VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1903–1906, Seite 48

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2. Cuttings
(Uuelienangabe ohne
asschnitt aus:
25.406 10
E vom:
nibürger Fremdenolatt
Arthur Schnitzler. Eine kritische Studie
agenösten Werke von
Alexander Salkind. Modernes Ver¬
lagsbureau von Curt Wigand,
Berlin=Leipzig.
Am Schluß seines Vorworts beklagt
sich
Salkind darüber, daß Schnitzlers dramatische
Werke in Wien, in der Geburtsstadt des Dichters,
so selten zur Aufführung gelangen. Mir scheint
dieser Vorwurf nicht ganz berechtigt angesichts der
Erkenntnis, daß Schnitzlers Wesensart eigent¬
sich den harten Realitäten, wie sie die Bühne
fordert, widerstrebt. Er kommt auch als Dra¬
matiker selten aus seiner Haut heraus aus der s.
weichen Sentimentalität und Elegie, die so gern
u nichts zerfließt und oft nur spielerisch den
Gedanken nachhängt, anstatt sie fest zu packen!
und zu formen. Gerade seine Formlosigkeit,
wohlgemerkt nur das Negieren der dramatischen
Gesetze, bringt Schnitzler (mit Ausnahme etwa
der „Liebelei“) zumeist um seine besten Wirkun¬
gen auf der Bühne, während sie andererseits
dem Novellisten mehr nützt als schadet. Dazu
tritt verstärkend des Dichters Zwienatur: sein
Schwanken zwischen zartester Lyrik und harter
Wirklichkeit, jene mit Frivolität und satirischer
sie
Weltanschauung gewürzte Mischung,
wie
typisch geworden ist für das Wien, wo, wie
Hermann Bahr sagt, immer Sonntag ist, wo
immer am Herd sich der Spieß dreht.
Seine
1
die wundervolle,
sein geschlissene Dialektik,
unancenreiche Stimmungsmalerei, wie nicht zu¬
letzt die Gabe, Seelenzustände in die zartesten
Fasern zu zerlegen, diese reife Kunst eines
echten Dichters tritt uns weit deutlicher in der
Novelle als im Drama Schnitzlers entgegen.
Man weiß, mit welchen glänzenden Mitteln der
Wiener den Franzosen in der Form der dialogi¬
sierten Novelle folgte, wie er sie ausbaute und
direkt zum Typus stempelte, zum Typus für ihn
und die Stadt der eleganten Plauderei, der er
entstammt. Dem Dichter und seinen Werken ist
jetzt in Alexander Salkind ein ebenso ge¬
rechter wie feinfühlender Kritiker erstanden, ein
Mann mit gereiftem Verständnis und der un¬
erläßlichen Liebe für das zu bearbeitende Werk
und seinen Schöpfer, aber auch ein Mann mit
wahrhaft kritischem Geist, der rückhaltlos auf¬
deckt, was ihm tadelnswert erscheint. An der
Hand dieses wohlmeinenden, gerechten Führers
werden die kritischen Gänge durch Schnitzlers
bedeutendste Werke zu einer ausgezeichneten Be¬
lehrung für jeden, der den Wunsch hat, sich
näher mit dem Wiener Dichter und seinen
dramatischen und novellistischen Arbeiten zu be¬
schäftigen. Lessings Worte, daß den wahren
Virtuosen nur das Lob desjenigen kitzelt, von
dem er weiß, daß er auch das Herz hat, ihn
zu tadeln, macht Salkind in seiner Studie zu
einer sprechenden Wahrheit.
J. N.

1

Telephon 12801.
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1
S MIneam

C l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
60
0
Wien, I., Concordiaplatz 4.

Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Quallenangabe ohne Gewähr.
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* Ausschnitt aus: (ki, Wien.
Evom: 29,SEPTEHRER 1907
PN
Wie 's gemacht wird, oder:
Eine Hand wäscht die andere.
In der Sonntagsnummer der „Neuen Freien Presse“.
vom 22. September leistet sich Alfred Freiherr v. Berger
seinen Artikel über Artur Schnitzler, in welchem er dem
„feinen Talente“ dieses „Pdeten Lob und Bewunderung
zollt, desselben Schnitzler, der mit seinem famosen „Reigen“
nur bewiesen hat, daß er seinen Beruf verfehlte und so
eigentlich nur Talent für einen Strazzensammler in den
„entern Gründen“ besitzt. Schnitzler wird natürlich den
Dank nicht schuldig bleiben und demnächst in einer Ham¬
burger Zeitung dem berühmten „Dramaturgen und Theater¬
direktor Alfred von Berger“ einen Lobhimmelungsartikel
widmen, wenn das nicht vielleicht zu gleicher Zeit geschehen
ist, und einige Stunden hindurch sind die Namen beider
„Größen“ der Clique doch im Munde vieler von jenen,
die bekanntlich nicht alle werden!

Telephon 12801.
HE
S l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
9 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt weutsche Zeitung, Wien


E vom: T1SPPfen7
Herr Baron Alfred Berger sagt in einem Feuilleton
über Artur Schnitzler:

W.
e
„Dadurch aber sind die erotischen Dichtungen
Schnitzlers auch weit mehr als Nuditäten; der dunkle
Hintergrund, vor dem sie sich abspielen und dessen un¬
heimliche Nähe man bei Schnitzler immer fühlt, auch wo
er seinen Humor leuchten läßt, adelt sie — beinahe
zur Poesie.“
„beinahe“ wiegt das sechs Spalten lange,
Dieses
Lob auf.
B