VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1903–1906, Seite 50

enen en
Gul. D en en eeee
zweite teilweise unverdient. Es ist totsicher: wäre Monsieur
kern so oft betonte „Volo, cupio, avco etc., ergo sum!“
abeitet sich empor. Schritt für
Guitry, der begabte Pariser Charatterspieler vom
ist durch „La massière“ durch glücklichste Exemplifizierung
rungenen Vermögen die Papiere
Théatre de la Renaissance, mit einer schlecht zusammen¬
in ein Kunstwerk umgesetzt worden. Leider verschwendete
benen Aristokraten kauft und als
gestellten Truppe nach Wien gekommen und hätte den wan¬
haller als Vater Marèze seine tiesdringende Kunst,
loser „Graf Festenberg“ die
kelmütigen Donauanwohnern den alten Marêze in Jules
Lili Marberg als Juliette ihre Schönheit und ihre dis¬
ratet, die er vor Jahren, noch als
Lémaitres vieraktiger comédie „La massière“ vor¬
krete Anmut vergebens an ein Publikum, das seinen schlech¬
gelernt hat. Am Ziel seines Lebe
gespielt, dann wäre die Bewunderung der Snobs groß und
ten Tag hatte und nicht mitgehen wollte.
einem eifersüchtigen Cousin seiner
ihr Entzücken über die Feinheiten des Dialogs und der
Mit größerer Berechtigung konnten sich die Gäste des
stapler der Polizei ausgeliefert.
dramatischen Charakterstudie ohne Grenzen gewesen, wie
Volkstheaters gegen das Rühr= und Tendenzstück „Aller¬
zehn Minuten vor Ankunft des K
sich ja auch Lémaitres „L'ainée“, von Suzanne Désprès
seelen“ von Hermann Heijermans wehren. Es ist
Erzählung dessen, wie alles kan
getragen, die Herzen gewann. Weil „La massière“ aber
heute über jeden Zweifel hinaus entschieden, daß Heijermans
persönlichen Adel als der Cousir
nur „Der Schützling“ hieß und weil „nur" unser vor¬
die Hoffnungen auf reichen Segen, die man nach seinem
nur in verächtliches: „Du Schuft
trefflicher Thaller seine reife Kunst in den Marèze
Eintritt in die Literatur auf ihn setzte, nicht erfüllt hat und
nergraf hätte es leicht gehabt, de
legte, so lachten die Leute, fanden die Komödie konstruiert
nie mehr erfüllen wird. Heijermans ist einer mehr aus der
lich zu erhalten; von der fast
und albern und ließen sie samt dem redlichen Stück Arbeit,
großen Zahl jener Beklagenswerten, die durch einen, mehr
Festenbergs lebt nur ein alter St
das in der Aufführung steckte, ohne Erbarmen fallen. Arme,
unseren Mann öfter angepumpt
dem Zufall als eigenem Können geschuldeten glücklichen
herzige, liebenswerte massière! Sie fragen, was das ist,
adoptiert hätte ... Das Thema
Wurf die Blicke der nach einem dramatischen Messias sehn¬
eine massière? Das junge Mädchen, das dieses Ehrenamt
suchtsvoll auslugenden Menschheit auf sich lenkten und dann
und gar nach Saltens Herzen, der
unter ihrer Aufgabe und unter den fragenden Blicken er¬
bekleidet, erklärt im Schauspiel einer das nämliche fragenden
Autodidakt, sich in verschiedenen
Dame: „La massière est une élève chargée de garder
schöpft zusammenbrachen. Die Fischertragödie „Die Hoff¬
eigener Kraft den Namen des b
nalisten neben Bahr erworben ha
la „masse“, comme au régiment, de distribuer les
nung auf Segen“, die ihren Siegeszug zu einer Zeit an¬
fournitures, de maintenir l’ordre etc.“ Diese Erklärung
trat, wo der Naturalismus und seine Vertreter bereits zu
wohl, daß diese Eheschließung,
weichen begannen, ließ eine Nachblüte, eine Nachernte er¬
Benehmen des Kellners, seine A
erhalten wir gleich in der ersten Szene des ersten Aktes,
nung eines ihm angebotenen R
hoffen. Doch ward diese Hoffnung enttäuscht. Alles, was
dessen Schauplatz das Atelier des berühmten Malers Ma¬
würdig## theatralisch sind. No
Heijermans nachher aus dem kleinen Holland ins große
reze in der Académie Justinien ist. Unter seinen zahlreichen¬
terher=Erwägungen nach dem zw
deutsche Land sandte, versagte, war null und nietenhaft.
Schülerinnen ist Juliette Dupuy sein Liebling und sie ge¬
Mühsam und mühselig versuchte Heijermans, die launische
Ernst des Lebens“ Ein ber
nießt im Atelier eine gewisse Vertrauensstellung. Sie führt
Menge, deren berauschenden Jubelruf er einmal verkostet
richtiger Plebejeremporkömmling
neue Schülerinnen in die Methode des Meisters ein, sie
hatte, neuerdings zu zwingen. Dabei schreckte er vor keinem
schen Schwager, einem genieße
vermittelt den Verkehr des Meisters mit seinen anderen
technischen Mittel zurück. Einmal probierte er es mit einem
Diagnose, daß er nur noch sechs
Elevinnen, sie führt in seiner Abwesenheit die Oberauf¬
noch konsequenteren Naturalismus; umsonst! Das Publi¬
will dem Zerschmetterten etwas
sicht über die Schule, sie darf auch zweimal in der Woche
kum zog sich vor der Absichtlichkeit verstimmt zurück. Dann
männlicher Gefaßtheit vorschwätz
den Meister sogar in seiner Privatwohnung besuchen und
versuchte er es mit einer, bei der durchschnittlichen liberalen
Aristokrat das Zimmer ab, nimn
ihm Arbeiten ihrer Schülerinnen zur Korrektur vor¬
Theatermenge und der durchschnittlich liberalen Theater¬
und eröffnet dem Schwager, er#
legen. Denn Juliette ist arm und schlägt sich mit Stunden¬
Minuten niederschießen, um die
kritik eines gewissen Wohlwollens sicheren Tendenz und
geben kümmerlich durch die Welt, zugleich sich, ihre verwit¬
benutzte die Schaubühne, um auf ihr Freisinn und Auf¬
ihm zu lernen. Natürlich bricht
wete Mutter und einen kleinen Bruder versorgend. Aber
zusammen und der vom Schicksal
klärung zu predigen. Aber auch das schlug fehl: dem un¬
sie ist jung, fleißig, gesund und fröhlich und das gefällt
gebetenen, unerwünschten, unzeitgemäßen Vorkämpfer wurde
stokrat läßt ihn achselzuckend lau
dem alten Marèze, der schon fünfundfünfzig Jahre auf
telstunde schlägt. Für den Zusche
klar gemacht, wie weit der Abstand zwischen seinen gutge¬
dem Rücken hat und ein Weib sowie einen erwachsenen
sohaufregend, so nervenrüttelnd,
meinten, jedoch schlechtgelungenen Produkten und einem
Sohn besitzt. Ohne daß Juliette es ahnt, unterstützt Marèze
Frauen dem Theater entflohen.
weisen Nathan sei, worauf ihm die Tür gewiesen wurde.
die Brave von Zeit zu Zeit durch den fingierten (aus
über ist, dann urteilen wir nich
Nun griff Heijermans zu einem letzten, zur Erreichung
eigenem gedeckten) Verkauf eines ihrer Bilder und, ohne
Schrecken und dessen Urheber, den
seines Zweckes völlig untauglichen Mittel, er vereinigte die
daß er es ahnt, verliebt er sich dabei nach und nach in die
Effektes. Und wir erinnern uns
freisinnige Tendenz mit einem pathetischen, papiernen Dra¬
Schülerin. Inzwischen sind seiner Frau Juliettens häufige
das Leben“, die fünf Akte lang zu
menstil, wie er so schwulstig und lebenswidrig selbst in den
Besuche aufgefallen und Madame Marèze, die gegen Ju¬
lenschuß, dafür aber vom Herzsch
bösesten Zeiten nachschillerschen Epigonentums auf deutschen
liette ein schlimmes Vorurteil hat, verbietet ihr kurzweg
dend gering sind unsere Bedenken
Bühnen nicht zu gewahren war. So ist das dreiaktige Stück
das Haus. Meister Marèze ist bei dieser Szene nicht zu¬
„Allerseelen“ — ein Spiel nennt es der Autor mit gezierter
klang, der „Auferstehung“.
gegen, sein Sohn Jacques jedoch kommt dazwischen und
Affektation — entstanden, das im Volkstheater genau zwei¬
witzig, frech, übermütig sein ka
verteidigt die arg= und ahnungslose arme Kleine in ritter¬
Element und restlos Herr der Si
mal gegeben werden konnte, am Allerheiligen= und am
licher Weise. So werden Jacques und Juliette im zweiten
den Arzten aufgegeben und er h
Allerseelentag 1907. Es läßt sich übrigens die Vermutung
Akt gute Freunde und so ist es kein Wunder, daß der Sohn
mit einem Mädel trauen lassen,
schwer abweisen, daß dieses unfrohe Spiel zu einer Zeit,
im dritten Akt, zu ganz verschieden begründetem Entsetzen
Ehe= und Kinderfeind, vor zwöl
als der Name Heijermans noch mehr Geltung besaß, er¬
von Vater und Mutter, erklärt, er wolle, müsse, werde
hat. Dieses Mädchen lebt samt de
worben und jetzt nur bei günstiger Gelegenheit, am offi¬
Juliette heiraten. Im vierten und letzten Akt stellt sich
lang mit einem anderen Mann,
ziellen Tag der Rührung, des Ernstes, der Ergriffenheit ab¬
heraus, daß Juliette mit Jacques noch kein Liebeswort
betttrauung nur der Erbschaft
gestoßen wurde. Eine Inhaltsangabe verlohnt kaum der
gewechselt hat und daß sie bereit ist, zu verzichten, um dem
Erwarten genest der Todeskand
Mühe. Es sind zwei Pfarrer da, ein edler, toleranter und
Meister und seiner Frau Schmerz zu ersparen. Dieses Opfer
lauter Verdruß und Arger. Nicht
ein eifernder, intoleranter. Der edle öffnet einer schwan¬
nehmen die beiden nicht an und nach mancher zarten, feinen
gen Frau und ihrem Kind, die si
geren Landstreicherin den Pfarrhof in ihrer schwersten
Wendung und manchem nachdenklichen, weltweisen Wort
zurücksehnen, nicht nur bei dem
Stunde, wofür er auf eine Anzeige des unedlen hin vom
werden Jacques und Juliette ein Paar, während Vater
Amte suspendiert wird. Und zum Schluß holt sich der Lieb¬
gen und in seiner Häuslichkeit
Marèze als geringe Entschädigung einen freigewordenen
haber sein Mädchen, nachdem das kaum geborene Kind wie¬
dern auch bei seinem best.n F
Fauteuil in der „académie des beaux-arts“ bekommt.
der gestorben ist, und das volkstümlich=pantheistische Pärche
mit seiner, des Sterbenden, letzt
Und mit einem entsagenden Zug leiser Wehmut schließt das
Das wird gedankenvoll und ergö
sagt beim Abschied zum Pfarrer: „Sie gehören zu uns.“
liebenswürdige Schauspiel: zu dem resigniert und traurig
daß der Nichtgestorbene alle Leg
Bibelpredigten, die nicht auf der Kanzel, und philosophische
dasitzenden Meister, der im Verlauf der Handlung immer
Freund, Frau, Kind und Gelie
Deklamationen, die nicht ex cathedra oder äußerstens im
nur von seiner „pauvre petite“ gesprochen hat, sagt die
Volksbildungsverein vorgetragen werden, verfehlen ihren
Reisen geht.
im Grunde herzensgute und seinen Nachsommer nachsichtig
Einer der begabtesten Köpfe
Zweck. Auch wenn sie von einer so warm überredenden Für¬
verstebende Gattin: „Mon pauvre Marèze!“
sprecherin, wie es Fräulein Hannemann ist, gesprochen
tikern, Felix Poppenberg,
Er war den Leuten bekannt, daß Lémaitre Kritiker,
werden.
Schärfe die Einakter als „Wiener
Theoretiker, Historiker usw. ist und auf diesem Wege Ein¬
verurteilt und Salten einen Auge
Gegen Saltens drei Einakter „Vomandern Ufer“,
gang in die Akademie gefunden hat. Darum haben sie an
einen „dramatischen Feuilletoni
in Buchform vor wenigen Tagen im Verlag S. Fischer
seine Bühnendichterei nicht geglaubt und diesem Schau¬
unbedenklich, stets zweckbewußt au
in Berlin erschienen, wo auch im Oktober (mit Bassermann
spiel ein viel schlimmeres Schicksal bereitet als die Pariser
Seine Uhren seien Attrappen
in den drei Verwandlungen des am andern Ufer Gelandeten)
bei der Uraufführung Anno 1905. Wenn bei Premieren
läuteten Sturm, wenn am Fade
die Uraufführung stattfand, — gegen Saltens Zyklus hätte
durch Plebiszit zu entscheiden wäre, ob der Verfasser ein
hätten kein eigenes organisches
das Publikum die gleichen Einwendungen erheben können,
Dichter oder „nur ein Autor“ sei, dann hätten die Wiener
der Lehrmeister zu kenntlich:
wie gegen Lémattre. Auch hier ein Monn von Geist, ein
auch recht gehabt. Denn von „Dichtung“ kann beim „Schütz¬
„Die nachdenklichen. Themen
Mann von Talent, ein Kritiker und Theoretiker, so recht
ling“ so wenig gesprochen werden als etwa bei einem Effekt¬
die Vorstellung von Lebens=Kom
das, was man einen grundgescheiten Kerl nennt, aber sicher
ama von Augier, Dumas père, Dumas fils, Feuillet oder
kein Dichter. Auein diesmal hatte das hudralöpsige Unge= mit dem trügerischen Durcheina
Gardon. Aber dieses Literatenstück hat andere, sehr beach¬
#r Qualitäten und es sind doch sonit gerade die #### #iu Eim aum juft keine Lust, ging vielmehr mit dem und Lüge nimmt; auf, und jene