box 37/3
2. Cuttings
lavelen
in der
Sonntagsnummer:
In der Beilage auf Seite 31 und 32 bringen wir die
32. Fortsetzung der Erzählung
„Phäaken“
von
Karl Conte Scapinelli.
Ferner enthält die vorliegende Nummer:
„Literaturblatt“: „Lueile de Chateau¬
briand.“ Von Adele Steinberg (Bonn).
„Oesterreichische Zentralverwaltung.“ Von
Dr. Hans Schlitter. Literarische Notizen.
Eingesendete Bücher. Kalender für das
Jahr 1908, Seite 31 bis 39.
Schließlich:
Die 94. Fortsetzung des Romans „Die Liebe
Daria Lantes“ von Richard Voß. Seite
49 und 50.
Feuilleton.
Arthur Schnitzler.
Von Zlfred Frihern v. Ferger.
Im Grunde genommen handeln Arthur Schnitzlers
Theaterstücke und Novellen samt und sonders nur von
drei Dingen: Vom Lieben, vom Sterben und vom
Komödiespielen; wobei „Komödiespielen“ im denkbar
weitesten, alle Arten von Wahn und Traum in sich be¬
greifenden Sinne zu verstehen und an Stelle von „Lieben“
ein minder vieldeutiges Wort zu denken ist, dessen Be¬
deutung Schnitzler selbst in einem seiner charakteristischesten
Bücher, dem „Reigen“, nur durch stumme Gedankenstriche
S
zu symbolisieren wagt. Liebe, Tod und Theater, diese
Spielarten einer gewissen A
drei Grundfarben, verbunden und verschmolzen durch alle
genau Bescheid weiß, da
möglichen Uebergänge und Mitteltöne, leuchten aus dem
Lieblingslektüre höchst wähle
poetischen Spektrum heraus, in welche Schnitzlers feines
sind, üben die Heimlichket
Talent das Phänomen des Lebens wie ein durchsichtiger,
Sterbens beinahe einen n
eigenartig geschliffener Kristall zerlegt. Schnitzlers poetisches
die neuen Entdeckungen, die
Erfinden besteht darin, alle ersinnlichen Kombinationen
subtile Beobachtung etwa no
dieser drei Farben abwandelnd zu erschöpfen, den Tod
Jeder Seite, die Schnitzler
durch die Liebe, die Liebe durch den Tod hindurchscheinen
schrieben hat, f##t### man's
und Tod und Liebe und Liebe und Tod in das trügerische
hierin Erfahrung=kah, Ich
Zwielicht der Illusion zu tauchen, das alle Gegenstände,
dies manche Ke
zu tu
die es überhaucht, ins Traumhafte und Unwirkliche ver¬
spielen, daß Sch
als
flüchtigt und auflöst. Gerade jene unter Schnitzlers Sachen,
habt hat, das #
die sich unwillkürlich auch dem blasiertesten Gedächtnis ein¬
Früchte seines
wurzeln
— nach meiner Erfahrung das verläßlichste Kenn¬
Schnitzler kennt das Sterben
zeichen echten und eigenartigen Wertes, weil das nur Werke
erlebt hat, er weiß es zu sa
tun, in denen mindestens ein Körnchen von Urneuem
einmal gestorben ist. Ich
— gerade diese erweisen sich fast immer als Ver¬
Menschen gehört, deren Geda
flechtungen der genannten drei Themata, wobei bald der
dies zu bemerken brauchen u
Liebe, bald dem Tod, bald dem Wahn die führende
dadurch getrübt würde, una
Stimme zufällt. So ists in „Sterben“, in der Novelle
lichen Tod beschäftigt sind,
„Die Toten schweigen“, in „Parazelsus“, in der „Gefährtin“,
indem sie sich so intensiv w
im „Grünen Kakadu“, in der „Frau mit dem Dolch“,
lebnis des Sterbens hineinz
den „letzten Masken“, im „Schleier der Beatrice“ den
keiner, der es einmal in W
„Dämmerseelen“, im „Lieutenant Güstl“ und manchen
richt abstatten kann, die jer
anderen Geschichten und Bühnenspielen. In allen führen
Phantasie sterben. „Gestorber
Eros, Thanatos und Dionysos mannigfaltig varüerte,
taufen, der häufiger ist als
viel verschlungene Tänze und Spiele auf, haschen sich
Mensch ist fähig, wie Sch
und fliehen sich, suchen bald einander nachzuäffen, bald
Gustl“ vollbracht hat, die
voneinander grell abzustechen, stehlen eines des andern
die einem jungen, mit heißen
Wasse oder Symbol, so daß einmal Eros oder Thanatos
in den wenigen Stunden,
die Maske des mimischen Gottes trägt, dann wieder
Ende trennen, durch Kopf
Thanatos sich statt seiner Seuse des Erospfeiles bedient,
schildern wie Schnitzler, mit
um ein Leben zu vernichten. Niemals aber zerreißt der
Selbstverständlichkeit, sekunde
darüber gebreitete feine Traumschleier, niemals, trotz aller
Empfundenes, so daß er
Wahrheit und Lebendigkeit der Darstellung, wirft uns
Form mit dem Monolog v
die Empfindung, einen Naturabklatsch vor uns zu haben,
solcher Mensch kann auch
aus der Welt der Poesie in die nüchterne Wirklichkeit...
Wirkungen, die, oft, ohne das
Drei Gebiete des Seelenlebens beherrscht Schnitzler,
heit, daß wir über kurz od
um einen seinem bürgerlichen Beruf, dem ärztlichen, ent¬
unser ganzes Seelenleben üb
lehnten Ausdruck zu gebrauchen, als Spezialist: das
der Gedanke an die nahe
erotische Gebiet, das innere Verhältnis des Menschen zum
unseren Lebensdrang zum
Tod und endlich das in uns allen spukende schau¬
der Tod die geheime Quelle
spielerische, genauer komödiantische Etwas. Es ist selt= in der Bibel zu lesen: „2
sam, auf diesen Dichter, der in allen Nuancen und und fröhlich sein, denn mo
2. Cuttings
lavelen
in der
Sonntagsnummer:
In der Beilage auf Seite 31 und 32 bringen wir die
32. Fortsetzung der Erzählung
„Phäaken“
von
Karl Conte Scapinelli.
Ferner enthält die vorliegende Nummer:
„Literaturblatt“: „Lueile de Chateau¬
briand.“ Von Adele Steinberg (Bonn).
„Oesterreichische Zentralverwaltung.“ Von
Dr. Hans Schlitter. Literarische Notizen.
Eingesendete Bücher. Kalender für das
Jahr 1908, Seite 31 bis 39.
Schließlich:
Die 94. Fortsetzung des Romans „Die Liebe
Daria Lantes“ von Richard Voß. Seite
49 und 50.
Feuilleton.
Arthur Schnitzler.
Von Zlfred Frihern v. Ferger.
Im Grunde genommen handeln Arthur Schnitzlers
Theaterstücke und Novellen samt und sonders nur von
drei Dingen: Vom Lieben, vom Sterben und vom
Komödiespielen; wobei „Komödiespielen“ im denkbar
weitesten, alle Arten von Wahn und Traum in sich be¬
greifenden Sinne zu verstehen und an Stelle von „Lieben“
ein minder vieldeutiges Wort zu denken ist, dessen Be¬
deutung Schnitzler selbst in einem seiner charakteristischesten
Bücher, dem „Reigen“, nur durch stumme Gedankenstriche
S
zu symbolisieren wagt. Liebe, Tod und Theater, diese
Spielarten einer gewissen A
drei Grundfarben, verbunden und verschmolzen durch alle
genau Bescheid weiß, da
möglichen Uebergänge und Mitteltöne, leuchten aus dem
Lieblingslektüre höchst wähle
poetischen Spektrum heraus, in welche Schnitzlers feines
sind, üben die Heimlichket
Talent das Phänomen des Lebens wie ein durchsichtiger,
Sterbens beinahe einen n
eigenartig geschliffener Kristall zerlegt. Schnitzlers poetisches
die neuen Entdeckungen, die
Erfinden besteht darin, alle ersinnlichen Kombinationen
subtile Beobachtung etwa no
dieser drei Farben abwandelnd zu erschöpfen, den Tod
Jeder Seite, die Schnitzler
durch die Liebe, die Liebe durch den Tod hindurchscheinen
schrieben hat, f##t### man's
und Tod und Liebe und Liebe und Tod in das trügerische
hierin Erfahrung=kah, Ich
Zwielicht der Illusion zu tauchen, das alle Gegenstände,
dies manche Ke
zu tu
die es überhaucht, ins Traumhafte und Unwirkliche ver¬
spielen, daß Sch
als
flüchtigt und auflöst. Gerade jene unter Schnitzlers Sachen,
habt hat, das #
die sich unwillkürlich auch dem blasiertesten Gedächtnis ein¬
Früchte seines
wurzeln
— nach meiner Erfahrung das verläßlichste Kenn¬
Schnitzler kennt das Sterben
zeichen echten und eigenartigen Wertes, weil das nur Werke
erlebt hat, er weiß es zu sa
tun, in denen mindestens ein Körnchen von Urneuem
einmal gestorben ist. Ich
— gerade diese erweisen sich fast immer als Ver¬
Menschen gehört, deren Geda
flechtungen der genannten drei Themata, wobei bald der
dies zu bemerken brauchen u
Liebe, bald dem Tod, bald dem Wahn die führende
dadurch getrübt würde, una
Stimme zufällt. So ists in „Sterben“, in der Novelle
lichen Tod beschäftigt sind,
„Die Toten schweigen“, in „Parazelsus“, in der „Gefährtin“,
indem sie sich so intensiv w
im „Grünen Kakadu“, in der „Frau mit dem Dolch“,
lebnis des Sterbens hineinz
den „letzten Masken“, im „Schleier der Beatrice“ den
keiner, der es einmal in W
„Dämmerseelen“, im „Lieutenant Güstl“ und manchen
richt abstatten kann, die jer
anderen Geschichten und Bühnenspielen. In allen führen
Phantasie sterben. „Gestorber
Eros, Thanatos und Dionysos mannigfaltig varüerte,
taufen, der häufiger ist als
viel verschlungene Tänze und Spiele auf, haschen sich
Mensch ist fähig, wie Sch
und fliehen sich, suchen bald einander nachzuäffen, bald
Gustl“ vollbracht hat, die
voneinander grell abzustechen, stehlen eines des andern
die einem jungen, mit heißen
Wasse oder Symbol, so daß einmal Eros oder Thanatos
in den wenigen Stunden,
die Maske des mimischen Gottes trägt, dann wieder
Ende trennen, durch Kopf
Thanatos sich statt seiner Seuse des Erospfeiles bedient,
schildern wie Schnitzler, mit
um ein Leben zu vernichten. Niemals aber zerreißt der
Selbstverständlichkeit, sekunde
darüber gebreitete feine Traumschleier, niemals, trotz aller
Empfundenes, so daß er
Wahrheit und Lebendigkeit der Darstellung, wirft uns
Form mit dem Monolog v
die Empfindung, einen Naturabklatsch vor uns zu haben,
solcher Mensch kann auch
aus der Welt der Poesie in die nüchterne Wirklichkeit...
Wirkungen, die, oft, ohne das
Drei Gebiete des Seelenlebens beherrscht Schnitzler,
heit, daß wir über kurz od
um einen seinem bürgerlichen Beruf, dem ärztlichen, ent¬
unser ganzes Seelenleben üb
lehnten Ausdruck zu gebrauchen, als Spezialist: das
der Gedanke an die nahe
erotische Gebiet, das innere Verhältnis des Menschen zum
unseren Lebensdrang zum
Tod und endlich das in uns allen spukende schau¬
der Tod die geheime Quelle
spielerische, genauer komödiantische Etwas. Es ist selt= in der Bibel zu lesen: „2
sam, auf diesen Dichter, der in allen Nuancen und und fröhlich sein, denn mo