überflüssig ist,
Mitte einen Präsidenten und
Salkind den lapidaren Satz: „Trotzdem ist dieser
daher das Buch des Herrn Salkind noch viel überflüssiger,
7 hätte zu lauten: „Nach
Karinski uns nicht durchaus unsympathisch, er ist unge¬
der Präsident it den Vizepr
wie überflüssig muß dann erst die Besprechung dieses
fähr dasselbe wie in Goethes „Egmont“ die Gestalt des
Buches sein. Man denkt an Meggendorfers Bild von Vizepräsidenten für den Fa
des Präsidenten sämtliche O
Herzogs von Alba.“ Herrlich! Der eherne Toledauer,
dem Maler Klecksel, der einen Maler malt, wie er einen
übernehmen und ordnet den
ein Fürst und Staatsmann gewaltiger Art, und der ver¬
Maler malt. Zur Entschuldigung dieses Aufsatzes möge
lauten: „Das Haus wählt au
schuldete, verbummelte Oberleutnant Schnitzlerscher Mache!
führer...“);
dienen, daß ja diese Ueberflüssigkeit darin erst ausdrück¬
Dr. Lueger, betreffend
Selbstverständlich fehlt unter den subalternen Vor¬
lich festgestellt und nachgewiesen werden sollte. Aus diesem
Ausschusses zur Vorbereitung
läufern Schnitzlers auch Shakespeare nicht. „Der Schleier
Grunde verzeihe man der langen Rede kurzen Sinn. Erinnerung des sechzigjährig
der Veatrice", diese alberne „Raubersg'schicht“, erinnert!
L. Josef I.;

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