VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1903–1906, Seite 49

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Schlesien.
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Samstag den 16. November 1907.
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Nichtdichter, die auf unseren Bühnen die größten Erfolge
Verfasser, wohin er es haben woll
Vom Deutschen Volkstheater.
ernten Die Menschen im „Schützling“ sind gut gesehen, gut
tirte und dachte mit ihm, nach
beobachtet und gut charakterisiert; sie sollten zur Verstär¬
(Lémaitre, Heijermans und Salten.)
fäßt Salten den Zuschauer viel de
kung der Wirkung nur etwas weniger reden. Allein in diesen
energisch, daß man nachher bein
Wiener Brief von Wilhelm v. Wymetal.
Reden finden sich wiederum so kluge, ganz unauffällige und
Obenswahrheit wie Bühnenwa#
Nach zwei kleinen Unglücksfällen war dem Deutschen
versteckte Bemerkungen über das Interessanteste, was wir
guren starke Bedenken empfindet.
Volkstheater mit Felix Saltens Einalterzyklus „Vom
erforschen, über den Menschen, daß wir Strichen mit Ban¬
aber nicht, solange die Figuren au
andern Ufer“ ein geräuschvoller und nach unge¬
gen entgegensähen. Der vielfach verschleierte, ungeklärte
man gespannt und interessiert,
fährem Theaterkalkül wahrscheinlich auch nachhaltiger Er¬
und unbewußte Egoismus, der über einen jeden von uns
Schöpfers Bann steht.
folg gegönnt. Von den zwei Mißerfolgen kam der erste
herrscht und gebietet, oft ohne daß wir davon das geringste
Ein Mensch, der sich zum 5##
ganz, der zweite teilweise unerwartet, der erste ganz, der
wissen, wollen, ahnen, dieses von Nietzsche und älteren Den¬
als Diener geboren. „Der Kellne#
zweite teilweise unverdient. Es ist totsicher: wäre Monsieur
kern so oft betonte „Volo, cupio, avco etc., ergo sum!“
albeitet sich empor. Schritt für
Guitry, der begabte Pariser Charakterspieler vom
ist durch „La massière“ durch glücklichste Exemplifizierung
rungenen Vermögen die Papierel
Théatre de la Renaissance, mit einer schlecht zusammen¬
in ein Kunstwerk umgesetzt worden. Leider verschwendete
binen Aristokraten kauft und als
gestellten Truppe nach Wien gekommen und hätte den wan¬
haller als Vater Marèze seine tiesdringende Kunst,
liser „Graf Festenberg“ die
kelmütigen Donauanwohnern den alten Marêze in Jules
Lili Marberg als Juliette ihre Schönheit und ihre dis¬
ritet, die er vor Jahren, noch als
Lémaitres vieraktiger coméuie „La massière“ vor¬
krete Anmut vergebens an ein Publikum, das seinen schlech¬
gelernt hat. Am Ziel seines Lebe
gespielt, dann wäre die Bewunderung der Snobs groß und
ten Tag hatte und nicht mitgehen wollte.
einem eifersüchtigen Cousin seiner
ihr Entzücken über die Feinheiten des Dialogs und der
Mit größerer Berechtigung konnten sich die Gäste des
stapler der Polizei ausgeliefert.
dramatischen Charakterstudie ohne Grenzen gewesen, wie
Volkstheaters gegen das Rühr= und Tendenzstück „Aller¬
zehn Minuten vor Ankunft des K
sich ja auch Lémaitres „L'ainée“, von Suzanne Désprès
seelen“ von Hermann Heijermans wehren. Es ist
Erzählung dessen, wie alles kan
getragen, die Herzen gewann. Weil „La massière“ aber
heute über jeden Zweifel hinaus entschieden, daß Heijermans
persönlichen Adel als der Cousin
nur „Der Schützling“ hieß und weil „nur“ unser vor¬
die Hoffnungen auf reichen Segen, die man nach seinem
nur ein verächtliches: „Du Schuft
trefflicher Thaller seine reife Kunst in den Marèze
Eintritt in die Literatur auf ihn setzte, nicht erfüllt hat und
nergraf hätte es leicht gehabt, den
legte, so lachten die Leute, fanden die Komödie konstruiert
nie mehr erfüllen wird. Heijermans ist einer mehr aus der
lich zu erhalten; von der fast
und albern und ließen sie samt dem redlichen Stück Arbeit,
großen Zahl jener Beklagenswerten, die durch einen, mehr
Festenbergs lebt nur ein alter Sp
das in der Aufführung steckte, ohne Erbarmen fallen. Arme,
dem Zufall als eigenem Können geschuldeten glücklichen
unseren Mann öfter angepumpt
herzige, liebenswerte massière! Sie fragen, was das ist,
Wurf die Blicke der nach einem dramatischen Messias sehn¬
adoptiert hätte ... Das Thema
eine massière? Das junge Mädchen, das dieses Ehrenamt
suchtsvoll auslugenden Menschheit auf sich lenkten und dann
und gar nach Saltens Herzen, der
bekleidet, erklärt im Schauspiel einer das nämliche fragenden
unter ihrer Aufgabe und unter den fragenden Blicken er¬
Autodidakt, sich in verschiedenen
Dame: „La massière est une élève chargée de garder
schöpft zusammenbrachen. Die Fischertragödie „Die Hoff¬
eigener Kraft den Namen des b
la „masse“, comme au régiment, de distribuer les
nung auf Segen“, die ihren Siegeszug zu einer Zeit an¬
nalisten neben Bahr erworben ha#
fournitures, de maintenir l’ordre etc.“ Diese Erklärung
trat, wo der Naturalismus und seine Vertreter bereits zu
wohl, daß diese Eheschließung,
erhalten wir gleich in der ersten Szene des ersten Aktes,
weichen begannen, ließ eine Nachblüte, eine Nachernte er= Benehmen des Kellners, seine Au
dessen Schauplatz das Atelier des berühmten Malers Ma¬
hoffen. Doch ward diese Hoffnung enttäuscht. Alles, was nung eines ihm angebotenen R#
—reze-in-der Académie Justinien ist. Unter seinen zahlreichen.] Heijermans nachher aus dem kleinen Holland ins große würdig##tatlisch sind. Na#
Schülerinnen ist Juliette Dupuy sein Liebling und sie ge¬
deutsche Land sandte, versagte, war null und nietenhaft.
lerher=Erwägungen nach dem zwel
nießt im Atelier eine gewisse Vertrauensstellung. Sie führt
Mühsam und mühselig versuchte Heijermans, die launische
Ernst des Lebens“. Ein ber
neue Schülerinnen in die Methode des Meisters ein, sie
Menge, deren berauschenden Jubelruf er einmal verkostet
richtiger Plebejeremporkömmling,
vermittelt den Verkehr des Meisters mit seinen anderen
hatte, neuerdings zu zwingen. Dabei schreckte er vor keinem
schen Schwager, einem genießen
Elevinnen, sie führt in seiner Abwesenheit die Oberauf¬
technischen Mittel zurück. Einmal probierte er es mit einem
Diagnose, daß er nur noch sechs 9
sicht über die Schule, sie darf auch zweimal in der Woche
noch konsequenteren Naturalismus; umsonst! Das Publi¬
will dem Zerschmetterten etwas
den Meister sogar in seiner Privatwohnung besuchen und
kum zog sich vor der Absichtlichkeit verstimmt zurück. Dann
männlicher Gefaßtheit vorschwätze
ihm Arbeiten ihrer Schülerinnen zur Korrektur vor¬
versuchte er es mit einer, bei der durchschnittlichen liberalen
Aristokrat das Zimmer ab, nimm
legen. Denn Juliette ist arm und schlägt sich mit Stunden¬
Theatermenge und der durchschnittlich liberalen Theater¬
und eröffnet dem Schwager, er w
geben kümmerlich durch die Welt, zugleich sich, ihre verwit¬
kritik eines gewissen Wohlwollens sicheren Tendenz und
Minuten niederschießen, um diesc
wete Mutter und einen kleinen Bruder versorgend. Aber
benutzte die Schaubühne, um auf ihr Freisinn und Auf¬
ihm zu lernen. Natürlich bricht
sie ist jung, fleißig, gesund und fröhlich und das gefällt
klärung zu predigen. Aber auch das schlug fehl: dem un¬
zusammen und der vom Schicksal
dem alten Marèze, der schon fünfundfünfzig Jahre auf
gebetenen, unerwünschten, unzeitgemäßen Vorkämpfer wurde
stokrat läßt ihn achselzuckend laufe
dem Rücken hat und ein Weib sowie einen erwachsenen
klar gemacht, wie weit der Abstand zwischen seinen gutge¬
telstunde schlägt. Für den Zuschaf
Sohn besitzt. Ohne daß Juliette es ahnt, unterstützt Marèze
meinten, jedoch schlechtgelungenen Produkten und einem
so aufregend, so nervenrüttelnd,
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Gmen unan
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Frauen dem Thaater entflohen. W